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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Verantwortung nicht aus. Während seines Aufenthalts an Bord der Wayfarer hatte Caslet sie kennengelernt – nicht gut, aber gut genug, um zu sehen, wie jeder Tote auf Sidemore sie verfolgen würde, wenn Warnecke auf den Knopf drückte; gut genug, um zu wissen, daß sie sich darüber im klaren war – daß sie diese Gefahr ebenso wie jeden anderen Aspekt der Operation deutlich erkannt hatte. Wenn Warnecke die Minen zündete, würde jedermann in der ganzen Galaxis hinterher klüger sein und ihr die Schuld an der Katastrophe zuschieben, anführen, daß sie sich ungeschickt verhalten hätte – daß es eine Möglichkeit gegeben haben mußte , die vielen Toten zu vermeiden. Und auch sie würde die Schuld auf sich nehmen. Sie würde immer glauben, sie hätte die Zündung der Sprengladungen verhindern können, wenn sie nur klüger, gewitzter und schneller gehandelt hätte. Und trotz alledem war Captain Honor Harrington hierhergekommen, um einem Planeten voller Menschen zu helfen, von denen sie keinen einzigen kannte.
    Wie schaffte sie das? Wie überwand sie sich, solch schwere Verantwortung auf sich zu laden, wenn sie sie genausogut jemand anderem hätte aufbürden können? Auch Warner Caslet war Raumoffizier und an die Last des Kommandos gewöhnt, dennoch wußte er keine Antwort auf diese Frage. Er wußte nur, daß sie es getan – und daß er es nicht vermocht hätte.
    Sie waren Feinde. Ihr Königreich kämpfte gegen die Republik um seinen Bestand, und die Männer und Frauen, von denen die Republik beherrscht wurde, kämpften gegen das Königreich um ihr Leben. Ein Rückzug war nicht möglich: Entweder wurde das Sternenkönigreich erobert oder das Komitee für Öffentliche Sicherheit von dem Pöbel vernichtet, den es zur Unterstützung des Krieges mobilisiert hatte. Caslet empfand keine Zuneigung zum Komitee oder seinen Mitgliedern, aber nach dessen Niedergang wüßte Gott allein, wohin die darauf folgenden Blutbäder führen würden. Und weil Honor Harrington und Warner Caslet beide Raumoffiziere waren, weil die Folgen einer Niederlage jeweils zu unannehmbar waren, um auch nur in Betracht gezogen zu werden, konnten sie nichts anderes sein außer Feinde. Doch in diesem Augenblick wünschte Warner Caslet, es wäre nicht so. Er spürte den Magnetismus, mit dem Honor Harrington ihre Crews dazu brachte, sie zu verehren und ihr ins Feuer zu folgen, und endlich begriff er ihren Beweggrund:
    Ihr war nichts gleichgültig. Daran lag es, es war im Grunde so einfach. Sie vermochte keine gleichgültige Haltung einzunehmen, und sie vermochte weder ihren Leuten weniger zu geben als das Bestmögliche, noch konnte sie Verantwortung ablehnen, die ihr von der Pflicht aufgebürdet wurde, ganz gleich, wie schwer und schrecklich die Last auch war. Caslet hatte beobachtet, mit welch furchtbarer Effizienz sie die vier Schweren Kreuzer vernichtet hatte, und erkannte in ihr die Wölfin. Aber sie war eine Wölfin, welche ihr Leben dem Schutz derjenigen verschrieben hatte, die sich nicht gegen andere Wölfe wehren konnten. Und das wiederum begriff Caslet, weil etwas davon auch in ihm lebte. Nun kannte er sie wirklich und wußte, was sie war und weshalb sie eine so schreckliche Bedrohung für die Republik darstellte, für die Volksflotte und letztendlich auch für Warner Caslet selbst. Aber in diesem Augenblick spielte das keine Rolle.
    Er betrachtete sie eine Weile und erschreckte sie beide, indem er sie sachte am Arm berührte.
    »Hoffentlich funktioniert es, Captain«, sagte er leise und drehte sich ganz zum Plot um.
    »Treten in die Umlaufbahn ein, Ma’am«, meldete John Kanehama. Nimitz lag in Honors Schoß auf dem Rücken; sie kabbelten miteinander, und er rang mit Echthänden und Handpfoten gegen sie. Bei den Worten des Astrogators blickte sie auf und quittierte die Meldung mit einem Nicken. Dann streichelte sie Nimitz ein letztes Mal und genoß die Liebe und die Sicherheit, die er ihr vermittelte. Dann stand sie auf, setzte ihn auf die Lehne des Kommandosessels und verschränkte die Hände hinter dem Rücken.
    »Rufen Sie Warnecke, Fred.«
    »Aye, aye, Ma’am.« Cousins nickte ihr zu. Honor blickte kalt in den Aufzeichner, und Warnecke erschien auf dem Hauptbildschirm. Er wirkte beinahe so gelassen wie zuvor, aber nur fast. Honor wünschte sich, so dicht an dem Mann zu sein, damit Nimitz ihr seine Gefühlslage übermitteln könnte. Andererseits war sie sich nicht sicher, ob das überhaupt hilfreich gewesen wäre, denn ihrer Überzeugung

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