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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Captain Harringtons Persönlichkeit kennengelernt. Die Kriecher und Speichellecker, die sich nur zu oft an einen erfolgreichen Offizier zu hängen versuchten, waren ihm ebenso geläufig wie die extremeren Formen der Heldenverehrung; beides erkannte er, wenn er es sah. Beides hatte er hier auf Grayson in Harringtons Umgebung gefunden. Andererseits mußte es sich um eine bedeutende Frau handeln: allein und von einer fremden Welt stammend, spazierte sie in eine theokratische, männlich dominierte Gesellschaft und errang die persönliche Ergebenheit einer Gruppe, die so uneinheitlich war, daß sie nicht nur die örtliche Navy einschloß, sondern auch Parteigänger der männlichen Überlegenheit alten Schlages wie Howard Clinkscales, den Regenten des Guts von Harrington; Reformer wie Benjamin IX., den regierenden Monarchen des Planeten; religiöse Führer wie den Reverend Jeremiah Sullivan, das geistige Oberhaupt der Kirche der Entketteten Menschheit; weltgewandte, gebildete Politiker wie Lord Henry Prestwick, den Kanzler von Grayson – und sogar ehemals havenitische Offiziere wie Alfredo Yu, nunmehr Admiral in graysonitischen Diensten. White Haven hatte gleich bei seiner ersten Begegnung mit Harrington das Potential erkannt, das in ihr steckte – trotz der Verwundungen an Leib und Seele, der Trauer und des Schuldgefühls, das sie aus der Zweiten Schlacht von Jelzins Stern davongetragen hatte. Damals war er Harringtons vorgesetzter Offizier gewesen und hatte sie über einen militärisch wie sozial unüberwindbar tiefen Rangunterschied hinweg betrachtet. Nun aber kam sie ihm im Dienstgrad gleich (jedenfalls, wenn man ihren graysonitischen Rang zugrunde legte), und als Gutsherrin stand sie gesellschaftlich, so neu ihr Adelsbrief auch war, noch über einem der ältesten manticoranischen Earltitel.
    Hamish Alexander neigte in keiner Weise zu Minderwertigkeitskomplexen. Er gehörte zu dem sehr engen Kreis von Menschen, die seine Königin im privaten Kreise mit dem Vornamen anreden durften und mit ihr auf Du und Du standen. Innerhalb der Manticoranischen Allianz genoß er ein Ansehen als Stratege, das von niemandem sonst erreicht wurde. Seine Reputation basierte allein auf Leistung, und dessen war er sich vollends bewußt; genausosehr wußte er, daß er jedem dienenden Offizier in jeder Navy im bekannten Weltraum gleichkam, wenn nicht sogar übertraf. Arrogant war White Haven nicht – zumindest bemühte er sich darum, niemals arrogant aufzutreten. Dennoch war er sich seiner selbst bewußt, und es wäre töricht gewesen, etwas anderes vorzugeben. Allerdings wußte er ebenso genau, daß Harrington ihre Karriere ohne den Vorteil eines aristokratischen Namens begonnen hatte, und auch ohne Beziehungen und der damit verbundenen Patronage. Wie ehrlich sich White Haven seinen Ruf auch erworben hatte und wie oft er die günstige Ausgangsposition, die ihm durch seine Geburt zugefallen war, auch zum Vorteil anderer benutzt haben mochte: niemals konnte er vergessen oder leugnen, durch seine Abstammung einen unwägbaren Vorsprung im Wettlauf auf der Karriereleiter erhalten zu haben – wie Harrington ihn niemals besessen hatte. Hier auf Grayson aber hatte man ihr die Chance gegeben, alles zu zeigen, was sie konnte, und ihre Leistungen flößten dem Earl von White Haven eine gewisse Ehrfurcht ein.
    Honor Harrington war kaum halb so alt wie er, und dieser Teil der Milchstraße hatte das finstre Tal eines Krieges betreten, wie er sich seit Jahrhunderten nicht mehr ereignet hatte. Diesen Krieg gegen Haven würden weder begrenzte Eroberungen noch ein Verhandlungsfriede beenden; wer auch immer diesen Krieg verlor, mußte sich nicht auf eine Niederlage, sondern auf seine Vernichtung gefaßt machen. Sechs T-Jahre tobte der Krieg nun bereits, und trotz der jüngsten Erfolge der Allianz war kein Ende in Sicht. Wenn in einer Gesellschaft die Prolong-Behandlung zur Lebensverlängerung erst einmal gegriffen hatte, verlangsamte sich das Aufrücken in die oberen Ränge einer Navy oft so sehr, daß das System wie eingefroren wirkte; die dem Krieg vorhergehende Expansion der RMN hatte indes bewirkt, daß es ihren Offizieren – in beruflicher Hinsicht – nicht ganz so schlimm ergangen war. Verglichen mit der Flotte der Solaren Liga war die Beförderung sogar sehr rasch vonstatten gegangen, und mittlerweile hatte der Krieg die Tore zu den höchsten Rängen weit aufgestoßen. Selbst siegreiche Admirale starben manchmal, und seit Kriegsbeginn hatte sich

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