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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Sie trug wieder manticoranische Uniform. Während sie umblätterte, dachte sie: Was wir bisher erreicht haben, sollte zu meiner ›Rehabilitierung‹ eigentlich genügen.
    Es belastete sie nicht einmal mehr, daß man von ihr verlangt hatte, sich zu rehabilitieren, und wenn sie ehrlich war, mußte sie zugeben, daß sie die Wayfarer dem Schlachtgeschwader sogar vorzog, das sie in graysonitischen Diensten befehligt hatte. Sie war zur Kommandantin geboren, erkannte sie voller Wehmut, zum Captain eines Sternenschiffs, zur Herrin gleich nach Gott und ganz allein verantwortlich; ohne Zweifel die einsamste Pflicht im ganzen Kosmos, aber die richtige Aufgabe für Honor Harrington – die richtige Herausforderung … und nur zu bald würde sie das alles aufgeben müssen.
    Über diesen Punkt dachte sie in letzter Zeit zu häufig nach. Sie besaß fast neun Jahre Seniorität als Captain of the List, und selbst wenn die Opposition jeden Versuch der Admiralität blockierte, sie außer der Reihe zu befördern, würde das Dienstalter sie in spätestens vier, fünf Jahren zum Commodore machen – vermutlich sogar früher, denn der Krieg bot zahlreiche Gelegenheiten, an die Stelle von Gefallenen zu treten. Und was der Earl von White Haven auf Grayson zu ihr gesagt hatte, wies deutlich darauf hin, daß man sie vermutlich schon viel früher auf den Posten eines diensttuenden Commodore setzen würde.
    Dann wären ihre Tage als Kommandantin vorbei. Teils freute sie sich darauf, so wie sie sich immer auf die nächste Herausforderung freute – voller Erwartung und Tatendrang –, und dieses eine Mal empfand sie nicht die nagende Ungewißheit, ob sie sich der Aufgabe gewachsen zeigen würde. Im Jelzin-System hatte sie bereits unter Beweis gestellt, daß sie imstande war, ein Schlachtgeschwader zu befehligen – was das betraf, sogar einen kompletten schweren Kampfverband. Und sie hatte ihre Sache gut gemacht. Ihre Fähigkeiten als Strategin waren noch nie auf die Probe gestellt worden, aber sie wußte, daß sie den taktischen Ansprüchen genügen würde.
    Trotz ihrer Befriedigung darüber und trotz des Bewußtseins, ohne Flaggoffiziersrang niemals eine Rolle auf der großen Bühne spielen und den Fortgang des Krieges niemals entscheidend mitbestimmen zu können, mochte sie den Gedanken gar nicht, das weiße Barett der Sternenschiffkommandanten ablegen zu müssen. Sie wußte, wieviel Glück es erforderte, so viele Schiffe kommandiert zu haben wie sie, zwei davon als Kielplatteneigner unmittelbar aus der Hand der Schiffbauer, aber sie wußte auch, daß sie stets nach noch einem weiteren lechzen würde.
    Sie lächelte schief, trank noch mehr Wein und fragte sich, warum ihr der Gedanke nicht stärker zusetzte. Warum er nur bittersüßes Bedauern hervorrief, in das sich Vorfreude mischte, anstatt grenzenlose Traurigkeit hervorzurufen? Vielleicht bin ich am Ende doch ein bißchen ehrgeiziger als ich zugeben möchte?
    Ihr Lächeln erblühte, und sie blickte auf den leise schnarchenden Pelzball neben ihr. Nimitz empfand noch nicht einmal Bedauern. Er begriff, wie sehr sie das Kommando über ein Sternenschiff liebte, aber er war absolut zuversichtlich, was ihre Fähigkeit anging, jede Aufgabe zu bewältigen, die man ihr zuwies … und völlig ohne falsche Bescheidenheit tat Nimitz stets seinen Glauben kund, daß Honor durchaus den Befehl über die gesamte Navy Ihrer Majestät verdient habe.
    Nun, all das lag in der Zukunft, welche die bemerkenswerte Gabe besaß, beizeiten für sich selbst zu sorgen und nicht zu beachten, wie sehr die Menschen hin und her überlegten. Jetzt aber hatte Honor ein Glas voll edlem Wein und einen höchst vergnüglich zu lesenden Roman. Dieser Forester wußte wirklich, wie man Bücher schreibt!
    Sie hatte gerade wieder umgeblättert, als die Türklingel ertönte. Sie wollte das Buch zur Seite legen, aber da kam bereits MacGuiness ins Arbeitszimmer. Honor lehnte sich wieder zurück, während der Steward an ihren Schreibtisch ging und auf die Comtaste drückte.
    »Ja, bitte?« sagte er.
    »Der Leitende Ingenieur wünscht die Gutsherrin zu sprechen«, erklärte Eddy Howard, und MacGuiness blickte die Kommandantin mit erhobener Braue an.
    »Harry?« Honor blickte auf die Uhr. An Bord der Wayfarer war es später Abend, und sie fragte sich, weshalb Tschu nicht anrief. Er mußte Gründe haben. Sie nickte MacGuiness zu, woraufhin der Steward den Lukenknopf drückte.
    Mit Samantha auf der Schulter kam Tschu ins Arbeitszimmer. Die

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