Honor Harrington 7. In Feindes Hand
Gauner! Schluß mit dem Tumult!« Mit gespieltem Ernst schüttelte er über seine unbußfertigen Untergebenen den Kopf. »Das ist kein Benehmen für die leitenden Offiziere eines Schiffes der Königin – oder ihrer Verbündeten! Nicht nur haben Sie sich der Widersetzlichkeit und Majestätsbeleidigung schuldig gemacht, sondern darüber hinaus auch noch bewiesen, völlig unwissend über das vorgeschriebenen Geburtstagsprotokoll zu sein!« Mit gespielter Entrüstung funkelte er einen nach dem anderem an und deutete auf den kerzenübersäten Geburtstagskuchen. »Der Ehrengast hat seine Kerzen bei Beginn der Feierlichkeit auszublasen, und wenn Sie sich nicht bald über die Prioritäten klarwerden, dann esse ich den Kuchen alleine!«
Nach den Uhren der Prince Adrian war es früh am darauffolgenden Morgen, als Geleitzug JNMTC-76 den nächsten Zwischenstopp erreichte. Honor hatte den Besuch auf McKeons Schiff sehr genossen, und den Erfolg der Überraschungsparty besonders. Dergleichen so kurzfristig zu organisieren, ohne daß ein wachsamer Skipper wie McKeon Wind davon bekam, war erheblich komplizierter gewesen, als sie ihn mit ihrer lapidaren Erklärung glauben machen wollte. Der reibungslose Ablauf erfüllte Honor mit großer Zufriedenheit. Trotzdem fehlte ihr an Bord der Prince Adrian etwas: Obwohl Chief Steward’s Mate Alex Maybach sein Bestes gegeben hatte, vermißte Honor dennoch MacGuiness’ unaufdringliche Dienstbarkeit, als sie nach der Party schlafen ging; besonders aber die große Tasse köstlichen Kakaos, die wie durch Magie immer auftauchte, wenn sie sich bettfertig machte, ganz gleich, wie spät es wieder geworden war. Nun freute sie sich schon darauf, wieder ›nach Hause‹ zu kommen, sobald der Geleitzug in den Normalraum transistiert war und Scotty sie alle zurück zur Alvarez kutschieren konnte.
Im Augenblick jedoch stand sie mit Venizelos noch auf der Brücke der Prince Adrian . Nimitz hockte auf ihrer Schulter und beobachtete McKeons Crew, die sich auf die Transition aus dem Hyperraum vorbereitete. Andrew LaFollet hatte einen Winkel gefunden, in den er sich hocken konnte, obwohl er ganz so aussah, als litte er unter akuter Klaustrophobie. Was Honor ihm kaum verübeln konnte. Sie hätte es vorgezogen, wenn wenigstens McGinley noch anwesend gewesen wäre, aber es mangelte einfach am nötigen Platz, um ihren Operationsoffizier auch noch in den überfüllten Brückenraum zu stopfen, ohne die Kommandocrew der Prince Adrian bei der Arbeit zu behindern. Honor hätte zwar darauf bestehen können, daß Platz für Marcia geschaffen werde, und manch anderer Flaggoffizier hätte sich tatsächlich so verhalten. Doch Honor lehnte es ab, ohne einen triftigen Grund die Brückencrew eines Schiffes einzuengen, auch wenn sie dadurch Unbequemlichkeiten hinnehmen mußte.
Die Schiffe der Prince-Consort -Klasse, zu der die Prince Adrian gehörte, spiegelten eine Konstruktionsphilosophie wider, die erst bei der Einführung der neueren Star-Knight -Kreuzer aufgegeben wurde. Der Typ der Prince Consorts , der Prinzgemahle , war über sechzig T-Jahre alt und stammte noch aus den Anfängen der Flottenerweiterung, mit der Roger III. dem aufkommenden Expansionismus der Volksrepublik Haven entgegentreten wollte. Die Prince Consorts waren nie als Geschwaderflaggschiffe ausgelegt gewesen. Um möglichst viel Feuerkraft so schnell und so billig wie möglich in den Weltraum zu bekommen, hatten die Schiffbauingenieure entschieden, das Flaggdeck wegzulassen und die eingesparte Masse darauf zu verwenden, jeder Breitseite einen Graser und zwei Raketenwerfer zusätzlich zu spendieren. Selbst das eigentliche Kommandodeck fiel durch den Massenbedarf dieser Zusatzwaffen und ihrer Magazine recht spartanisch aus. Gewöhnlich sahen die Konstrukteure eines neuen Schiffstyps zusätzlichen Platz auf der Brücke vor, um Reserven für den späteren Einbau neuerer Instrumentensysteme zu haben, doch die Prince Consorts verfügten schon bei Indienststellung gerade über soviel Raum wie unbedingt erforderlich. Infolgedessen war es im Laufe der Zeit auf den Brücken dieser Schiffe immer enger geworden, weil die unvermeidlichen Umrüstungen zusätzliche Konsolen, Displays und Instrumententafeln erforderten, die man nun überall dort hineinzwängen mußte, wo sich noch ein paar Kubikzentimeter auftreiben ließen.
Mit der Zeit hatte man das Problem zwar erkannt, aber als unausweichliche Folge der Produktion von Schiffen hingenommen, die bei möglichst
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