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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Zeit hätte sich Clinkscales in Gegenwart eines fremdartigen Geschöpfes wie Nimitz auf keinen Fall so unbefangen verhalten können – ganz zu schweigen davon, daß ihn schon der Gedanke, eine Frau könne den Schlüssel eines Gutsherrn tragen, über alle Maßen entsetzt hätte –, aber diese Tage waren vorbei, und als er seinen Blick nun wieder auf Honor richtete, leuchteten seine Augen.
    »Nun, wenn es so wichtig war, Mylady, dann ist eine Entschuldigung selbstverständlich nicht erforderlich. Andererseits sollten wir die Papiere bereit haben, wenn Kanzler Prestwick anruft und die Genehmigung des Rates durchgibt.«
    »Aber es soll sich doch um eine ›überraschende‹ Mitteilung handeln«, entgegnete Honor klagend. »Können Sie mir da nicht ein wenig Bummelei durchgehen lassen?«
    »Für Ihre Siedler und die anderen Schlüsselhalter soll es eine Überraschung sein, Mylady – nicht für Sie. Also versuchen Sie sich bitte nicht herauszureden, indem Sie mich beschwatzen. Dazu fehlt Ihnen sowieso das Talent.«
    »Aber Sie sagen mir doch immer wieder, ich müsse lernen, Kompromisse zu schließen. Wie soll ich das je schaffen, wenn Sie niemals auch nur einen Kompromiß eingehen, den ich Ihnen anbiete?«
    »Ha!« schnaubte Clinkscales, aber sie wußten beide, daß ihre betont wehleidig vorgebrachte Klage einen ernsten Kern aufwies. Honor fühlte sich unbehaglich, wenn sie die autokratische Macht einer Gutsherrin ausübte, und doch dachte sie oft, sie habe mit den auf Grayson herrschenden Verhältnissen Glück gehabt.
    Die Traditionen dieses Planeten mochten im Vergleich zu den Bedingungen, unter denen sie aufgewachsen war, fremd erscheinen, doch andererseits wäre Honor für die Verwaltungslaufbahn im Sternenkönigreich denkbar ungeeignet gewesen – auch ohne die unangenehme Erfahrung gemacht zu haben, in das Tohuwabohu der manticoranischen Parteizwiste hineingezogen zu werden.
    Bevor man sie ins Amt der Gutsherrin katapultierte, hatte Honor niemals darüber nachgedacht, aber als sie sich schließlich ihren Pflichten als autokratische graysonitische Schlüsselträgerin stellen mußte, da hatte sie den wahren Grund begriffen, weshalb sie die Politik nicht mochte. Ihr ganzes Leben lang war sie dazu ausgebildet worden, Entscheidungen zu treffen – Ziele zu definieren und die geeigneten Mittel zu ergreifen, um diese Ziele zu erreichen – und dabei zu wissen, daß jedes Zögern am Ende nur mehr Leben kosten würde. Das Bedürfnis eines Politikers, ständig Positionen zu überdenken und nach Kompromissen zu streben, war ihr fremd, und sie vermutete sehr stark, daß es den meisten Offizieren ebenso ging. Politiker waren dazu ausgebildet, in solchen Begriffen zu denken, auch nach nicht ganz perfekten Konsensen zu streben und Teilsiege zu akzeptieren – und dahinter steckte mehr als bloßer Pragmatismus. Diese Einstellung schloß Despotismus aus; dementgegen bevorzugten Menschen, die Kriege fochten, direkte, endgültige Problemlösungen. Offiziere der Königin strebten nach nichts Geringerem als dem Sieg. Grauschleier bereiteten Kriegern nur Unbehagen, und halbe Siege bedeuteten in der Regel, daß zu viele Menschen für ein zu schlechtes Ergebnis starben. Und das erklärte wohl recht gut die Vorliebe der Militärs für autokratische Systeme, in denen die Leute taten, was man ihnen sagte, ohne Einwände zu erheben.
    Und , dachte sie ironisch, das erklärt wohl auch, warum Militärs stets nur Pfusch produzieren, wenn sie, aus welch hehren Motiven auch immer, in einer Gesellschaft mit nicht-autokratischen Traditionen die Macht an sich reißen. Sie wissen nicht, wie sie die Maschine in Gang halten sollen, und das führt nur zu oft dazu, daß sie aus purer Frustration alles zugrunde richten.
    Sie schüttelte die Gedanken ab und warf Clinkscales ein Lächeln zu.
    »Na schön, wir machen es, wie Sie sagen. Aber nehmen Sie sich in acht, Howard! Irgend jemand muß schließlich nächste Woche vor die Gärtnergilde der Damen treten und die Ansprache halten.«
    Clinkscales erbleichte. Seine Miene wirkte so entgeistert, daß Honor nicht anders konnte und glucksend lachte – was sie sehr überraschte. Selbst LaFollet fiel ein; als Clinkscales ihn anblickte, wurde sein Gesicht allerdings auf der Stelle ausdruckslos.
    »Ich … äh, ich werde daran denken, Mylady«, sagte der Regent nach einem Augenblick. »Bis dahin aber …«
    Mit einer schwungvollen Armbewegung wies er auf die Stufen, und Honor nickte. Die letzten Meter zum Portikus

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