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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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der Prozeß gemacht wird.«
    Ransom erbleichte, und einen Augenblick lang befürchtete Caslet, sie würde den Manticoraner auf der Stelle töten lassen. Dann atmete sie tief durch und bezähmte sich.
    »Wenn es nach Kriegsende zu Prozessen kommt, so werde ich nicht auf der Anklagebank sitzen«, entgegnete sie eisig. »Und Sie werden keine Gelegenheit haben, die Prozesse zu verfolgen. Bürgerin Captain de Sangro!«
    Mit einer ruckhaften Kopfbewegung deutete sie auf die Luke, und de Sangro bellte neue Befehle.
    Die Wärter begannen, die Gefangenen zum Ausgang der Turnhalle zu treiben, und Caslet sackte angeekelt, müde und geschlagen auf seinem Stuhl zusammen. Die ›Befragung‹ war kürzer gewesen, als er befürchtet hatte, und trotz der Untat gegenüber McKeon weniger häßlich. Dennoch handelte es sich dabei um das Zerrbild aller Werte, an die zu glauben man ihn gelehrt hatte, und …
    »Warten Sie mal! Warten Sie doch mal!«
    Caslet drehte ruckartig den Kopf, und Ransom, die mit Vladovich gesprochen hatte, wirbelte wie von der Tarantel gestochen herum, als die polternde Stimme ertönte. Senior Chief Harkness stand noch immer trotzig an der Stelle, wo er gestanden hatte, ohne sich dem Versuch eines SyS-Soldaten, ihn fortzuschaffen, im eigentlichen Sinne des Wortes zu widersetzen; er ignorierte vielmehr dessen Bemühungen. Wie eine Eiche ragte der Senior Chief auf, doch in seinem Gesicht stand ein Ausdruck der Panik, den Caslet niemals bei ihm vermutet hätte.
    »Warten Sie mal!« rief Harkness wieder. »Ich bin kein Held … und ich hab ganz bestimmt nichts in diesem Camp Charon verloren, verdammt noch mal!«
    »Senior Chief!« brüllte Venizelos. »Was zum Teufel …«
    Der Ruf des Commanders verstummte, als ihm ein Gewehrkolben in den Unterleib gerammt wurde. Harkness drehte nicht einmal den Kopf, denn sein Blick haftete mit verzweifelter Eindringlichkeit auf Ransom.
    »Hören Sie, Ma’am – Ms. Committeewoman oder was Sie auch sind –, ich bin seit fast fünfzig verdammten T-Jahren in der Navy. Ich hab mich zu keinem verdammten Krieg freiwillig gemeldet, aber das war doch mein Job, verstehen Sie? Jedenfalls haben sie mir das gesagt, und ‘nen anderen Job kenn’ ich nicht. Aber ich bekomme durch diesen Krieg kein Extrageld aufs Konto, und ich hab keine Lust, für den Kampf von irgendeinem reichen Hundesohn im Gefängnis zu verfaulen!«
    »Harkness, nein!« Scotty Tremaine starrte den Senior Chief mit einem Gesicht an, das vor Unglauben verzerrt war, und auch ihm brachte der Zuruf einen Stoß mit dem Gewehrkolben ein. Er stürzte zu Boden und würgte. Diesmal blickte Harkness hinüber.
    »Tut mir leid, Sir«, sagte er rauh, »aber Sie sind ein Offizier. Und Offiziere glauben eben, sie müssen in der brennenden Kiste sitzen bleiben, wenn sie abstürzt. Ich bin nur Unteroffizier, und Sie wissen ja, wie oft man mich degradiert hat, bevor ich endlich Chief wurde.« Er schüttelte den Kopf und wandte sich wieder Ransom zu. Seine Miene zeigte eine Mischung aus Scham, Furcht und Verzweiflung. »Wenn Sie eine Versetzung anbieten, Ma’am, dann greif ich zu!« stieß er hervor.
     

24
     
    » Was bitte hat sie getan?«
    In ungläubiger Entrüstung starrte Rob Pierre auf den Combildschirm. Der Mann, den der Bildschirm zeigte, schluckte schwer. Am Revers trug er das Emblem des Ministeriums für Öffentliche Information und ein Namensschild: L. BOARDMAN, Zweiter Stellvertretender Direktor für Information. Ganz offensichtlich genoß er dieses Gespräch nicht im geringsten.
    »Ich könnte Ihnen die Chips schicken, Bürger Vorsitzender.« Vor Hast überschlug sich Boardmans Stimme, denn er empfand einen überwältigenden Drang, dem mächtigsten Mann der Volksrepublik zu verdeutlichen, daß er an nichts die Schuld trug. »Ich meine, soviel weiß ich ja nun auch wieder nicht, Sir, und die Chips klären alles vielleicht viel besser, als ich es kann, deshalb …«
    »Halten Sie das Maul«, schnitt Pierre ihm kühl das Wort ab, und Boardman schloß unverzüglich den Mund. Der Vorsitzende des Komitees für Öffentliche Sicherheit betrachtete den Zweiten Stellvertretenden Direktor aufgebracht und zügelte sich – ein wenig. Das Entsetzen des Bürokraten betonte den gewaltigen Abgrund, der zwischen ihnen klaffte, und Pierre empfand deswegen ein gelindes Schuldgefühl. Aus einer Laune heraus hätte er Boardman vernichten können – wörtlich oder bildlich gesprochen, ganz wie es ihm beliebte –, und das wußten sie beide.

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