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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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eingebildeten Ungerechtigkeiten und Demütigungen zurück, die er jemals hatte ›erdulden‹ müssen. Außer Haß lebte in ihm nichts mehr, und in seiner Seele gähnte eine Leere, die danach gierte, jeden zu vernichten und zu verschlingen, der seinen Haß nicht teilen wollte.
    Honors künstliches Auge war tot, die Pupille fixiert und der Fokus unveränderlich eingestellt, doch ihr rechtes Auge flackerte in kalter Abscheu vor diesem wandelnden Untoten, obwohl sie sich noch immer nichts anmerken lassen wollte.
    Bergren verzog höhnisch den Mund. »Ja, Galgenvogel«, sagte er mit sanfter und noch unangenehmerer Stimme, »ich glaube, ein bißchen Trost täte dir ganz gut. Warum also machst du nicht einfach die Beine breit?«
    Er leckte sich die Lippen und warf der Wärterin einen raschen Seitenblick zu. Nicht, daß die Chance bestanden hätte, daß sie Einwände erhob; sie war so verdorben wie jeder aus Timmons’ Truppe, und ihre Vorfreude noch ekelhafter als Bergrens.
    »Na komm, Galgenvogel«, flüsterte der Sergeant, zog Honor zu sich und faßte nach ihren Brüsten.
    Doch berührte er sie niemals. Als Bergren die Finger nach ihr ausstreckte, schoß Honors linke Hand wie eine zustoßende Viper vor, und ihre Finger schlossen sich mit der Kraft eines Schraubstocks um sein Handgelenk. Bergren keuchte vor Schmerz auf und versuchte sich loszureißen, doch Honor hielt ihn mit stählernem Griff fest. Ihre wochenlange Teilnahmslosigkeit hatte ihn eingelullt und vergessen lassen, daß sie von einer Welt mit hoher Schwerkraft stammte. Als sie nun zum allererstenmal reagierte, stand ihm plötzlich Furcht in den Augen – finstere, häßliche Angst, die wegen der völligen Überraschung besonders heftig ausfiel. Honor verstärkte den Druck und verzog die rechte Mundhälfte zum Zerrbild eines Grinsens.
    »Fassen Sie mich nie wieder an.«
    Nur sechs Wörter, doch Honor sprach sie leise und mit einer bedrohlichen Klarheit aus, von der sie nach so vielen endlosen Tagen des Schweigens selbst überrascht war. Für einen Augenblick gefror ihm das Blut in den Adern. Trotzdem erholte er sich rasch und trat einen Schritt vor, um sie zurück gegen das Schott zu drängen. Das funktionierte nicht. Sie schwankte nicht einmal und verdrehte Bergren die Hand; er grunzte rauh vor Schmerz und ging unwillkürlich in die Knie.
    »Laß ihn los, du Miststück!« Die Wärterin trat vor und griff nach dem Schlagstock an ihrem Koppel. Honor wandte den Kopf und schaute der Frau in die Augen.
    »Wenn Sie mich mit dem Knüppel auch nur berühren, breche ich Ihnen das Rückgrat«, erklärte sie tonlos, und die SyS-Frau erstarrte angesichts der unerschütterlichen Selbstsicherheit, die Honor ausstrahlte.
    Schließlich faßte sie sich ein Herz. »Das glaub’ ich kaum, Galgenvogel!« zischte sie verächtlich. »Selbst wenn, kannst du hier nicht weg, und du willst gar nicht wissen, was der Rest mit dir anstellt, wenn du es auch nur versuchst. Außerdem hast du Freunde oben, schon vergessen?«
    Mit neuer Zuversicht trat sie wieder vor – und Bergren brüllte auf, als Honor ihm das Handgelenk brach. Mit einem Tritt stieß sie ihn von sich fort und drehte sich vollends zur Wärterin um, die vor dem kalten, ungezügelten Feuer in Honors Auge zurückwich.
    »Sie haben recht«, sagte Honor leise. »Ich habe Freunde ›oben‹, und Sie können mich dazu bringen, bei Ihren kranken kleinen Spielchen mitzuwirken, indem Sie sie bedrohen. Aber jetzt reicht es. Selbst um meiner Freunde willen lasse ich das nicht mit mir machen. Und falls Sie es vergessen haben sollten, Ransom will mich ›unbeschädigt‹, nicht wahr? Also treiben Sie Ihre Spielchen, Havie, aber sagen Sie dem Rest des Lumpenpacks, daß es Grenzen gibt.« Bergren versuchte sich auf die Knie zu erheben, während er gleichzeitig sein Handgelenk umklammert hielt. Honors rechter Fuß raste vor, und die nackte Sohle knallte ihm vor den Mund. Stöhnend und halb bewußtlos brach er in einer Ecke wieder zusammen. Ein Angstschauder ergriff die Wärterin, und dafür haßte die Havenitin Honor nur um so mehr.
    »Sie können mit Ihren Freunden zurückkommen und tun, was immer Ihnen in den Sinn kommt«, fuhr Honor ruhig fort. »Das weiß ich. Aber am besten kommen Sie alle zusammen, Havie, und wenn es vorbei ist, dann besteht keine Chance – nicht die leiseste –, daß Sie mich noch lebend an Ransom übergeben.«
    Die lebhafte Hälfte ihres Mundes verzog sich zu einem dünnen, furchteinflößenden Grinsen, und wider

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