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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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drückte den Auslöser.
     
    »Raketenstart – Null Null Zehn!« brüllte Troubridges Kopilot, und der Magen des Master Chiefs verwandelte sich in gefrorenes Blei. Impellerantrieb. Bei der Beschleunigung konnte es nichts anderes sein. Kam auf über vierzig Grad herein. Sein Verstand verarbeitete die Daten, und er wußte, daß es keine Möglichkeit gab, der Rakete auszuweichen. Im Grunde konnte er nur eins tun.
    Er schaltete den Kontragrav aus und tauchte zum Boden.
    »Gütiger Prüfer!« keuchte auch der Cheflotse im Kontrollturm. Eine impellergetriebene Rakete besaß keine Abgasflamme, und die Ortungsemissionen der Pinasse störten seine Instrumente zu sehr, als daß er genau hätte sagen können, woher die Rakete kam. Aber was vor sich ging, das wußte er genau und drückte den Knopf, der sein Mikrofon in das Signalnetz der Raumhafensicherheit legte und gleichzeitig mit Lady Harringtons Pinasse verband.
    »SAM-Start, in der Nähe des westlichen Vorfelds!«
    »Mein Gott – die Gutsherrin!« brüllte jemand hinter ihm, aber der Cheflotse blickte nicht einmal auf. Seine entsetzten Augen klebten an dem rasch fallenden Radarecho der Pinasse.
     
    Honor riß den Kopf hoch, als die Pinasse unvermittelt ins Schlingern geriet, über die Backbordseite abkippte und senkrecht nach unten fiel. Einen Augenblick lang fürchtete sie, der Pilot könnte die Kontrolle verloren haben, dann hörte sie das Kreischen der Staustrahlturbinen, die übergangslos auf Vollast gestellt wurden. Gleichzeitig bemerkte sie, daß die Pinasse noch immer nach links abdrehte. Das Manöver wurde absichtlich durchgeführt, so viel stand fest, aber wieso …?
    Nimitz richtete sich auf ihrem Schoß auf, und sie schloß die Arme um den Baumkater und wölbte sich sofort schützend über ihn. Dann löste sie einen Arm von ihm und drückte Reverend Hanks’ Kopf runter – mehr konnte sie nicht tun.
     

27
    Technisch ausgedrückt versuchte Master Chief Troubridge einen Fehlschuß herbeizuführen. Mit den Worten eines Laien brachte er seine Pinasse zum Absturz, um unter den Erfassungsbereich der Boden-Luft-Rakete zu fallen – und betete darum, daß er das Beiboot einen Moment vor dem Aufprall abfangen konnte, sonst würde er jeden Menschen an Bord eigenhändig getötet haben. Das Manöver war so gut wie unmöglich, aber Gil Troubridge war ein sehr, sehr guter Pilot, und fast hätte er es geschafft.
    Fast.
    Er mußte die Nase der Pinasse hochziehen, und als er das tat, während er auf dem Schub der gequält kreischenden Turbinen und dem Auftrieb der geschundenen Tragflächen ritt, schaltete er gleichzeitig den Kontragrav wieder hinzu. Aber da war er schon etwa einen Meter zu tief, und das Heck der Pinasse krachte in den Boden. Der Aufprall riß das schlanke Beiboot herum, daß es beinahe senkrecht in der Luft stand, aber es überschlug sich nicht ganz. Einen Augenblick lang hing die Pinasse einfach in der Luft, und Troubridge verspürte schreckliche Erleichterung. Sein Kopilot hatte die Notlandekufen bereits ausgefahren, und wenn die Kiste sich darauf absetzen ließ …
    Dann führte die SAM ihren letzten Angriff aus.
    Der winzige High-Tech-Kamikaze hatte das Ziel verloren, als Troubridge zum Boden abtauchte, aber nun hatte der Suchkopf sein Ziel wieder erfaßt, und die Rakete raste mit mehr als zehn Kilometern pro Sekunde herbei. Trotzdem hätte der Pilot fast einen Treffer verhindert, aber die Vorderkante des Impellerkeils erfaßte die aufgerichtete Nase der Pinasse einen Meter hinter dem Radom.
    Eine Klinge aus Gravitationsenergie durchschnitt den Rumpf wie eine Axt ein Stück Butter, und die ungebändigte kinetische Energie des Aufpralls zerfetzte die vorderen zehn Meter der Pinasse augenblicklich. Troubridge, sein Kopilot und der Signalgast waren auf der Stelle tot, und die Aufprallenergie vollendete das Werk, das mit dem Aufprall des Hecks begonnen hatte: Die todgeweihte Pinasse verdrillte sich, platzte auf der ganzen Länge auf und krachte zu Boden wie ein Delphin, der sich rückwärts ins Wasser fallen läßt. Aber die Pinasse war kein Delphin, und das Vorfeld des Raumflughafens war mit einer vierzig Zentimeter dicken Schicht Betokeramik gepflastert, die viel, viel härter war als Wasser.
     
    »O Gott, sie ist abgestürzt«, flüsterte der Cheflotse. »Mein Gott, o mein Gott, sie ist unten !«
    Mit heulenden Sirenen rasten Rettungsfahrzeuge durch die Nacht, und der Lotse beobachtete entsetzt durch die Fenster des Kontrollturms, wie die

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