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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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ihrem Schreibtisch betrachtete ihn mit bohrenden, grasgrünen Augen, die Ohren aufgestellt, und die Kommandantin richtete den Finger auf Aubrey.
    »Haben Sie wirklich die Auseinandersetzung mit Energietechniker Steilman gesucht?«
    »Jawohl, Ma’am, das habe ich«, gestand Aubrey so deutlich er konnte.
    »Haben Sie zu irgendeinem Zeitpunkt herabsetzend oder bedrohlich zu ihm gesprochen?«
    »Nein, Ma’am«, sagte Aubrey und zögerte. »Äh, außer ganz am Schluß, Ma’am. Da habe ich ihn ›Arschloch‹ genannt«, gab er zu und lief dunkelrot an. Die Lippen der Kommandantin schienen einen Augenblick lang zu erzittern, doch Aubrey sagte sich, daß er sich das eingebildet haben mußte.
    »Ich verstehe. Haben Sie ihm absichtlich die Nase, den Backenknochen, die Zähne und die Kniescheibe gebrochen?«
    »Das meiste davon ist einfach geschehen, Ma’am. Außer das mit dem Knie.« Aubrey stand nun sehr gerade da und blickte auf eine Stelle fünf Zentimeter über ihrem Kopf. »Ich fürchte, das Knie habe ich ihm absichtlich zerschlagen, Ma’am«, sagte er ruhig.
    »Ich verstehe«, sagte die Kommandantin wieder und blickte den Ersten Offizier an. »Empfehlungen, Commander Cardones?«
    »Hier handelt es sich um das Eingeständnis einer schweren Verfehlung, Captain«, sagte der I.O. »Wir können nicht dulden, daß einer von unseren Leuten absichtlich einem anderen die Knochen bricht. Andererseits ist dies das erstemal, daß der Gefangene einen Verstoß begeht, daher ist eine gewisse Nachsicht möglicherweise angebracht.«
    Die Kommandantin nickte nachdenklich und blickte Aubrey für sechzig lange, schreckliche Sekunden schweigend an. Er zwang sich, völlig still zu stehen, und wartete darauf, daß sie sein Schicksal verkündete.
    »Der Eins-O hat recht, Wanderman«, sagte sie endlich. »Es ist eine Sache, sich zu verteidigen, wenn man angegriffen wird; aber es ist etwas ganz anderes, wenn man absichtlich eine tätliche Auseinandersetzung mit einem Crewkameraden herbeiführt und ihm dann die Kniescheibe zerschmettert. Stimmen Sie mir da zu?«
    »Jawohl, Ma’am«, antwortete Aubrey mannhaft.
    »Das freut mich, Wanderman. Ich hoffe, Sie lassen sich das eine Lehre sein und erscheinen nie wieder vor mir oder anderen Kommandanten wegen ähnlicher Anklagen.« Sie ließ ihre Worte einsickern und blickte ihn dann zwingend an. »Sind Sie bereit, die Folgen Ihres Vergehens zu tragen?«
    »Jawohl, Ma’am«, sagte Aubrey wieder, und die Kommandantin nickte.
    »Gut. Für die Verletzung des Artikels sechsunddreißig unter erschwerenden Umständen erhält der Gefangene einen Tag verschärfte Ausgangsbeschränkung und wird mit einer Buße von einem Wochensold belegt. Entlassen.«
    Aubrey stutzte und ließ den Blick ungläubig auf das Gesicht der Kommandantin sinken. Auf ihrem Antlitz zuckte nicht ein Muskel, als sie sein Starren mit einem gleichmütigen Blick erwiderte, aber in ihren eben noch so kalten Augen leuchtete die Andeutung eines Funkelns. Aubrey fragte sich, ob man von ihm etwa erwartete, etwas zu sagen, aber der Profos rettete ihn aus seinen Zweifeln.
    »Gefangener, Hut auf!« bellte er, und Aubrey richtete sich automatisch auf, als er das Barett wieder aufsetzte. »Kehrt – marsch!« rief Thomas, und Aubrey drehte sich um und marschierte gehorsam aus dem Arbeitszimmer, um seinen Tag Arrest in der Unterkunft anzutreten.
     
    »Haben Sie Wandermans Gesicht gesehen?« fragte Cardones, nachdem die Bosun den Raum verlassen hatte.
    »Ich glaube, er hat erwartet, daß ihm ein Planet auf den Kopf fällt«, antwortete Honor.
    »Na, das hätte gut passieren können«, meinte Cardones und grinste. »Ich glaube, Sie haben ihm die rechte Gottesfurcht eingebleut, Skipper.«
    »Das hat er verdient, weil er den Vorfall mit Steilman damals nicht von selbst zur Meldung gebracht hat. Und diese Sache mit dem Knie ging wohl ein bißchen zu weit, meinen Sie nicht? Andererseits hatte Steilman dergleichen schon lange herausgefordert, und ich bin froh, daß gerade Wanderman es ihm gezeigt hat. Der junge Mann mußte lernen, sich durchzusetzen.«
    »Das mußte er allerdings. Wenn ich daran denke, wie er Steilman auseinandergenommen hat, glaube ich nicht, daß er weitere Schwierigkeiten haben wird.«
    »Stimmt. Und wenn Wanderman nicht Steilman in Arrest gebracht hätte, wären Showforth und Stennis vielleicht nicht zusammengebrochen und hätten uns nicht von diesem Desertionsplan erzählt – oder von Coulter und Lewis’ SUT«, fügte Honor ernster

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