Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
jede Baumkatze beneidet hätte.
    »Nein, wirklich nicht, Captain!« rief Honor aus und reichte Venizelos mit breitem Lächeln die Hand. »Wunderbar, Sie wiederzusehen, Andy. Allmählich wird es zur Gewohnheit, alte Fearlesses im Stab zu haben, wann immer ich einen bekomme!«
    »Jawohl, Ma’am. Das habe ich auch schon gehört«, entgegnete Venizelos mit ebenso breitem Lächeln, das Honor sehr erleichterte; nicht jeder Offizier wäre von dem Gedanken begeistert gewesen, das Kommando über einen Leichten Kreuzer abzugeben und beim Stabe verwendet zu werden. Natürlich war Venizelos für diese Verwendung schon lange vorgesehen gewesen, bevor Honor mit dem Befehl über das 18. Kreuzergeschwader betraut wurde; sie hatte nichts weiter getan, als ihn sich für ihren Stab zu greifen.
    Nur Admirale und Vizeadmirale sollten einen Captain als Stabschef haben, auch wenn gelegentlich ein Konteradmiral, der bei der Admiralität in hohem Ansehen stand, einen Offizier dieses Dienstgrades erhielt. Als Commodore mußte sich Honor nach der Tradition mit einem Commander oder Lieutenant Commander begnügen. Kaum bemerkte sie, daß Venizelos zur Verfügung stand, forderte sie ihn unverzüglich an. Die Entscheidung, ihm Erfahrung als leitendem Offizier beim Stabe zu verschaffen, war hingegen auf weitaus höherer Ebene getroffen worden. Für Honor bestand kein Zweifel, daß Venizelos davon wußte – und fragte sich, ob er wohl schon die Bedeutung dieser Entscheidung begriffen hatte. Erfahrung als Stabschef in einem alliierten Geschwader mit Besatzungen und Schiffen aus drei unterschiedlichen Sternnationen würde sich im späteren Verlauf seiner Karriere als unschätzbar wertvoll erweisen. Wenn Honor mit ihrer Vermutung nicht gänzlich falsch lag, dann hatte BuPers ihn bereits als zukünftigen Flaggoffizier vorgemerkt. Andreas Venizelos würde wahrscheinlich schneller breite Ärmelstreifen tragen, als er für möglich hielt. »Nun!« Sie drängte ihre Nachdenklichkeit beiseite, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und wippte auf den Füßen auf und ab, während sie ihre Untergebenen einige Sekunden lang musterte. Schließlich nickte sie. »Ich freue mich darauf, Ihre übrigen Ressortoffiziere kennenzulernen, Captain – und den Rest des Stabes, Andy. Vorher allerdings möchte ich mich ein wenig einleben.«
    »Aber natürlich, Mylady«, antwortete Greentree. »Darf ich Sie zu Ihrer Kajüte führen?«
    »Vielen Dank, Captain. Das dürfen Sie«, sagte Honor. Die Marineinfanteristen der Ehrenwache nahmen Haltung an. Behandschuhte Finger knallten auf Pulserknäufe. Greentree und Marchant begleiteten Honor, jeder militärisch korrekt einen halben Schritt hinter ihr. Sie warf einen Blick zurück und unterdrückte ein Auflachen, als der Rest des Gefolges hinter ihnen in die Formation einscherte. Andrew LaFollet führte die Prozession an, neben ihm ging Andreas Venizelos. Dahinter kam MacGuiness, der die beiden Stewards 3. Klasse, die das Gepäck trugen, mit Adleraugen beaufsichtigte. Den Schluß bildeten James Candless und Robert Whitman, die anderen beiden Angehörigen von Honors ständigem Personenschutzteam. Zwar gewöhnte sie sich allmählich daran, als mittelgroßer Zirkus durch die Weltgeschichte zu ziehen, aber trotzdem kam es ihr überaus lächerlich vor, daß so viele Menschen hinter ihr her marschieren mußten. Leider hatte man ihr in dieser Angelegenheit nicht viel Wahl gelassen. Sie hoffte nur, daß auch alle im Lift Platz finden würden.
     

6
     
    Esther McQueen hatte schon vor langem gelernt, ihr Gesicht unter Kontrolle zu halten, und so verzog sie keine Miene, als Rob Pierre und Oscar Saint-Just sich bei ihrem Eintreten von den Sesseln erhoben. Bislang hatten sich die beiden bei jedem Zusammentreffen so verhalten, und jedesmal empfand sie gelinde Überraschung. Seltsamerweise hielt sie diese höfliche Geste für aufrichtig und glaubte nicht, daß sich die beiden zum Zwecke der Manipulation verstellten. Einen Fehler würde sie niemals begehen: zu vergessen, daß diese beiden Männer vollendete Manipulanten waren; doch die altmodische Höflichkeit, die sie an den Tag legten, mutete vor dem Hintergrund der Todeszuckungen, in denen die Volksrepublik sich erging, geradezu grotesk an.
    Todeszuckungen, jawohl. Agonie , dachte sie grimmig beim Überqueren des dicken Teppichs, der den Boden des kleinen Konferenzraums bedeckte. Sie schüttelte Pierre und Saint-Just die Hand. Agonie … Ihr Gefecht gegen die Levellers war Beweis genug

Weitere Kostenlose Bücher