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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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erstiegen sie gemeinsam, von LaFollet gefolgt. Honor wollte gerade etwas anderes zu Clinkscales sagen, als sie erstarrte. Ihre Augen nahmen die Härte braunen Feuersteins an und verengten sich; Nimitz legte die Ohren an und stieß ein fauchendes Zischen aus. Der Regent stutzte überrascht und blickte in die gleiche Richtung wie Honor; dann grunzte er wie ein erzürnter Eber.
    »Das tut mir leid, Mylady. Ich werde sie auf der Stelle entfernen lassen«, sagte er rauh, doch Honor schüttelte zur Antwort nur den Kopf, eine knappe, ärgerliche, abwehrende Geste. Ihre Nasenflügel bebten, aber sie öffnete bewußt die geballten Fäuste und hob die Hand, um Nimitz beruhigend zu streicheln. Dabei nahm sie den Blick nicht von den ungefähr fünfzig Männern, die sich gleich vor dem Osttor versammelt hatten, und als sie sprach, war ihr Sopran völlig unbewegt.
    »Nein, Howard. Lassen Sie sie zufrieden.«
    »Aber Mylady …!« rief Clinkscales aus.
    »Nein«, unterbrach sie ihn mit bereits natürlicher klingender Stimme. Noch einen Moment sah sie finster auf die Demonstranten, dann riß sie sich zusammen und brachte ein schiefes Lächeln zustände. »Wenigstens wird ihr Bildmaterial immer besser«, stellte sie fast leichthin fest.
    Zähneknirschend funkelte Andrew LaFollet die Demonstranten an, die jenseits des Kuppeltors wacker auf und ab marschierten. Die meisten der Transparente, die sie trugen, zeigten Bibelzitate oder Aussprüche aus »Das Buch des Neuen Weges«, den gesammelten Lehren von Austin Grayson, der die Kirche der Entketteten Menschheit gegründet und die Gläubigen von Alterde auf die Welt geführt hatte, die nun seinen Namen trug. Diese Transparente waren schlimm genug, denn die Schildermaler hatten alle Zitate zusammengetragen, die auch nur im entferntesten herangezogen werden konnten, um die Idee der Ebenbürtigkeit von Mann und Frau zu widerlegen. Die andere Hälfte aber bestand aus ungeschlachten politischen Karikaturen, auf den Lady Harrington als eine Art begehrliches Schreckgespenst dargestellt wurde, das die Gesellschaft in den Untergang führte. Auch die harmloseste der Karikaturen hätte jede graysonitische Frau noch immer tödlich beleidigt, aber nichts versetzte den Major so sehr in Zorn wie die Schilder, auf denen nur zwei Worte standen: »Ungläubige Metze«.
    »Bitte, Mylady!« LaFollets Stimme klang erheblich gepreßter als Clinkscales’. »Sie können doch nicht zulassen, daß diese …«
    »Ich kann nichts dagegen unternehmen«, unterbrach ihn Honor. Er gab einen unartikulierten Laut des Zornes von sich, und sie legte ihm die Hand auf die Schulter. »Sie wissen, daß ich nichts unternehmen kann, Andrew. Die Demonstranten stehen nicht auf unserem Gebiet und verstoßen gegen kein einziges unserer Gesetze. Gegen solch gesetzestreue Demonstranten können wir nicht vorgehen, ohne selbst einen Rechtsbruch zu begehen.«
    »Gesetzestreuer Abschaum, meinen Sie wohl, Mylady.« Die kalte Boshaftigkeit in Clinkscales’ Stimme vermochte jedem angst und bange zu machen, aber als Honor ihn nur ansah, zuckte er unglücklich die Schultern. »Ja, Sie haben recht. Wir können ihnen nichts anhaben.«
    »Aber kein einziger davon gehört zu unseren Leuten! Das sind alles Fremde!« protestierte LaFollet, und Honor mußte ihm innerlich recht geben. Diese Kerle waren von Ferne nach Harrington gekommen – waren, um genau zu sein, hierhergeschickt worden –, und ihre Fahrtkosten und ihr Unterhalt wurden durch Spenden Gleichgesinnter finanziert. Verglichen mit dem, was professionelle manticoranische Meinungsmacher hätten auf die Beine stellen können, wirkte dieses Bemühen sehr unausgegoren, aber andererseits wurden die Protestierenden von den Grenzen ihrer Aufrichtigkeit eingeengt.
    »Das weiß ich, Andrew«, antwortete Honor, »und auch, daß sie nur die Ansicht einer Minderheit vertreten. Leider kann ich gar nichts dagegen unternehmen, ohne ihr Spiel für sie zu spielen.« Sie sah noch einen Augenblick länger zu den Demonstranten hinüber, dann wandte sie ihnen mit Bedacht den Rücken zu. »Hatten Sie nicht gesagt, wir hätten noch Papierkram zu erledigen, Howard?«
    »Ja, Mylady, das sagte ich wohl.« Clinkscales klang erheblich aufgeregter als sie, aber er nickte bestätigend, wandte sich um und ging voran.
    Wortlos folgte LaFollet ihnen durch den Korridor zu Honors Büro, aber Nimitz übertrug den inneren Aufruhr des Majors zu ihr. Die Empörung des ‘Katers sickerte über die Verbindung zu ihr durch und

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