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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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keine Vorstellung davon, und sein Intellekt hinkte seinen Emotionen hinterher. Ja, er hatte ein wenig einstecken müssen, aber er war fast so zäh wie er selbst von sich glaubte und vermochte nicht einmal die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, daß er verlieren könnte. In Steilmans Welt war eine Niederlage nicht vorgesehen, sie war unmöglich. Die Rotznase hatte Glück gehabt, mehr nicht, und Steilman erinnerte sich, wie eingeschüchtert Aubrey bei ihrem ersten Zusammentreffen gewesen war, dann daran, wie er ihn zusammengeschlagen hatte, als er Aubrey allein erwischte. Er wußte – er glaubte nicht, er wußte –, daß er denn kleinen Bastard in Stücke reißen würde, und so knurrte Steilman tief in der Kehle, als er genau dazu ansetzte.
    Aubrey ließ ihn näherkommen. Angst und Unsicherheit waren verschwunden. Alles, was Gunny Hallowell ihm beigebracht hatte, stand ihm vor Augen, und er wußte, daß Steilman trotz aller Treffer, die er hatte hinnehmen müssen, noch immer eine Chance besaß, ihn zu überwinden – eine Chance, die Aubrey ihm nehmen mußte. Der junge Mann erinnerte sich, was Hallowell ihm diesbezüglich eingebleut hatte, und trat mit kalten Augen einen Schritt auf den Energietechniker zu. Mit dem rechten Ellbogen schob er Steilmans zupackenden Arm beiseite, als wehrte er ein zustoßendes Rapier ab. Aber gleichzeitig schlug Steilman mit der Rechten zu. In dem Hieb lag große Kraft, doch Aubrey traf Steilman mit der Linken am Handgelenk und lenkte den Schlag ins Leere, während seine Rechte weiter vorstrebte, mit der er den linken Armes des Energietechnikers hatte abwehren müssen. Aubrey legte Steilman die Finger um den Hinterkopf und riß daran. Die Vorwärtsbewegung des Energietechnikers trug dazu bei, daß sich sein Gesicht genau zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle befand, um von Aubreys aufwärts rasendem Knie getroffen zu werden.
    Unter einem weiteren Schmerzensschrei taumelte Steilman zurück. Mit beiden Händen hielt er sich das Gesicht. Füße trappelten, als zwei Marineinfanteristen mit den schwarzen Armbinden der Bordpolizei in die Messe stürmten, doch Sally MacBride hob die Hand und hielt die beiden auf. Keiner der beiden Marines sagte ein Wort, aber sie verharrten auf der Stelle und blickten mit grimmiger Befriedigung auf die Szene, als sie begriffen, was vor sich ging.
    Steilman bedeckte sich noch immer mit den Händen das Gesicht. Er war blind und verwundbar, und dann drosch ihm eine stahlharte Faust mit einem bösartigen Aufwärtshaken zwischen die Beine. Aubrey hatte aus Wadenhöhe zugeschlagen, und das Geräusch, das Steilman diesmal von sich gab, war nicht mehr als Schrei zu beschreiben, sondern nur als tierhafter Schmerzenslaut. Sofort hielt er sich mit beiden Händen die schmerzende Lendengegend, und unmittelbar darauf traf ihn Aubreys linke Handkante auf die rechte Gesichtshälfte und brach ihm wie ein Hammerschlag den Backenknochen. Der Kopf zuckte zur Seite, Steilmans Augen waren wie gelähmt vor Schock und weit aufgerissen vor Unglauben und Qual. Er kreischte, als ein präzise gezielter Tritt sein rechtes Knie traf.
    Die Kniescheibe zerbarst auf der Stelle, und Steilman brach zusammen. Grell und hoch schrie er, als sein Bein in einem unnatürlichen Winkel nach hinten abknickte.
    Dabei hatte er den Mistkerl nicht ein einziges Mal auch nur berührt ! Trotz seiner Höllenqualen fraß sich dieser Gedanke wie Säure durch sein Gehirn. Die Rotznase hatte ihn nicht nur besiegt; Wanderman hatte ihn vernichtet und es aussehen lassen, als wäre es kinderleicht. »Das ist für mich und Ginger Lewis«, sagte Aubrey Wanderman und trat von dem Mann zurück, den er einmal gefürchtet hatte. MacBride winkte die Marines vor. »Ich hoffe, du hattest deinen Spaß dran, Arschloch«, fügte Aubrey hinzu und übertönte das schmerzerfüllte Schluchzen Steilmans. »Ich fand es jedenfalls prima.«
     

35
    Aubrey Wanderman wartete darauf, ins Arbeitszimmer der Kommandantin gerufen zu werden. Neben ihm stand mit unbewegtem Gesicht ein weiblicher Marine-Corporal. Aubrey kannte sie gut – er und Corporal Slattery hatten oft miteinander trainiert –, aber ihr geschäftsmäßiger Gesichtsausdruck verriet ihm nichts über das Schicksal, das ihn erwartete. Davon abgesehen, daß Ginger sich sehr schnell von ihrer Tortur erholte, gab es für Aubrey nur eine gute Neuigkeit: daß ihm ›nur‹ das Bordgericht und keine offizielle Kriegsgerichtsverhandlung bevorstand. Das Schlimmste, zu dem man

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