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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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so viel Zeitgewinn erkaufen, daß sich damit an anderer Stelle etwas bewirken ließ. Trotz seiner Überraschung bedachte er seinen Operationsoffizier mit einem vernichtenden Blick. Caslet hatte selbst lange genug ein Schiff kommandiert, um zu wissen, daß er sich einen Lapsus wie eben nicht erlauben konnte. Vielleicht lag es gerade daran; jedenfalls bereitete es ihm offenbar Schwierigkeiten zu beachten, daß in der Volksflotte seit längerem nur noch die Volkskommissare mit ›Sir‹ und ›Ma’am‹ angesprochen werden durften.
    VFS Vaubon war ein Leichter Kreuzer gewesen, und wie für Leichte Kreuzer typisch war sie die meiste Zeit unabhängig gekreuzt. Sosehr er das revolutionäre Vokabular bei seinen Untergebenen auch durchgesetzt hatte, Caslet mußte lange Zeiträume ohne direkten Vorgesetzten dagestanden haben, dem er Meldung zu erstatten hatte – außer seinem Volkskommissar. Was auch immer der Grund sein mochte, ein Offizier in seiner Lage konnte es sich einfach nicht leisten, auch nur entfernt anzudeuten, ihm mangele es an Begeisterung für das neue Regime.
    »Gewiß nicht schlecht für den Anfang«, sagte Theisman schließlich. »Noch etwas?«
    »Jawohl, Bürger Admiral«, antwortete Hathaway. »Das waren die Dickschiffe – doch anscheinend bekommen wir noch eine Zerstörerflottille, den Großteil des Einhunderteinundzwanzigsten Leichten Kreuzergeschwaders und ein halbes Dutzend Schwere Kreuzer. Vielleicht bekommen wir sogar einen Schlachtkreuzer – das heißt, wenn wir ihn halten können.« Für jeden, der Hathaway nicht ausgesprochen gut kannte, hätte dieser letzte Satz völlig unverfänglich geklungen, doch Theisman wurde sofort aufmerksam.
    »Schlachtkreuzer kann man immer brauchen«, sagte er leichthin. »Um welchen geht es?«
    »Die Tepes , Bürger Admiral.« Caslets Ton glich dem Hathaways. Theisman spürte genau, wie sein Gesichtsausdruck gefror, als er den Grund begriff, warum Megan und Warner den Volkskommissar von diesem Anruf ausgeschlossen hatten – vermutlich, indem sie dafür sorgten, daß LePic woanders mit einer höchst legitimen Ablenkung beschäftigt war.
    Die Tepes, dachte er. Ein Schiff der Walord -Klasse, die neuesten und kampfstärksten Schlachtkreuzer im Bestand der Volksflotte, die den Sultans den Rang abgelaufen hatten. Doch die Tepes gehörte nicht zur Volksflotte – und ihre Besatzung bestand nicht aus Flottenangehörigen, sondern Offizieren und Mannschaften aus dem Amt für Systemsicherheit.
    Theisman verbarg seine tiefgehende Abscheu – und seine Furcht –, während er über das Gehörte nachdachte. Die Manier, verzweifelt benötigte Sternenschiffe von Frontkampfverbänden abzuziehen, fand er, gelinde gesagt, sehr zweifelhaft. So dachten beinahe alle regulären Offiziere, so hingebungsvoll sie das neue Regime auch unterstützen mochten. Furcht hingegen flößte ihm die Kehrseite dieser Denkweise ein, ohne daß er es jemals zuzugeben gewagt hätte: Die Systemsicherheit raffte sich eine Flotte von Kampfschiffen zusammen, in denen entweder SyS-Offiziere den Befehl führten oder die – wie im Falle der Tepes – gänzlich von SyS-Angehörigen bemannt wurden.
    Theisman mußte zugeben, daß sehr viel Personal der SyS aus unzufriedenen Angehörigen der Vorkriegsstreitkräfte bestand. Aber trotz aller Unterstützung dieser Freiwilligen mangelte es Oscar Saint-Justs Schlägern an Ausbildung und Erfahrung, um in einem Gefecht das Potential ihrer Schiffe auszuschöpfen. Dennoch bildeten diese Schiffe im Grunde eine zweite Flotte, und unweigerlich ergab sich die Frage, weshalb sie aufgestellt worden war. Zum Teil gewiß aus dummem, bürokratischem Streben nach Hausmacht. Wie jeder andere Parasit besaß auch die Systemsicherheit einen unersättlichen Appetit, der befriedigt werden mußte; in diesem Fall handelte es sich um Machthunger, und wenn zu seiner Stillung Kampfkraft aus den Verbänden abgezogen werden mußte, die gegen den Feind kämpften, dann mußten diese Einheiten eben damit leben. Und dennoch, hinter der Gründung der SyS-Privatflotte steckte mehr als Egoismus und Großmannssucht. Gegen die Allianz war eine Flotte wie diese unbrauchbar, und das Schlachtfeld war auch gar nicht ihr designiertes Einsatzgebiet. Wie man in der Volksflotte nur zu gut wußte, benötigte die Systemsicherheit eine zweite Flotte, auf die sie sich bei der ›Erledigung‹ innenpolitischer Aufgaben verlassen konnte, denn Saint-Just wollte nicht darauf angewiesen sein, reguläre Einheiten gegen

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