Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Titel: Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
darstellte.
    Diese Regel war vor mehr als tausend Jahren aufgestellt worden, nachdem eine verhängnisvolle Kette von Irrtümern und Fehlern das Ökosystem der Koloniewelt Elysium zerstört hatte. Im Frühstadium der Besiedlung eines Planeten hätte keine Verwaltung es je auch nur erwogen, diese Regel zu verletzen, wenn sie keinen Grund dazu hatte, der erheblich ernster gewesen wäre als Selleriediebstahl . Stolperdrähte, fotoelektrische Detektoren und Trittplatten hingegen fielen unter kein Verbot, und man hatte diese Auslöser mit Scheinwerfern, Alarmanlagen oder passiven Kamerasystemen verbunden. Dennoch war es den Dieben bislang gelungen, jeder einzelnen dieser Fallen auszuweichen. Einmal hatte allerdings irgendjemand – genauer gesagt, irgendein Tier, dachte Stephanie belustigt –, mitten während eines heulenden Blizzards in Jefferies Land eine Kamera ausgelöst. Leider war auf dem Film außer Schneegestöber nichts zu sehen gewesen.
    Angesichts der Mühe, die andere sich schon gegeben hatten, um des Rätsels Lösung zu finden, musste Stephanie zugeben, wie unwahrscheinlich es war, dass ausgerechnet ein elfjähriges Schulmädchen diejenige sein würde, die das Geheimnis aufklärte. Unmöglich war es andererseits nicht. Mit Bedacht hatte sie die Lüftungsklappen des Gewächshauses offen gelassen, in dem ihre Mutter den Sellerie zog. Große Chancen bestanden zwar nicht, dass ausgerechnet heute Nacht jemand kommen und die Gelegenheit nutzen würde, doch andererseits hatte Stephanie im Augenblick nicht sonderlich viel zu erledigen. Sie setzte sich bequemer hin und legte die Hände auf die Kamera. Vom Himmel fielen die ersten Regentropfen.
     
    Klettert-flink blieb stehen und streckte Kopf und Schultern in die Luft. Wie er aufgerichtet auf seinen Echtpfoten und Handpfoten stand und in die Nacht spähte, wirkte er wie ein altirdischer Präriehund (auch wenn er nicht wusste, was das ist, und vermutlich wäre es ihm gleich gewesen). Noch nie hatte er sich so nah an den Wohnbau der Zwei-Beine herangetraut. Als er begriff, dass er richtig vermutet hatte, blitzten seine Augen auf. Er hatte von ihnen tatsächlich ein Geistesleuchten aufgefangen, und nun stand er reglos in der Dunkelheit und ließ sich den Geschmack auf der Zunge zergehen.
    Die Leute schmeckten ganz anders … und trotzdem war es ihnen nicht unähnlich. Es war … war …
    Er setzte sich, schlang den Schweif um die Pfoten und rieb sich mit einer Echthand am Ohr, während er nach einem Namen für seine Empfindung suchte. Nach langem Überlegen kam er zu dem Schluss, dass der Geschmack zwar an Leute erinnerte, jedoch keine Gedanken übermittelte, sondern nur die Gefühle, die Empfindungen der Zwei-Beine. Es fehlte die Formgebung, die daraus eine Verständigung erzeugte, und eine merkwürdige Benommenheit schwang ihnen bei, als wären die Zwei-Beine fortwährend im Halbschlaf. So musste sich der Geist von jemandem anhören, der noch nie auf den Gedanken gekommen ist, dass ein anderer ihn schmecken oder hören kann, und daher nie gelernt hat, wie man ihn zur Verständigung einsetzt. Noch während Klettert-flink darüber nachsann, erschien ihm diese Möglichkeit als zu unwahrscheinlich, denn dazu war das Glühen wiederum zu stark und zu deutlich. Ungeformt, ungebändigt zwar, leuchtete es doch wie eine prächtige Blume, heller und größer als irgendeiner der Leute es in Klettert-flinks Gegenwart je zustande gebracht hatte. Der Gedanke, wie es wohl sein würde, wenn die Zwei-Beine nicht geistesblind wären, ließ ihn erschauern. Die Helligkeit lockte ihn an, lockte ihn näher wie das Lied einer Sagen-Künderin. Klettert-flink riss sich zusammen. In seinem nächsten Bericht an Singt-wahrhaftig und Kurzer Schweif musste seine Entdeckung im Mittelpunkt stehen, doch nun durfte er auf keinen Fall in dieser Richtung weiterforschen, bevor er es gemeldet hatte. Außerdem war er deswegen nicht hier.
    Er riss sich endgültig von dem Geistesleuchten los, obwohl es ihm schwer fiel. Er musste sich bewusst darauf konzentrieren, nicht mehr davon zu kosten, und sodann seinen Geist davor verschließen. Dazu brauchte er viel mehr Zeit, als er gedacht hätte.
    Trotzdem schaffte er es am Ende und atmete erleichtert auf, als er sich völlig gelöst hatte. Er schlug mit den Ohren, zupfte sich an den Schnurrhaaren und schlich geduckt durch die Dunkelheit, während der erste Regen ihm aufs Fell tropfte.
     
    Der Regen wurde stärker und trommelte auf das Dach des Pavillons. Die Luft

Weitere Kostenlose Bücher