Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
Nun, im Alter von 114 Jahren, war er körperlich zu gebrechlich, um jemals wieder ein Raumkommando zu führen, aber an Verstand hatte er noch immer nicht eingebüßt. Elf Jahre zuvor, gerade rechtzeitig zum Kriegsausbruch, hatte er BuWeaps übernommen und war seitdem das Energiebündel, das Neuentwicklungen aggressiv vorantrieb. Vermutlich war es vor allem ihm zu verdanken, daß man die Vorschläge der Jeune école immer häufiger gründlich überdachte und gegebenenfalls änderte, bevor die Konstruktionspläne die Zeichenbretter verließen und man mit der Produktion begann.
    Während Honor beim Amt für Waffenentwicklung diente, hatte sie mehrere weitreichende Diskussionen mit dem alten Mann geführt und genossen. Seine Fähigkeit, sein Denken nicht von bekannten Schablonen einengen zu lassen, hatte sie sehr beeindruckt. Sie mochte und respektierte den Admiral; angesichts dessen, was McKeon ihr gerade verraten hatte, begriff sie nun, daß Adcock sie damals weitaus gründlicher nach aktuellen operativen Problemen ausgefragt hatte, als ihr damals bewußt geworden war. Niemals aber hatte er auch nur angedeutet, daß er ein inoffizielles Bewertungsgremium unterhielt.
    Andererseits war sie während dieser Gespräche Angehörige des Boards gewesen, und nach McKeons Worten hielt der Admiral vor dem WDB streng geheim, daß er dessen Empfehlungen von Schiffsoffizieren begutachten ließ, bevor er sie unterzeichnete. Was vermutlich sehr weise von ihm war, räumte Honor ein, denn sie kannte die Egos einiger Angehöriger des Boards besser, als ihr lieb war. Sonja Hemphill kam Honor wieder in den Sinn: sollte die ›Horrible‹ Hemphill je erfahren, daß ihre Empfehlungen von unabhängigen Untergebenen begutachtet wurden (›hinterfragt‹, so hätte sie sich zweifellos ausgedrückt), würde sie vor Wut platzen. Praktische Gefechtserfahrung besaß für Hemphill keinerlei Stellenwert. Wahrscheinlich hätte Admiral Hemphill keine offene Rache an einem Untergebenen geübt, der die Dreistigkeit besaß, eins ihrer gehätschelten Projekte zu kritisieren; nur vergeben hätte sie dem fraglichen Offizier niemals. Andere, deren Bekanntschaft Honor beim WDB gemacht hatte, würden einem inoffiziellen Gutachter, seine Verwegenheit ganz gewiß heimgezahlt haben, wenn er mit ihnen nicht übereinstimmte.
    »Hast du denn Erlaubnis, mir davon zu erzählen?« fragte sie schließlich, woraufhin McKeon die Schultern hob.
    »Er hat es mir jedenfalls nicht verboten, und es sollte mich sehr überraschen, wenn du nicht auf kurz oder lang von ihm hörst, wo du nun dem Board nicht mehr angehörst. Nach allem, was der Admiral gesagt hat, bevor die Adrian nach Jelzins Stern ausgelaufen ist, war er von dir wirklich beeindruckt. Ja …« – McKeon grinste plötzlich –, »er war sogar ein wenig überrascht, wie du je im WDB landen konntest. Er hat da einen alten Ausspruch, den er gern variiert: ›Wer kann, der kämpft; wer’s nicht kann, läßt sich zum WDB versetzen, um die zu behindern, die’s können.‹«
    »Soll ich diesen Worten etwa entnehmen«, fragte Honor, kaum daß sie sicher war, ihre Stimme unter Kontrolle zu haben, »daß er das WDB nicht gerade für äußerst effektiv hält?«
    »Aber nein! Nicht das Board «, versicherte McKeon ihr. »Nur den Typ Offiziere, der gewöhnlich dorthin versetzt wird. Du warst selbstverständlich die rühmliche Ausnahme, die die traurige Regel bestätigt hat.«
    »Natürlich.« Honor blickte ihm eine Weile ernst ins Gesicht, dann schüttelte sie den Kopf. »Adcock hätte dich niemals ermutigen dürfen«, stellte sie fest. »Du warst schon schlimm genug, bevor du Freunde an höchster Stelle hattest.«
    »So wie Euer Ladyschaft?« McKeons serviler Tonfall hätte jeden täuschen können, der ihn nicht kannte. Andrew LaFollet und James Candless waren schon lange genug bei Honor, um zu wissen, daß McKeon zu ihren wenigen wirklich engen Freunden zählte, und sie hatten sich längst an seinen besonderen Sinn für Humor gewöhnt. Whitman hingegen, der dem Captain heute zum ersten Mal begegnete, empfand unverzüglich Wut über McKeons Vertraulichkeit, wie Honor deutlich spürte. Allerdings merkte sie auch, daß er seine Gefühle beinahe sofort wieder zügelte und sich nach seinen Kameraden und Honor richtete. Sie bedachte ihn mit einem knappen Lächeln, dann wandte sie sich wieder McKeon zu und schnitt eine Grimasse.
    »Im Jelzin-System vielleicht«, sagte sie mit ernstem Unterton, »aber vielleicht ist es gar nicht so

Weitere Kostenlose Bücher