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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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wenig herabsinken. »Sie haben Ihre Position deutlich gemacht«, sagte sie ruhiger, »aber ich die meine auch. Sie können die Bevölkerung Sidemores töten, ich hingegen Sie. Allein der Gedanke, Sie ziehen zu lassen, dreht mir den Magen um, aber …« Sie atmete tief durch. »Im Augenblick besteht keine Veranlassung für Handlungen, die nicht wiedergutzumachen wären. Sie können ohne meine Billigung das Sonnensystem nicht verlassen, und ich kann keine Marines landen, ohne daß Sie es sehen und auf den Knopf drücken. Lassen Sie mich eine Weile darüber nachdenken. Vielleicht finde ich eine Lösung, mit der wir beide leben können.«
    »So schnell geben Sie nach, Captain?« Warnecke musterte sie mißtrauisch. »Irgendwie klingt das nicht nach der Wahrheit. Sie planen doch nicht etwa irgendwas Raffiniertes?«
    »Wie zum Beispiel?« fragte Honor düster. »Ich habe nicht gesagt, daß ich Sie ziehen ließe, Mr. Warnecke. Ich habe nur angemerkt, daß wir nichts Übereiltes tun sollten. Im Moment sind wir beide in der Lage, den Trumpf des anderen zu stechen. Belassen wir’s dabei, während ich meine Möglichkeiten erwäge, ja?«
    »Nun, warum nicht, Captain? Ich erweise einer Dame immer gern einen Gefallen. Ich werde da sein, wenn Sie mich erneut anrufen. Einen guten Tag wünsche ich Ihnen.«
    Das Bild verschwand, und als das Bereitschaftslicht am Aufzeichner erlosch, spürte Honor Harrington, daß sie unwillkürlich den Mund haßerfüllt verzog.
     

31
    Die Anspannung im Besprechungsraum war mit Händen zu greifen. Rings um den Konferenztisch saßen Honors Ressortoffiziere, dazu Warner Caslet und Denis Jourdain. Die meisten Gesichter waren kreidebleich.
    »Mein Gott, Ma’am!« rief Jennifer Hughes. »Er ist einfach hingegangen und hat es getan – hat diese Menschen getötet und darüber gegrinst und gescherzt !«
    »Das weiß ich, Jenny.« Honor schloß die Augen und kniff sich in den Nasenrücken. Innerlich zitterte sie wie Espenlaub. Es konnte kein Zweifel mehr bestehen: Warnecke war unzurechnungsfähig. Nicht in dem juristischen Sinn, daß er nicht zwischen Recht und Unrecht unterscheiden konnte, sondern auf viel tieferer, grundlegender Ebene – er kümmerte sich nicht um Recht oder Unrecht. Die beiläufige Art seines Massenmordes bestätigte Honor nur in ihrem Entschluß, den sie bereits getroffene hatte. Was auch immer geschah, diesmal würde Warnecke nicht davonkommen. Denn er würde wieder morden – immer wieder – weil er Vergnügen am Massenmord hatte.
    »Wir können – ich kann – ihn nicht entkommen lassen«, stellte sie fest. »Warnecke muß aufgehalten werden, hier und jetzt.«
    »Aber wenn er bereit ist, jeden Menschen auf diesem Planeten zu töten …« setzte Harold Tschu langsam an, und Honor schüttelte den Kopf.
    »Das ist er nicht. Jedenfalls noch nicht. Noch spielt er mit uns … weil er noch immer glaubt, gewinnen zu können. Denken Sie an seine Vorgeschichte, an das, was er im Kelch getan hat und seitdem. So wahnsinnig er ist, er glaubt, es mit jedem im Kosmos aufnehmen zu können, weil er zäher und rücksichtsloser ist als alle anderen. Darauf zählt er. Uns hält er für allzu gutmütig, so daß wir eher nachgeben als den Preis bezahlen, den es kostet, ihn aufzuhalten.«
    »Aber wenn wir nicht nachgeben und er auf den Knopf drückt, dann tragen wir die Verantwortung, Ma’am«, gab Cardones zu bedenken. Honors Augen blitzten auf, und der I.O. winkte rasch ab. »So meine ich das nicht, Skipper. Sie haben völlig recht: Die Entscheidung trifft er. Aber die Kehrseite der Medaille besteht darin, daß wir uns immer vorwerfen werden, wir hätten den Massenmord verhindern können, wenn wir Warnecke laufen gelassen hätten.«
    Cardones sagt ›wir‹ , dachte Honor, aber er meint ›Sie‹. Er versucht, eine Gruppenentscheidung herbeizuführen, um mich zu entlasten – um mich zu schützen.
    »Auf diesen Gedankengang wollen wir uns gar nicht erst einlassen, Rafe«, sagte sie eisern. »Und zwar deswegen nicht, weil wir keine Garantie bekommen können, daß Warnecke nicht doch auf den Knopf drückt – selbst dann nicht, wenn wir alle seine Bedingungen erfüllen.« Sie massierte sich die Schläfen und schüttelte den Kopf. »So lässig er auch auftreten mag, er muß uns dafür hassen, daß wir seine Flotte und sein kleines Privatkönigreich zerstört haben. Daß er ganz beiläufig eine Kleinstadt zu vernichten bereit ist, hat er bereits unter Beweis gestellt. Er weiß uns dadurch zu bestrafen,

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