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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Wissen, dass ihr Baumkater die Gefühle anderer Menschen erkennen konnte, »ich bin überaus froh, dass Sie auf unserer Seite sind. Zum Feind möchte ich Sie nicht haben.«
     

14
     
    Als Benson und Dessouix den Hügel hinauf kamen, folgte ihnen ein Mensch, den man nicht anders als mit dem Wort gewaltig beschreiben konnte. Honor sagte sich, dass er nur durch die Sonne, die am Horizont hinter ihm unterging, wie ein gesichtsloser schwarzer Riese erschien oder wie ein Troll aus einer Geschichte, mit der man Kinder erschreckt. Doch je näher er kam, desto unsicherer wurde sie sich dessen: Dass der Mann sie um fünf Zentimeter überragte, war bloß eine Facette seiner Erscheinung. Dazu muss man wissen, dass seine Heimatwelt, San Martin, zu den Planeten mit der höchsten Schwerkraft zählte, die je von Menschen besiedelt wurden. Nicht einmal Honor hätte – und das, obwohl sie selbst von Kolonisten abstammte, die genetisch an Hochschwerkraftwelten angepasst waren, auf San Martin den Luftdruck in Meereshöhe überlebt. Die Luft war dort zu dicht, die Konzentration an Kohlendioxid und selbst an Sauerstoff tödlich. Deshalb bewohnten die Menschen von San Martin die Berggipfel und die Hochplateaus ihrer riesigen Heimatwelt – und ihr Körperbau spiegelte die Schwerkraft wider, unter der sie geboren wurden.
    Der Mann, der nun die Hügelkuppe erreichte und bei ihrem Anblick auf der Stelle verharrte, bildete darin keine Ausnahme. Honor spürte, wie überrascht er war, sie zu sehen, doch empfand er lediglich Erstaunen und kein Befremden. Genauer gesagt, übermittelte Nimitz Erstaunen an Honor, dazu eine starke, wenngleich disziplinierte Wissbegier. Honor konnte nicht sagen, was Benson und Dessouix ihm erzählt hatten, um ihn zu ihr zu locken; alles wohl nicht, sonst wäre er nicht überrascht gewesen. Das Erstaunen überwand er allerdings in einem Tempo, das eine geistige Beweglichkeit bezeugte, um die Honor ihn nur beneiden konnte.
    »Darf ich fragen, wer Sie sind?«
    Seine Stimme glich einem tiefen, geradezu unterirdischen Grollen, wie man es bei einem Mann erwartet, der gut einhundertundachtzig Kilogramm wiegt; der Akzent San Martins verlieh ihm einen weichen, fast singenden Tonfall. Diesen Akzent kannte Honor sehr gut – zuletzt hatte sie ihn bei einer mittlerweile hingeschiedenen SyS-Wärterin mit einem ausgeprägten Hang zum Sadismus gehört. Doch in der Stimme ihres Gegenübers fand sie noch etwas anderes …
    Sie ging ihm entgegen und wich dabei leicht zur Seite, damit sie nicht mehr direkt in die versinkende Sonne blicken musste. Als sie sein Gesicht endlich deutlich erkannte, keuchte sie auf. Der Mann trug einen sauber gestutzten Bart, der seine Züge nicht genügend verbarg; von LaFollet hörte sie eine überraschte, unterdrückte Verwünschung, als auch er zum ersten Mal das Gesicht des Neuankömmlings sah.
    Das kann nicht sein , dachte sie. Das ist einfach zu … Und er ist tot. Das weiß doch jeder! Diese Möglichkeit wäre mir nie in den Sinn gekommen … und warum auch? Auf San Martin ist der Name nicht gerade selten, und wie hoch steht die Chance, dass ich ausgerechnet … Mit Mühe riss sie sich zusammen und brachte eine Antwort hervor.
    »Harrington«, hörte sie sich wie betäubt sagen. »Honor Harrington.«
    »Harrington?« In der tiefen, melodischen Sprache ging das H fast unter. Der Mann kniff die Augen zusammen, als sein Blick auf den Handpulser in der Pistolentasche fiel – und die schwarze SyS-Hose und das T-Shirt, in die Honor sich notgedrungen kleidete. Der Blick sprang zu LaFollets Pulsergewehr, dann zu Mayhew und Clinkscales. Blitzschnell zückte der Riese das Steinmesser, das scharrend aus der Scheide fuhr. Honor spürte seinen Gefühlsausbruch hautnah: Entsetzen, Überlisrung, Wut und eine furchteinflößende, grimmige Entschlossenheit. Er wollte vorspringen, doch Honor riss die Hand hoch.
    »Halt!« , bellte sie. Das einzelne Wort durchbrach die warme Abendluft wie Donner, dreißig Jahre Kommandoerfahrung schwangen darin mit. Sie sprach im Ton einer Kommandantin, die keine Sekunde daran zweifelte, dass man ihr gehorchen würde. Einen Augenblick lang zögerte der Riese. Nur einen Augenblick – doch dieser Augenblick genügte Andrew LaFollet, um das Pulsergewehr zu heben und auf den Mann anzulegen.
    »Bastarde!« Aus der Stimme war alle Sanftmut verschwunden, und Wut leuchtete in seinen Augen. Trotzdem hielt der Mann von San Martin sich eisern in der Gewalt. Er ließ sich von seinem Hass nicht

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