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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Pierre ermahnte sich ständig, niemals zu vergessen, welches Gefahrenpotential solche Macht einschloß. Sie vermochte eine zerstörerische Wirkung zu entfalten, gegen die er sich immerfort schützen mußte, denn trotz aller Vorsicht schmeckte die Vernichtung süß. Dieses eine Mal könne er sich doch austoben, verlockte sie ihn ständig – einmal wäre doch keinmal! In einer Zeit, da die ganze Galaxis sich gegen ihn verschworen hatte, könnte ihm doch gewiß niemand verübeln, wenn er sich gelegentlich bewies, das eine oder andere Ärgernis durch ein einziges Wort zerquetschen zu können?
    Robert S. Pierre atmete tief durch, räusperte sich und beugte sich zum Erfasser vor.
    »Selbstverständlich werde ich mir die Chips ansehen«, erklärte er in einem Ton, der seine Meinung so deutlich machte, daß er das Wörtchen ›Idiot!‹ nicht mehr auszusprechen brauchte. »Aber vorher will ich die wichtigsten Punkte hören. Und zwar sofort .«
    »Jawohl, Sir!« Anscheinend nahm Boardman auf dem Sessel Habachtstellung an. Seine Hände befanden sich außerhalb des Erfassungsbereichs, doch seine Schultern bebten, während er auf seinem Schreibtisch umhersuchte. Papier raschelte; er hatte die gesuchten ausgedruckten Notizen endlich gefunden.
    »Nun, wollen wir einmal sehen«, murmelte er und tupfte sich beim Lesen den Schweiß von der Stirn. »Aha. Ja, Bürger Vorsitzender …« Er hob den Kopf, schaute in den Erfasser und lächelte gezwungen. »Laut dem Bericht Bürger Mancusos, meines Assistenten, hat Bürger Konteradmiral Tourville …« – er warf wieder einen Blick auf die Notizen – »… ja, genau.
    Bürger Konteradmiral Lester Tourville hat mehrere manticoranische Schiffe gekapert, darunter einen Kreuzer mit Honor Harrington an Bord.«
    Er hielt inne und fixierte den Ausdruck, als fürchtete er, die Notizen könnten sich im gleichen Moment verändern, in dem er die Augen davon abwendete. Oder , überlegte Pierre, als könnte er selber kaum fassen, was er da sagt. Diese Ungläubigkeit lag nahe, wenn man bedachte, daß Harrington bislang stets jeden VFH-Offizier fertiggemacht hatte, den das Unglück ereilte, ihr zu begegnen. Die Pause dehnte sich indes so lange, daß in Pierre wieder Zorn aufstieg. Der Vorsitzende des Komitees für Öffentliche Sicherheit räusperte sich lautstark; der abrupte Laut riß Boardman aus der Nachdenklichkeit, in die er versunken war.
    »Äh – entschuldigen Sie bitte, Bürger Vorsitzender!« rief er. »Wie ich schon sagte, gelang es Bürger Konteradmiral Tourville, Honor Harrington gefangenzunehmen. Davon unterrichtete er die DuQuesne-Basis. Dort erfuhr Bürgerin Minister Ransom von dieser Großtat. Die propagandistischen Aspekte des Vorgangs waren ihr klar, keine Frage, und deshalb hat sie Tourville angewiesen, Harrington nach Barnett zu schaffen.«
    »Das habe ich schon verstanden!« fuhr Pierre ihn an. »Was sie danach getan hat, das interessiert mich! Was zum Teufel hat sie sich dabei gedacht?«
    Boardman krümmte sich zusammen, und seine Augen huschten panikerfüllt hin und her. Interne Streitigkeiten zwischen den Angehörigen des Komitees für Öffentliche Sicherheit waren sehr selten – zumindest drangen sie nur sehr selten an die Öffentlichkeit –, doch wenn es soweit kam, endete der Streit in der Regel mit dem Verschwinden eines der Disputanten. Rob Pierre hielt sich normalerweise sehr zurück, wenn es darum ging, die Handlungen eines anderen Komiteemitglieds zu verurteilen; nicht etwa, weil er niemals zornig wurde, sondern weil es sich jemand in seiner Stellung nicht erlauben konnte, seinen Ärger offen zu zeigen. Wenn er eine Auseinandersetzung publik machte, blieb ihm in seiner Eigenschaft als Kopf des Komitees keine andere Wahl, als die Person zu eliminieren, die ihn verärgert hatte, denn jede gemäßigtere Reaktion hätte nur seine Autorität und seine Position untergraben.
    Boardman war sich dessen genau bewußt – und es lag nahe, daß er als einer von Cordelia Ransoms ranghöchsten Assistenten Pierres Zorn wohl kaum ungeschoren entkommen könnte. Wenn er andererseits seiner Dienstherrin nicht den Rücken stärkte und sie die Auseinandersetzung überlebte, würde sie von seiner mangelnden Unterstützung erfahren – und das zöge ähnlich unerfreuliche Konsequenzen nach sich. Doch im Augenblick befand sich Ransom Lichtjahre entfernt, während Rob Pierre nur knapp sechzig Stockwerke über ihm im gleichen Gebäude saß. Der Bürokrat blickte Pierre widerstrebend in die

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