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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Willen wich die Wärterin wieder zurück. Sie umklammerte den Schlagstock und versuchte zu begreifen, wie sich das Machtverhältnis in dieser Zelle innerhalb eines winzigen Augenblicks umkehren konnte, wo sie doch alle Karten in der Hand hielt. Dann blickte sie noch einmal in das eine Auge der hageren, halbnackten Frau und sah sich einer Wölfin gegenüber – einer verletzten Rudelführerin, die von den Hunden auf ihrer Fährte verwundet und bedrängt worden war, die sich jedoch kein einziges Mal mehr bedrängen lassen würde. Eine Wölfin, die lieber auf dem Fleck starb, an dem sie stand, als sich noch weiter treiben zu lassen. Eine Wölfin, begriff die Wärterin erschüttert, die bereit war zu sterben – die willig sterben würde –, wenn sie nur noch einmal die Zähne in die Kehlen der Köter schlagen konnte, die sie heulend verfolgten.
    Die Wärterin blickte in das drohende, verlangende Auge und wußte Bescheid – hatte erkannt, wie das Machtverhältnis sich so rasch verändern konnte.
    Äußerst behutsam nahm sie die Hand vom Schlagstock, beugte sich vor, ohne den Blick von Honor zu nehmen, zerrte den stöhnenden, kraftlosen Bergren hoch und schleppte ihn ohne ein weiteres Wort aus der Zelle. Als sie die Tür hinter sich verriegelte, fragte sie sich im Stillen unbehaglich, ob sie nun die Wölfin in den Käfig sperrte – oder sich in die Sicherheit außerhalb einschloß.
     

26
     
    »Na, was steht heute auf dem Programm?«
    Als Horace Harkness, ehemals Senior Chief Gunner’s Mate der manticoranischen Navy, diese Frage stellte, lümmelte er sich in einem bequemen Lehnsessel, hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt, die Füße auf den Hocker davor gelegt und wackelte mit den unbeschuhten Zehen seinen sogenannten ›Bewachern‹ zu. Nachdem er sich zum Überlaufen entschlossen hatte, waren ihm Bürger Corporal Heinrich Johnson und Bürger Private Hugh Candleman als ständige Hüter zur Seite gestellt worden. Ihre Aufgabe war eindeutig zu erkennen: nämlich, ihn gar nicht erst auf den Gedanken kommen zu lassen, irgend etwas Ungehöriges zu tun. Warum man ausgerechnet diese beiden Schergen der Systemsicherheit zu seiner Bewachung ausgesucht hatte, lag ebenfalls auf der Hand: Beide waren sie groß und stark, zäh und gut ausgebildet in der Kunst, einen Mitmenschen lediglich unter Zuhilfenahme der bloßen Hände zu zerlegen. Ein wenig unglücklich erschien es indessen, daß damit auch schon so gut wie alle ihre verwendbaren Fähigkeiten aufgezählt waren, aber man konnte schließlich nicht alles verlangen.
    »Nicht viel – glaube ich jedenfalls«, antwortete Johnson. Der Bürger Corporal hatte keine so breiten Schultern wie Harkness, überragte ihn aber um mehrere Zentimeter und wirkte in der schwarz-roten Uniform sehr beeindruckend. Er suchte in den Jackentaschen nach seinem Memopad, fand es, schaltete das Display ein und schielte darauf. »Dreizehn Uhr dreißig haben wir noch ein HD-Interview«, erklärte er. »Danach will Bürgerin Commander Jewel mit dir wieder über die manticoranischen Signalsysteme sprechen. Der Termin ist um … äh, siebzehn Uhr. Davon abgesehen hast du heute Freizeit.« Er schob das Pad zurück in die Tasche und lachte. »Anscheinend können sie dich wirklich gut leiden, Harkness.«
    »Warum auch nicht?« entgegnete Harkness mit einem trägen Grinsen, und die beiden SyS-Männer lachten. Ein Bonus wie Harkness fiel der Öffentlichen Information nicht alle Tage in den Schoß, und daß er ein Raketentechniker war, der sich mit den Überlichtsendern in den manticoranischen Aufklärungsdrohnen auskannte, machte ihn zu einer noch wertvolleren Quelle technischer Daten für die Forschung und Entwicklung. Die langfristige Bedeutung von Propagandasendungen und technischen Informationen ging indes über Johnsons und Candlemans Horizont. Sie besaßen eigene Gründe, sich über Harkness’ Desertion zu freuen, welche mit seinem Wert für die VRH im allgemeinen nicht das geringste zu tun hatten.
    »Also, bist du bei Farley’s Crossing weitergekommen?« fragte Candleman gespannt, und Harkness’ Lächeln war nun weniger träge denn verschlagen.
    »Ach ihr Kleingläubigen«, brummte er. »Ich hab’ euch doch gesagt, daß ich eure Chancen ein wenig … neu gewichten könnte, oder nicht? Sieh dir das an.«
    Er holte einen Datenchip aus der Hemdtasche und schnippte ihn quer durch die Abteilung zu Candleman, der ihn eifrig aus der Luft fing. Der Private starrte auf das glatte Gehäuse, als wäre

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