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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Baumkatze wirkte unfaßbar stolz – Honor stutzte und fragte sich, wieso ihr ausgerechnet dieses Adjektiv in den Sinn gekommen sei –, und Nimitz prustete leise und erwachte augenblicklich. Er setzte sich auf und reckte sich mit einem langgezogenen faulen Gähnen, das er unvermittelt abbrach. Den Kopf zur Seite geneigt, blickte er Samantha durchdringend an. Honor blinzelte, als sie spürte, wie in ihm eine komplizierte Mixtur verschiedener Emotionen aufkam. Alle vermochte sie nicht zuzuordnen, aber vorherrschend war blankes Entzücken.
    »Tut mir leid, Sie noch zu stören, Skipper«, begrüßte Tschu sie mit angedeutetem Lächeln, »aber es gibt etwas, das Sie wissen sollten.«
    »Tatsächlich?« Honor legte den Roman beiseite, und Samantha sprang von der Schulter des LIs. Die ‘Katz schoß übers Deck und hopste neben Nimitz aufs Sofa. Die beiden setzten sich so dicht aneinander, daß sie sich berührten, und während Honor verblüfft zuschaute, legte Nimitz seinen beweglichen Schwanz in einer seltsam beschützenden Gebärde um die kleinere Baumkatze und rieb ihr, tief und leise schnurrend, mit der Wange über den Kopf.
    »Jawohl, Ma’am«, antwortete Tschu mit dem gleichen Lächeln. »Ich fürchte, ich werde um Mutterschaftsurlaub ersuchen müssen.« Honor blinzelte erneut, dann machte sie schmale Augen.
    »Jawohl, Ma’am. Ich fürchte, Samantha ist schwanger.«
    Honor versteifte den Oberkörper und öffnete unwillkürlich den Mund, dann fuhr sie herum und starrte die Baumkatzen an. Nimitz erwiderte ihren Blick mit absurd erscheinender Zufriedenheit – und Stolz. Sein Entzücken schlug zu ihr über. Er blickte ihr mehrere Sekunden in die Augen, bis sie mit einem allmählich entstehenden Lächeln den Kopf schüttelte. Nimitz Vater ? Trotz all der Zeit, die Nimitz mit Samantha verbracht hatte, hatte Honor niemals geglaubt, daß es einmal soweit kommen könnte. Rein intellektuell hatte sie kurz die Möglichkeit erwogen, aber sie waren so lange miteinander allein gewesen – von Honors kurzem Glück mit Paul Tankersley einmal abgesehen –, daß sie emotional darauf eingestellt gewesen war, es würde immer so bleiben.
    »Na«, sagte sie endlich, »das nenne ich eine Überraschung, Harry. Sind Sie sich denn auch ganz sicher?«
    »Sam ist sich sicher«, antwortete Tschu lachend, »und das reicht mir. ‘Katzen erliegen in dieser Hinsicht nur sehr selten einem Irrtum.«
    »Das ist wohl wahr.« Honor sah auf MacGuiness, der im gleichen Ausmaß überrascht wirkte wie sie, jedoch mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht mitten im Arbeitszimmer stand. »Ich glaube, wir brauchen noch ein Glas, Mac«, sagte sie trocken zu ihm. »Das heißt, wir brauchen noch zwo Gläser«, verbesserte sie sich; »Sie sind jetzt wohl eine Art Patenonkel. Und in Anbetracht der Umstände wären einige Selleriestengel auch nicht ganz unangemessen.«
    »Jawohl, Ma’am!« MacGuiness strahlte Honor an und eilte aus dem Arbeitszimmer. Sie wandte sich wieder dem LI zu.
    »Das macht es mir nicht gerade leichter, Harry. Ich werde einen verdammt guten Ersatz für Sie brauchen. Sie haben hervorragende Arbeit geleistet.«
    »Es tut mir leid, Skipper. Ich lasse Sie nicht gern im Stich, aber …« Der Ingenieur zuckte mit den Schultern.
    Honor verstand ihn gut und zeigte ihm das auch. Seitdem die Royal Manticoran Navy bestand, war etwas Ähnliches höchstens zweimal vorgekommen, aber die Regeln für diese Situation standen fest. Die Admiralität war über Baumkatzen in der Flotte zwar alles andere als erbaut, aber sieben der letzten neun manticoranischen Monarchen waren adoptiert, darunter auch die gegenwärtige Königin. Die Herrscher waren der Admiralität sehr bestimmt gegenübergetreten: Baumkatzen galten als Personen und hatten Anspruch auf die gleiche Behandlung wie alle anderen Personen in der Besatzung eines königlichen Schiffes. Schwangere durften weder an Bord Dienst leisten noch an einer anderen Stelle, wo die Gefahr bestand, Strahlung ausgesetzt zu werden. Und schon gar nicht war es gestattet, eine Baumkatze von ihrem Adoptivmenschen zu trennen, selbst dann nicht, wenn solch eine Trennung BuPers eine Menge Ärger erspart hätte. Deshalb war es Harold Tschu mit seinem Antrag auf Mutterschaftsurlaub völlig ernst gewesen. Er und Samantha mußten mit der ersten verfügbaren Transportmöglichkeit nach Sphinx gebracht werden, und dort würden sie mindestens drei Jahre bleiben, denn so lange dauerte es, bis Samanthas und Nimitz’ Nachwuchs –

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