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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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dann Schutzbrille und Ohrenschützer ab. Major Andrew LaFollet, ihr persönlicher Waffenträger und Chefleibwächter, stand hinter ihr, und auch er trug einen Augen- und Gehörschutz. Er schüttelte den Kopf, als Lady Harrington auf eine Taste drückte und die Zielscheibe summend auf sie zufuhr. Die Handkanone war ein Geschenk von Hochadmiral Wesley Matthews, und LaFollet fragte sich, wie der Oberkommandierende der GSN wohl auf den Gedanken gekommen war, der Gutsherrin könnte solch eine outrierte Waffe gefallen. Wie auch immer, er hatte recht behalten. Wenigstens einmal pro Woche nahm Lady Harrington das Treibladung speiende, trommelfellzerfetzende Ungetüm mit auf den Schießstand, ob nun an Bord ihres Superdreadnoughts oder hier auf dem kleinen Schießplatz der Gutsgarde von Harrington. An dem anschließenden Reinigungsritual nach jeder Schießübung schien sie mindestens so viel Freude zu haben wie daran, die Ohren aller Umstehenden mit dem Ding zu malträtieren.
    Sie legte die Zielscheibe auf den Tisch, zog ihr Taschenlineal hervor, maß die drei Zentimeter durchmessende Einschußgruppe ab und nickte zufrieden. Trotz seiner Vorbehalte gegenüber der donnernden archaischen Waffe fand LaFollet die Genauigkeit, mit der die Gutsherrin damit umzugehen wußte, gleichermaßen beeindruckend wie beruhigend. Jeder, der sie auf dem Duellplatz von Landing City gesehen hatte, wußte, daß sie ihr Ziel stets traf, aber weil LaFollet für ihr Leben verantwortlich war, zeigte er sich stets erleichtert, wenn sie unter Beweis stellte, daß sie sehr gut auf sich selber aufzupassen vermochte.
    Der Gedanke ließ ihn amüsiert schnauben. Wenn sie dastand wie eine schlanke, grün-weiße Flamme in ihrem knöchellangen Rock und der Weste, die an der Taille abschloß, und wenn ihr das seidige braune Haar lose über die Schultern fiel, mochte man nicht glauben, daß sie vermutlich die gefährlichste Person auf dem Schießplatz war – Andrew LaFollet eingeschlossen. Sie trainierte nach wie vor regelmäßig mit ihren Waffenträgern, und obwohl diese gewaltige Fortschritte in Lady Harringtons bevorzugter Kampfsportart, dem Coup de vitesse , gemacht hatten, warf sie jeden von ihnen mit unfaßbarer Leichtigkeit auf die Matte.
    Mit ihren Körpergröße von etwas mehr als hundertneunzig Zentimetern überragte sie selbstverständlich alle Graysons, und die Schwerkraft ihrer Heimatwelt, die den Gravitationstrichter des Planeten Grayson um ungefähr fünfzehn Prozent übertraf, hatte ihr beeindruckende Reflexe und eine ehrfurchtgebietende Körperkraft verliehen. Zwar war sie schlank, aber der sehnige Körper bestand überwiegend aus festen, trainierten Muskeln. Durch die Prolong-Behandlung dritter Generation, die sie als Kind erhalten hatte, sah sie zwar aus wie LaFollets kleine Schwester, die gerade erst der Pubertät entsprungen war, aber in Wirklichkeit war sie dreizehn T-Jahre älter als er und hatte mehr als sechsunddreißig Jahre den Coup trainiert. Deshalb war sie allen überlegen: Sie trainierte schon seit LaFollets Geburt, doch wenn er in ihr jugendlich wirkendes, exotisch schönes Gesicht blickte, wollte er es zumeist kaum glauben.
    Sie war mit der Auswertung der Zielscheibe fertig und zog einen Stift aus der Tasche. Dann notierte sie auf der Scheibe das Datum, legte sie zu einem Dutzend weiterer perforierter Blätter und schob die Pistole in den Aufbewahrungskasten. Sie legte die beiden Ersatzmagazine dazu und verschloß den Kasten, schob ihn sich unter den Arm, steckte die Schutzbrille in eine Tasche und nahm die Ohrenschützer auf. Als LaFollet ein erleichtertes Seufzen unterdrücke, funkelten die mandelförmigen Augen, die sie von ihrer chinesischen Mutter geerbt hatte.
    »Fertig, Andrew«, sagte sie, und gemeinsam gingen sie vom Schießplatz zum Hintereingang von Harrington House. Ein schlanker, sechsgliedriger sphinxianischer Baumkater mit grau-cremefarbenem Fell erhob sich von dem sonnenbeschienenen Flecken, wo er friedlich gelegen hatte, streckte sich träge und watschelte herbei, während LaFollet sich die Ohrenschützer abnahm. Lady Harrington lachte leise.
    »Nimitz scheint Ihre Meinung über den Geräuschpegel zu teilen«, stellte sie fest und beugte sich vor, um den Kater aufzunehmen. Nimitz stimmte ihr mit einem fröhlichen Blieken zu, und lachend setzte sie ihn sich auf die Schulter. Dort nahm er seine gewohnte Haltung ein – die Handpfoten des mittleren Gliederpaars senkten zentimeterlange Krallen in die gepolsterte

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