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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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waren die Waffen nutzlos.
    »Ich kann’s Ihnen nicht sagen«, entgegnete Fuchien ruhig, »aber was auch immer es ist …«
    Die Laser der Hawkwing beschossen weiterhin etwas, das niemand auf der Brücke der Artemis sehen konnte. Den Ortungsgeräten des Liners zufolge befand sich dort draußen nichts, doch der Zerstörer hielt sein Dauerfeuer für weitere fünf Minuten aufrecht.
    Dann plötzlich stellte die Hawkwing die Beschießung ein, änderte den Kurs um neunzig Grad nach Backbord und eilte den Frachtern hinterher.
    Fuchien starrte völlig verdattert in den Plot und drehte sich schließlich um, um Ward in die Augen zu blicken. Der Taktische Offizier schaute genauso fassungslos drein wie Fuchien und hob die Hände zu einer Gebärde, die ausdrückte, daß sie ebenfalls vor einem Rätsel stand.
    »Fragen Sie mich nicht, Skipper. So was hab’ ich noch nie erlebt.«
    »Ich …«
    »Raffersendung von der Hawkwing , Captain«, meldete der Signaloffizier.
    »Auf die Lautsprecher«, befahl Fuchien angespannt.
    »Alle Schiffe zurück auf den ursprünglichen Kurs«, ordnete Gene Ushers Stimme freundlich an. »Vielen Dank für Ihre Mitarbeit. Ein Lob auf Ihre ausgezeichnete Reaktionszeit. Damit ist unsere außerplanmäßige Übung beendet.«
     

37
    Mit bequem untergeschlagenen Beinen flegelte sich Honor mit einem Buchlesegerät auf dem Sofa ihres Arbeitszimmers. In der rechten Hand hielt sie ein langstieliges Weinglas mit ihrem hochgeschätzten Delacourt, neben ihr lag eine offene Schachtel mit Schokoladenplätzchen, und lächelnd drückte sie mit dem linken Zeigefinger auf den Blätterknopf.
    Wie auch beim Wein handelte es sich bei dem Buch auf ihrem Schoß um ein Geschenk ihres Vaters. In den zurückliegenden, anstrengenden Monaten war sie kaum zum Lesen gekommen und hatte sich entschieden, sich das Buch als besondere Belohnung aufzuheben – ein Geschenk an sich selbst, das sie ganz automatisch in dem Augenblick verdient haben würde, in dem sie die Zeit besaß, darin zu schmökern.
    Das Buch war sehr, sehr alt, und obwohl Buchdruck und Tonaufzeichnung die Sprache konserviert hatten, fiel es Honor schwer, dem Englisch aus der Zeit vor Anbeginn der Raumfahrt zu folgen, ganz besonders, wenn die handelnden Personen die Umgangssprache der Ära benutzten. Außerdem hatte der Autor die alten englischen Maßsysteme verwendet. Mathematik war noch nie Honors Stärke gewesen, und sie wußte über englische Maße gerade, daß ein »Yard« etwas kürzer war als ein Meter und eine »Meile« nicht ganz zwei Kilometern entsprach. Aber woher sollte sie wissen, wieviel Gramm ein »Pfund« enthielt? Dabei spielte gerade das in diesem Buch eine entscheidende Rolle, und die Situation wurde dadurch noch verkompliziert, daß das ›Pfund‹ außerdem offenbar eine Währungseinheit darstellte (genau wie die ›Guinee‹ und der ›Shilling‹). Aus ihren Studien der Napoleonischen Kriege erinnerte sie sich an diese Pfunde (und auch ›Francs‹), aber die Lehrbücher hatten die meisten Geldeinheiten in gegenwärtige Dollars umgerechnet, deshalb besaß Honor nur eine vage Ahnung, was ein Pfund wohl wert gewesen sein mochte, aber von ›Guineen‹ und ›Shillings‹ hatte sie noch nie zuvor gehört. All das fand sie sehr verwirrend, wenngleich sie annahm, den Großteil aus dem Zusammenhang zu verstehen. Nicht zum erstenmal erwog sie, am Schreibtischcomputer eine Tabelle der Währungen und englischen Maßeinheiten aus der Zeit vor der Raumfahrt abzurufen.
    Andererseits war Honor im Augenblick sehr zufrieden, dort zu sitzen, wo sie saß. Trotz aller Archaismen bot das Geschenk ihres Vaters eine außerordentlich gute Lektüre, und zudem empfand Honor das seltene Gefühl vorbehaltloser Zufriedenheit. Die Wayfarer mochte kein Großkampfschiff sein, aber sie konnte gut austeilen, und nach fast sechs Monaten fügte sich die inhomogene Besatzung zu einer Crew zusammen, die so gut war wie jede, die Honor je gesehen hatte. Die Neulinge hatten sich gemausert, die besten der erfahrenen Leute genug Zeit besessen, um ihr Wissen weiterzugeben; die schlechten Äpfel saßen im Bunker, hatten sich positiv verändert oder hielten sich sehr bedeckt. Die Leistungsbewertungen aller Abteilungen näherten sich samt und sonders dem Maximum von 4,0. Honor war sich gewiß, daß der Rest von KG 1037 sich ebenso gut schlug – obwohl sie erst dann wirklich beruhigt wäre, wenn sie auf der Reise nach Neu-Berlin im Sachsen-System die Bestätigung erhielt. Das Beste aber:

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