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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Anbordkommens und Vonbordgehens nicht mehr als eben eine Tradition war, die nur den Sinn hatte, den Hangaroffizier feststellen zu lassen, wer sich noch an Bord befand und wer nicht. Trotzdem war Caslet der Meinung, diese Tradition gehöre befolgt, und die arroganten Blicke der Wächter und die gemächliche Art des Hangaroffiziers zerrte an seinen Nerven. Es schien den Bürger Lieutenant nicht zu bekümmern, ob Caslet nun einen schlechten Eindruck von seinem Schiff erhielt oder nicht. Wie jedes Besatzungsmitglied der Tepes gehörte auch er zur SyS und nicht zur Volksflotte; als er den Neuankömmling erblickte, verzog er den Mund und musterte Caslet unverschämt. Die beiden Rangstufen, die der Bürger Commander über ihm stand, waren schließlich nur Flottendienstgrade. Außerdem kochte seit vier bis sechs Stunden die Gerüchteküche über, und der SyS-Offizier wußte, daß Bürgerin Committeewoman Ransom den Bürger Commander Caslet auf dem Kieker hatte. Zusammengenommen machten diese Faktoren Caslet zu einer Person, die man nicht respektieren mußte, sondern verachten durfte.
    »Sie sind Caslet?« verlangte er zu wissen und streckte gebieterisch die Hand nach den Papieren seines Gegenübers aus.
    Der Tonfall des Mannes war mürrisch und gelangweilt zugleich, und er wies zudem mehr als nur einen Hauch von Frechheit auf. Caslet wandte sich dem SyS-Offizier langsam zu. An sich hatte es keinen Sinn, auf die Unverschämtheit des Hangaroffiziers einzugehen, doch hatte der Ton des Mannes die glühenden Scheite der schwelenden Wut Caslets zu lodernder Flamme angefacht. Caslet war klar, daß er sich bereits auf reichlich dünnes Eis begeben hatte; Vernunft und Selbsterhaltungstrieb rieten ihm, sich nun nicht auch noch mit der SyS anzulegen und dem Bürger Lieutenant die Unverschämtheit durchgehen zu lassen. Andererseits besaß das Wissen, ohnehin schon bis zum Hals im Schlamassel zu stecken, eine geradezu befreiende Wirkung auf ihn. Man könnte sagen, Warner Caslet stand unter dem Eindruck, nichts mehr verlieren zu können, und so stellte er seine Reisetasche aufs Deck, musterte mit eiskalten haselnußbraunen Augen den SyS-Offizier von oben bis unten und ignorierte die ausgestreckte Hand.
    Der Hangaroffizier errötete unter dem frostigen Blick, aus dem grenzenlose Abscheu sprach, und Caslet verzog die Lippen zu einem Lächeln, das eher bedrohlich denn freundlich wirkte.
    »Ganz recht, ich bin Bürger Commander Caslet. Und Sie wären?« erkundigte er sich mit einer Stimme, die noch mehr Frost enthielt als sein Blick. Der schneidende Unterton trat deutlich zutage, denn Caslet war hinreichend wütend – und fühlte sich verwegen genug –, um diesen Unterton tief einschneiden zu lassen.
    Der SyS-Offizier setzte zu einer unwirschen Erwiderung an, doch dann hielt er inne. Verzweiflung hatte er oft genug erlebt, bei Männern wie bei Frauen, und deshalb beunruhigte ihn das eisige Glitzern in Caslets Augen zutiefst. Den Gerüchten zufolge befand der Mann sich vielleicht auf der Einbahnstraße in den Untergang, er selbst schien das nicht zu wissen – und so selten es auch vorkam, Latrinenparolen irrten manchmal. Wenn dieser unwahrscheinliche Fall eintrat, hätte Caslet hinterher eine stärkere Position inne. Immerhin war er bereits Operationsoffizier im Stab des zweitwichtigsten Flottenkommandeurs der Republik. Kehrte er unversehrt auf diesen Posten zurück, hätte er das Ohr sehr hochgestellter Persönlichkeiten, und Caslets Blick nach zu urteilen, gehörte zu der Sorte Raumoffizier, die leichthin vergab und vergaß.
    »Bürger Lieutenant Janseci, Bürger Commander«, meldete er daher weitaus eifriger. Caslet nickte knapp, und Janseci nahm so etwas wie Haltung an. Er fühlte sich versucht zu salutieren, doch damit hätte er eingestanden, sich von Anfang an unpassend verhalten zu haben – und daß Caslet ihn eingeschüchtert hatte. »Ich muß Ihre Identität überprüfen, Bürger Commander«, fügte er fast entschuldigend zu.
    Bedächtig griff Caslet in seine Uniformjacke und zog den Dienstausweis hervor. Er reichte ihn an Janseci und empfand eine innere Genugtuung, bitter wie Lauge, als die bewaffneten Posten tatsächlich Haltung annahmen. Und das alles für einen gewöhnlichen Raumoffizier. Wie schmeichelhaft. Der Hangaroffizier überprüfte rasch den Ausweis, klappte das Mäppchen wieder zu und gab es Caslet zurück. Der Bürger Commander blickte vielleicht drei Sekunden kühl darauf, dann erst streckte er die Hand aus, nahm es

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