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Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Titel: Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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schien zu tanzen und zu wabern, wenn gleißende Blitze die Nacht zerteilten und Donnergrollen sie schüttelte. Mit leuchtenden Augen beobachtete Stephanie, wie der Wind den Regen durch die offenen Seiten des Pavillons peitschte, ihr Nässe ins Gesicht wehte, die ihre kalten Wangen und die Lider küsste und den Boden besprenkelte. Ringsum donnerte der Sturm, und sie zog ihn an sich, trank von seiner Energie wie eine Verdurstende.
    Dann plötzlich begann auf ihrer Kamera eine winzige Lampe zu blinken, und Stephanie gefror mitten in der Bewegung. Das darf doch wohl nicht wahr sein! Aber das Licht blinkte – es blinkte wirklich! – und das konnte nur eins heißen …
    Sie drückte den Knopf, der das Warnlicht zum Erlöschen brachte, dann hob sie die Kamera und spähte in den Sucher. Der Regen, der vom Dach des Pavillons strömte, störte die Sicht; ohnehin war viel zu viel Wasser in der Luft, als dass selbst mit Restlichtverstärkung ein gutes Bild möglich gewesen wäre, und die Blitze waren längst nicht so hilfreich, wie man vielleicht erwartet hätte. Die Kamera passte sich erheblich schneller an veränderte Lichtverhältnisse an als das menschliche Auge, doch der Kontrast zwischen der nur Sekundenbruchteile währenden, stroboskopartigen Helligkeit im Blitz und der darauf folgenden Dunkelheit war einfach zu extrem.
    Darüber war sich Stephanie im Klaren, doch eigentlich hatte sie gar nicht damit gerechnet, die Kamera zu benötigen. Da die Selleriebanditen in der Vergangenheit so raffiniert allen mechanischen Fallen wie Stolperdrähten ausgewichen waren, hatten die meisten, die an des Rätsels Lösung arbeiteten, inzwischen zu subtileren Methoden gegriffen. Fotoelektrische Strahlenbarrieren waren das Offensichtlichste, doch schien es den Unbekannten noch leichter zu fallen, die Barrieren zu umgehen, als mechanische Alarmgeber.
    Stephanie hatte eine Theorie, woran das liegen konnte: In allen Fällen, die sie hatte aufspüren können, waren infrarotoptische Geräte verwendet worden. Weil sichtbares Licht für einen verborgenen Auslöser aus verständlichen Gründen nicht zu gebrauchen war, benutzten die Leute schon seit ewigen Zeiten Infrarotstrahlung dazu. Doch einige Gespräche, die Stephanie mit ihrem Vater über seine Zusammenarbeit mit der jüngst gegründeten Sphinxianischen Forstbehörde geführt hatte, hatten sie zu der Idee veranlasst, dass die Menschen, die solche Systeme einsetzen, offenbar nicht sorgfältig genug nachgedacht hatten. Nach Aussage ihres Vaters stand mittlerweile fest, dass die meisten Vertreter des sphinxianischen Tierreichs viel weiter ins langwellige Ende des Spektrums sehen konnten als Menschen. Deshalb war es gut möglich, dass ein sphinxianisches Tier In- frarotstrahlen sehen konnte, die einem Menschen unsichtbar erschienen; in diesem Falle wäre es ihm natürlich ein Leichtes, entsprechenden Fallen auszuweichen. Deshalb arbeitete Stephanies Alarmsystem mit Strahlung am anderen Ende des Spektralbereichs.
    In Daddys Werkstatt hatten sie sich ohne große Mühe ein entsprechendes Gerät zusammengebaut. Er hatte ihr geholfen, die offenen Lüftungsklappen des Gewächshauses mit einem undurchdringlichen Wall aus ultravioletten Strahlen abzusichern. Doch während er und Mom beide von Stephanies Detektoren wussten, glaubten sie, dass sie nur mit dem Datenterminal in Stephanies Zimmer verbunden waren. Und tatsächlich waren sie an das Datenterminal gekoppelt. Stephanie hatte nur nicht erwähnt, dass sie an diesem Abend den akustischen Alarm an ihrem Terminal abgestellt und ein Relais aktiviert hatte, das den Alarm an ihre Kamera weiterleitete. Mom und Daddy hätten natürlich sofort erraten, wieso sie so etwas tat, doch da sie nicht ausdrücklich danach gefragt hatten, musste Stephanie ihnen auch nichts davon sagen. Sie hatten ihr nicht verbieten können, die Nacht über im Pavillon auf der Lauer zu liegen, weil sie gar nichts von diesem Plan wussten, eine Konstellation, die für alle Beteiligten gewiss am zufriedenstellendsten war.
    Stephanie hätte vielleicht eingeräumt, dass ihre Eltern bei letztgenannter Schlussfolgerung wohl ein wenig spitzfindig geworden wären, doch augenblicklich zählte für sie nur das Wesen, das soeben durch die offene Lüftungsklappe des Gewächshauses kletterte. Stephanie hatte nun die Chance, als erste Person auf ganz Sphinx ein Bild von den geheimnisvollen Selleriedieben zu schießen!
    Einen Augenblick lang zögerte sie noch, biss sich auf die Lippe und

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