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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Gesichtsausdrücken zu schließen, stellten sie sich die gleiche Frage, doch gemeinsam mit den Offizieren standen sie reglos und harrten der Dinge, die da kommen würden – und der Antworten.
    Über die Turnhalle legte sich Schweigen. Ransom lehnte sich zurück und musterte ernst die Gefangenen. Caslet bemerkte, wie eins der HD-Teams die Position änderte, um Ransom im Profil aufzunehmen – und ihren stählernen Blick besser einzufangen. Sie schien nichts davon wahrzunehmen, und die Sekunden verstrichen. Dann endlich räusperte sie sich.
    »Sie …« begann Ransom mit kalter Verachtung, »können sich als verhaftet betrachten. Die Uniformen, die Sie tragen, identifizieren Sie als Feinde des Volkes, und trotzdem hätte die Volksrepublik Ihnen die Behandlung zukommen lassen, die Kriegsgefangenen zusteht, wenn Sie durch Ihr Verhalten auf Enki nicht Ihr wahres Gesicht offenbart hätten. Da Sie es als passend erachteten, unser Sicherungspersonal anzugreifen und sechs unserer Leute zu ermorden , haben sie sich jeden Schutz verwirkt, der Ihnen aus Ihrem Status als Kriegsgefangene erwachsen wäre. Seien Sie sich darüber im klaren.«
    Sie machte eine Pause, und die nun einsetzende Stille lastete mit kaltem, unheilverkündendem Druck auf der Szene, denn ganz offensichtlich diente Ransoms einleitende Bemerkung nur einem Zweck: das Tableau vorzubereiten, und keiner der Gefangenen wußte, wofür.
    »Sie befinden sich auf dem Weg nach Camp Charon auf dem Planeten Hades«, fuhr sie nach einer kleinen Ewigkeit fort und setzte ein eisiges Lächeln auf. »Gewiß haben Sie alle schon Gerüchte über Camp Charon gehört, und eines darf ich Ihnen versichern:
    Was auch immer Sie gehört haben, entspricht der Wahrheit. Ich kann mir nicht vorstellen, daß irgend jemand unter Ihnen den Aufenthalt dort genießen wird – und er wird sehr, sehr lange dauern.«
    Deutlich war ihrer grausamen Stimme das Vergnügen anzumerken. Jemand wie Ransom gab sich nicht damit zufrieden, wehrlose Menschen lediglich zu verspotten, und Caslet fragte sich, worauf sie wohl hinarbeitete.
    »Die Volksrepublik weiß jedoch, daß einige unter Ihnen, vielleicht sogar die meisten, von Ihren korrupten, elitären Führern in die Irre geleitet worden sind. Schließlich werden die Bürger plutokratisch regierter Staaten nie zu Rate gezogen, wenn ihre Oberherren sich entscheiden, einen Krieg vom Zaun zu brechen. Als Vorkämpfer im Aufstand des Volkes gegen die Plutokratie hat das Komitee für Öffentliche Sicherheit die Pflicht, den Opfern imperialistischer Regimes brüderlich die Hand zu reichen. Als Repräsentantin dieses Komitees ist mein oberstes Anliegen daher, Ihnen Gelegenheit zu geben, sich von Ihren Führern zu distanzieren, von denen Sie belogen werden und die jeden einzelnen von Ihnen für ihre eigennützigen Ziele mißbrauchen.«
    Sie hielt für einen Moment inne, und wieder hatte sich die Qualität des Schweigens geändert. Die meisten Gefangenen starrten sie mit offenem Unglauben an und konnten nicht fassen, daß diese Frau es wirklich ernst meinte. Caslet war ebenfalls erstaunt. Wie die meisten Bürger der Republik hatte auch er gesehen, wie alliierte Kriegsgefangene in den Nachrichtensendungen Kriegsverbrechen eingestanden, und niemals auch nur ein Wort davon geglaubt. Die meisten der ›geständigen‹ Kriegsverbrecher hatten ganz offensichtlich hölzern und stockend Worte wiederholt, die ihnen von jemand anderem vorgelegt worden waren. Manche hatten sich mit der Benommenheit von Menschen, die unter Drogen standen, durch ihre Bekenntnisse gekämpft, andere mit verängstigten Augen in die Kameras gestarrt und allerlei Vergehen eingestanden, von denen sie glaubten, daß ihre Wärter sie vielleicht hören wollten. Es stimmte schon, einige hatten erheblich natürlicher geklungen, doch Caslet sagte sich, daß es in jeder Gruppe von Menschen die eine oder andere Ratte gab. Wahrscheinlich brauchte man gar nicht so niederträchtig sein, um sich davon überzeugen zu lassen, daß eine Zusammenarbeit mit der Systemsicherheit den Alternativen durchaus vorzuziehen sei.
    Aber das Schauspiel, das Ransom hier frei nach dem Motto: ›Freiwillige Verräter vor!‹ vor laufender Kamera bot, war doch wirklich nicht zu fassen! Was auch immer die Proles glauben mochten, Ransom mußte doch wissen, daß solche Geständnisse von den gleichen Leuten verfaßt wurden, die sie den Gefangenen abpreßten. Die Bürgerin Minister mußte noch dümmer sein als Caslet befürchtete, wenn

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