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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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nehmen, daß Harrington nicht mehr im Spiel ist. Aber dazu genügt, sie in ein Gefangenenlager zu stecken. Umbringen müssen wir sie dazu nicht … Und eine Exekution aufgrund von falschen Beschuldigungen … – ich hoffe, Sie vergeben mir, wenn ich das ganz offen so nenne –, muß Folgen haben, die weit über den Verlust ihrer militärischen Fähigkeiten für die Gegenseite hinausgehen. Auch wenn wir einen kurzfristigen Propagandavorteil aus der Sache zögen, hätten wir langfristig nur Nachteile. Wir würden eine Märtyrerin aus ihr machen, Sir, und als Märtyrerin ist sie zehnmal – hundertmal gefährlicher als lebend! Selbst wenn wir völlig außer acht lassen, was Harringtons Hinrichtung auf der Gegenseite auslösen würde, müssen wir an unsere eigenen Leute denken und an das, was es für sie hieße. Die Manties würden uns das niemals – und ich meine niemals – vergeben. Mit allem schuldigen Respekt vor Bürger Saint-Just, aber es sind keine SyS-Leute, die ihnen in die Hände fallen, sondern Angehörige der Volksflotte und der Marines. Unsere kämpfenden Einheiten werden sich bewußt sein, daß sie den Preis für diesen Propagandastreich aus eigener Tasche bezahlen müssen! Unsere Leute werden sich große Sorgen darüber machen, was ihnen zustößt, wenn sie ihrerseits in Gefangenschaft geraten sollten. Harringtons Hinrichtung wird einen Keil zwischen die regulären Einheiten und die Systemsicherheit treiben, denn ob es stimmt oder nicht, man wird der SyS die Schuld an der Hinrichtung geben.«
    Während sie sprachen, hatte sie die Mienen beider Männer beobachtet, doch der Zorn, mit dem sie gerechnet hatte, blieb aus. Tatsächlich konnte McQueen sich nicht erinnern, auf Saint-Justs Gesicht je irgendeine Gefühlsregung bemerkt zu haben. Pierre zeigte eher erschöpfte Zustimmung als Verärgerung. Trotzdem schüttelte der Vorsitzende den Kopf, nachdem McQueen gesprochen hatte. Er ließ sich zurücksinken und legte eine Hand auf die Schreibunterlage, während er sich mit der anderen die Augen massierte. Er klang beladen.
    »Ich kann Ihrer Analyse nicht widersprechen«, sagte er. »Und doch, selbst wenn Harrington für uns als Märtyrerin gefährlicher ist als lebend, dürfen wir Cordelias Entscheidung nicht widerrufen. Jedenfalls nicht öffentlich.« Er ließ die erhobene Hand sinken, und sein finsterer Blick fesselte McQueen an ihren Stuhl. »Sie ist im Unrecht. Ich bin mir durchaus bewußt, wie dumm ihre Entscheidung ist, und Oscar sieht es genauso, aber sie hat sie bereits publik gemacht. Wenn ich ihre Entscheidung widerrufe, muß ich damit ebenfalls an die Öffentlichkeit gehen, und das kann ich nicht. Dazu liegt die Levellers-Affäre noch nicht lange genug zurück. Außerdem ist Cordelia ein Gründungsmitglied des Komitees und das Oberhaupt der Öffentlichen Information. Eine öffentliche Auseinandersetzung können wir uns zum augenblicklichen Zeitpunkt einfach nicht leisten – denn Gott allein weiß, wer alles nur darauf wartet, einen Riß auf Führungsebene gegen uns zu nutzen. Nein, Bürgerin Admiral«, und er schüttelte traurig den Kopf, »soviel uns Harringtons Hinrichtung auch kosten mag, der Preis, den es hätte, Cordelia aufzuhalten, ist höher.«
    McQueen hob den Kopf und schloß trotz der Proteste, die ihr auf der Zunge brannten, den Mund. Wut und Abscheu nährten ihre Entrüstung ebenso wie die Logik in Pierres Worten, aber sie benötigte nicht die Auffassungsgabe eines Hyperphysikers, um zu begreifen, daß die Entscheidung schon gefallen war, bevor man sie überhaupt vom Geschehenen informiert hatte. Zumindest auf lange Sicht verhielten sich Pierre und Saint-Just ebenso dumm wie Ransom, doch mit dem Versuch, den beiden diese bittere Erkenntnis nahezubringen, gefährdete McQueen die eigene, ohnehin wacklige Position noch mehr. Wenigstens war ihr Protest auf Zustimmung gestoßen. Die beiden stritten nicht etwa die Stichhaltigkeit ihrer Argumente ab, sie waren nur der Ansicht, das Risiko eines Bruchs mit Ransom wiege schwerer als die Gefahren, die McQueen angeführt hatte. Auch da täuschten sich Pierre und Saint-Just. Doch wenn McQueen sich den Respekt erhalten wollte, den sie durch ihre Darlegung errungen hatte, dann mußte sie die Erörterung einstellen. Ansonsten könnte es nur allzu rasch geschehen, daß sich das Bedauern der beiden, ihr widersprechen zu müssen, in etwas Unangenehmeres verwandelte.
    »Also gut, Bürger Vorsitzender«, seufzte sie schließlich. »Ich halte es nach wie

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