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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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schlenderte er zu seiner Person zurück.
    »Du bist ein echt unausstehlicher Bursche, was, Stinker?« begrüßte Honor ihn, als er zwischen den Büschen hervorkam.
    »Bliek!« antwortete er fröhlich und hüpfte in ihren Schoß. LaFollet schnaubte, aber der ‘Kater erachtete es unter seiner Würde, die Belustigung des Leibwächters zu registrieren. Statt dessen musterte er seine Klauen und schnippte eine Erdkrume beiseite, die an einer Kralle haftete, setzte sich auf und putzte sich mit unerträglicher Selbstzufriedenheit die Schnurrhaare.
    »Das Chipmunk hat dir niemals etwas zuleide getan«, schalt Honor ihn. Nimitz zuckte nur mit den Schultern. Baumkatzen töteten nur, wenn es notwendig war, aber sie waren Raubtiere und fanden daher am Beschleichen von Beute ein unleugbares Vergnügen. Honor fragte sich häufig, ob Baumkatzen wohl gerade deswegen mit Menschen so gut zurechtkamen. Wie dem auch sei, Nimitz hatte das ahnungslose Tierchen ganz klar unter ›eßbar, Chipmunk, ein Exemplar‹ katalogisiert, und ob es aus der eben gemachten Erfahrung nun ein Trauma davontrug, war für ihn in höchstem Maße unerheblich.
    Honor schüttelte darüber nur den Kopf. Als ihr Chrono piepte, verzog sie das Gesicht. Sie blickte auf die Uhr und schnitt eine Grimasse, dann nahm sie Nimitz auf und setzte ihn sich auf die Schulter. Zur Wahrung seines Gleichgewichts legte er ihr eine Echthand auf den Kopf und keckerte fragend; Honor hob vorsichtig die Schultern und ließ sie wieder sinken.
    »Wir sind spät dran; wenn ich diese Sitzung verpasse, bringt Howard mich um.«
    »Oh, ich bezweifle, daß der Regent so weit gehen würde, Mylady.«
    Honor lachte leise über LaFollets beruhigende Worte, Nimitz hingegen zog nur die Nase kraus. Die Wichtigkeit, die die Menschheit und ganz besonders er selbst Begriffen wie ›Zeit‹ und ›Pünktlichkeit‹ beimaß, konnte er nur mit Geringschätzung strafen. Doch die Vergeblichkeit jedes Protestversuchs war ihm von vornherein klar; er ließ sich nieder und versenkte die Krallen der Echtpfoten und der Handpfoten sicher in Honors Weste. Seine Person erhob sich und ging weiter.
    Honor trug eine halbwegs traditionell graysonitische Garderobe, und so bauschte ihr schwungvoller Schritt die Röcke, als sie dem Ost-Portikus zustrebte. Wie die meisten Graysons war auch LaFollet kleiner als sie, und deshalb mußte er in leichten Trab verfallen, um mit ihr Schritt halten zu können. Honor nahm an, daß er sich deswegen würdelos vorkommen mußte, oder sie entschuldigte sich nicht dafür, daß sie ihn so hetzte; ihr Tempo verlangsamte sie jedoch nicht. Die Zeit wurde allmählich knapp, und sie hatten es noch weit.
    Für Honors Geschmack war Harrington House einfach zu groß, luxuriös und teuer, aber niemand hatte sie gefragt, als es gebaut wurde. Die Graysons hatten das Anwesen als Geschenk an die Frau betrachtet, die ihren Planeten gerettet hatte, und das bedeutete, daß sie sich nicht beschweren konnte. Mittlerweile hatte Honor sich, noch immer mit einem leichten Schuldgefühl behaftet, dazu durchgerungen, die Gewaltigkeit des Bauwerks zu akzeptieren. Und wie Howard Clinkscales immer wieder so gern hervorhob, war es nicht allein für sie errichtet worden. Tatsächlich diente das imposante Bauwerk vor allem als Verwandlungssitz des Gutes von Harrington, und Honor mußte zugeben, daß der überschüssige Platz mittlerweile ziemlich rar geworden war.
    Sie verließen den Garten. Honor verfiel in ein langsameres, etwas schicklicheres Tempo, und der ständige Posten am Ost-Portikus nahm Haltung an und salutierte. Honor unterdrückte den automatischen Reflex, der ihr als Offizier der Navy innewohnte, die Ehrenbezeugung zu erwidern, und begnügte sich mit einem Nicken zur Antwort. Gerade als sie mit LaFollet auf den Fersen die Stufen hinaufhastete, erschien neben dem Posten ein weißhaariger Mann mit grimmigem Gesicht, der einen gehetzten Blick auf sein eigenes Chrono warf. Als er die Schritte hörte, blickte er auf, und seine finstere Miene wich einem Lächeln. Dann schritt er auf den Stufen aus einheimischem Stein Honor entgegen.
    »Tut mir leid, daß ich so spät dran bin, Howard«, sagte sie zerknirscht. »Auf dem Weg hat Nimitz leider ein Chipmunk entdeckt.«
    Howard Clinkscales’ Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen, auf das jedes Straßenkind stolz gewesen wäre, dann drohte er dem Baumkater mit dem Finger. Dreist zuckte Nimitz mit den Ohren, und der Regent ließ ein tiefes Lachen hören. Vor langer

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