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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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nicht. Die Ironie traf ihn wie ein Stich mit einem Messer, und Wandermans Blick war viel zu beständig. Tief hinten flackerte vielleicht die Nervosität, aber die Furcht, die in seinen Augen hätte stehen müssen, die Angst fehlte. Der Energietechniker brauchte einen Augenblick, bis er begriff, daß sich in diesen Augen statt der Furcht etwas anderes zeigte, etwas, das er gewöhnlich nur bei sich selbst fand, und eine Woge des Unglaubens spülte über ihn hinweg. Der kleine Wichser suchte wirklich Streit!
    »Ja?« fragte er verächtlich. »Warum stopfst du dir dein Essen dann nicht woanders in deine schäbige kleine Fresse? Wenn ich dich zu lange sehen muß, fange ich an zu kotzen.«
    »Nur zu«, entgegnete Aubrey und ergriff die Gabel. »Paß nur auf, daß mir nichts davon aufs Tablett tropft.«
    Steilman zitterte vor Wut über die spöttische Ironie und ballte über dem Tisch die Faust. Stennis schien nicht zu begreifen, was vor sich ging, aber Ilyushin beobachtete die Entwicklung aufmerksam. Weit effektiver als Steilman hatte er es verstanden, offiziellen Bestrafungen zu entgehen, und in den Diskussionen schlug er sich oft auf die Seite des vorsichtigen Stennis, aber wie auch Coulter kam er Steilman an Skrupellosigkeit recht nahe. Ilyushin und Coulter glichen eher Hyänen als einem einsiedlerischen alten Elefanten, aber nun verzog Ilyushin den Mund zu einem häßlichen Grinsen. Was Wanderman zu tun glaubte, wußte er nicht – er sah nur deutlich, daß dem dummen Jungen eine unfaßbare Abreibung bevorstand. Auf dieses Schauspiel freute er sich schon – und dadurch, daß sich alle so sehr auf Aubrey konzentrierten, bemerkte weder er noch jemand anderes, daß Horace Harkness und Sally MacBride schweigend die Abteilung betraten.
    »Ich soll dir wohl den Arsch bis zwischen die Ohren hochtreten, Rotznase?« knurrte Steilman.
    »Auf keinen Fall.« Aubrey spießte grüne Bohnen auf, steckte sie sich in den Mund, kaute sorgfältig und schluckte sie herunter. »Ich sitze hier und esse. Aber ich dachte, du würdest vielleicht wissen wollen, wie es Ginger Lewis geht.«
    »Warum sollte ich auch nur einen Furz in einem Raumanzug um diese emporgekommene Nutte geben?« Steilman grinste dünn, als endlich so etwas wie Wut in Aubreys Augen aufblitzte. »Sie hat versucht, mir was anzuhängen, was ich nicht gemacht hab’ – na und? Jeder versucht das. Jetzt höre ich, die Klugscheißerin hat ihren SUT kaputtgemacht. Nicht, daß ich so was Dämliches von einem ›Senior Chief‹ wie ihr erwartet hätte.«
    »Na ja« – Aubreys Stimme klang weniger gelassen als zuvor, aber er sprach gleichmäßig und blickte Steilman ruhig in die Augen –, »sie kommt wieder in Ordnung. Doc Ryder sagt, in etwa einer Woche ist sie wieder aus dem Lazarett, je nach dem, wann die Schnellheilung anschlägt.«
    »Warum erzählst du mir diese Scheiße?«
    »Weil ich dachte, es würde dich interessieren, daß es dir am Ende doch nicht gelungen ist, sie umzubringen«, antwortete Aubrey beiläufig, aber so laut, daß jeder in der Abteilung es hören konnte, und mehr als ein Kopf fuhr ungläubig zu ihm herum. Die meisten waren zu dem gleichen Schluß gekommen, aber niemand hätte auch nur im Traum geglaubt, daß jemand es wagen könnte, Steilman die Anschuldigung ins Gesicht zu schleudern – und schon gar nicht Aubrey Wanderman!
    Steilman erbleichte; nicht vor Furcht, sondern vor Wut. Dann sprang er auf. Aubrey ließ die Gabel fallen und erhob sich ebenfalls, trat einen Schritt zurück, ohne den Blickkontakt aufzugeben, und grinste den Energietechniker weiter an. Aber dieses Grinsen war nicht mehr kühl und spöttisch, sondern haßerfüllt. Steilman schüttelte sich wie ein wütender Stier.
    »Du reißt dein Maul verdammt weit auf!« knirschte er. »Jemand sollte dir es zumachen.«
    »Ich sage nur, was ich denke, Steilman.« Aubrey zwang sich zu einem kühlen Ton und beobachtete den größeren Mann wachsam. »Aber alle anderen denken das gleiche, weißt du? Und wenn Showforth oder Coulter zusammenbricht – und einer wird zusammenbrechen, Steilman –, dann weiß jeder einzelne hier an Bord, daß es wahr ist. Und jeder wird wissen, daß der große, böse Randy Steilman nicht den Mumm hatte, es allein mit einer Frau aufzunehmen. Was ist denn los mit dir, Steilman? Angst, sie könnte dir in den Hintern treten wie die Bosun?«
    Steilman war nicht mehr bleich, sondern weiß wie eine Wand vor Zorn, verzehrt von dem Bedürfnis, diesen unerträglichen kleinen

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