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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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in dessen Schatten und auf dessen Ästen sie bislang den Tag verbracht hatte.
    »Nehmen Sie Platz in meinen Büro, und ich erzähle Ihnen alles von Anfang an«, versprach sie.
     
    Eine Stunde später gelangte Honor zu dem Schluss, dass Jesus Ramirez seinem Sohn wirklich in bemerkenswerter Weise ähnelte. In vielerlei Hinsicht zählte Tomas Ramirez zu den freundlichsten und zugänglichsten Menschen, die Honor je kennen gelernt hatte; in Bezug auf die Volksrepublik Haven kannte er keine Kompromisse. Nur aus einem einzigen Grund war Tomas der manticoranischen Marineinfanterie beigetreten: weil er einen Krieg gegen die VRH als unausweichlich ansah. Der Vernichtung der Volksrepublik und ihres Wirkens hatte er sein Leben mit einer unbeirrbaren Entschlossenheit gewidmet, die für Honors Geschmack die Grenze zur Besessenheit manchmal ein wenig zu eng berührte.
    Nun weiß ich ja, von wem Tomas die Anlage dazu geerbt hat , dachte sie ironisch. Sie lehnte sich an den Baumstamm und betrachtete Tomas’ Vater, der das Gehörte erst verdauen musste.
    Ich möchte wissen, wie groß die Chancen sind? , überlegte sie. Ramirez hat sein Glück eigentlich schon ausgereizt, indem er lange genug überlebte, um überhaupt nach Hell verbannt werden zu können, aber dass ich ihm hier begegnen sollte … Sie schüttelte wieder den Kopf, ohne dass Ramirez es sehen konnte, denn die Sonne war bereits untergegangen, und tiefe Dunkelheit umgab die kleine Gruppe. Andererseits habe ich schon immer geglaubt, dass Gott einen sehr eigenartigen Sinn für Humor haben muss. Und als Ramirez erst einmal auf diesem Planeten ankam und es vermeiden konnte, als Aufrührer erschossen zu werden, war es vermutlich unausweichlich, dass man ihn nach Camp Inferno verlegte. In Anbetracht dessen, dass ich es gerade auf die ›Unruhestifter‹ abgesehen habe, war unsere Begegnung wohl ebenso unausweichlich.
    »Also gut, ich habe verstanden, was Sie beabsichtigen, Commodore Harrington«, grollte plötzlich seine tiefe Stimme aus der Finsternis, »aber Ihnen ist doch hoffentlich klar, was geschieht, wenn wir scheitern?«
    »Wir sterben alle«, antwortete Honor gelassen.
    »Nein, wir ›sterben‹ nicht einfach nur«, erwiderte Ramirez tonlos. »Wenn wir Glück haben, fallen wir im Kampf. Wenn wir Pech haben, sind wir Camp Kilkenny Numero drei.«
    »Kilkenny?«, fragte Honor, und Ramirez stieß ein freudloses Lachen aus.
    »So nennen die Schwarzbeine das, was geschieht, wenn sie einem Lager keine Lebensmittel mehr liefern«, erklärte er ihr. »Sie nennen es die ›Kilkenny-Katzen-Proviantierung‹. Sie kennen die Geschichte doch? Sie stammt von Alterde.«
    »Ja«, sagte Honor angeekelt. »Jawohl, die kenne ich.« Der Fabel nach waren im irischen Dorf Kilkenny einmal zwei Katzen, die so lange miteinander kämpften, bis von ihnen nur noch die Schwänze übrig waren.
    »Nun, die Schwarzbeine halten es wirklich für witzig«, fuhr Ramirez fort. »Ich erwähne das nur, damit Sie begreifen, um welchen Einsatz Sie spielen wollen, denn wenn Sie – wenn wir – es vermasseln, zahlt jeder und jede Einzelne in diesem Lager den vollen Preis.« Er atmete langgezogen aus. »Das ist vielleicht auch gut so«, gab er zu. »Wäre es anders – müsste ich mir nur um mich selbst Gedanken machen –, dann hätte ich vermutlich schon vor Jahren etwas außerordentlich Dummes getan. Und mit wem sollten Sie dann versuchen, diese außerordentlich dumme Idee durchzuführen?«
    Aus dem Dunkel drang über Nimitz ein Hauch echter Belustigung zu ihr, und sie lächelte.
    »So dumm ist es nun auch nicht, Commodore.«
    »Nein – aber nur, wenn es funktioniert. Wenn nicht …« Sie empfand sein unsichtbares Achselzucken. Dann blieb er ganze zwei Minuten still, und das störte Honor nicht, denn sie spürte, wie tief er über den grob skizzierten Plan nachdachte, den sie ihm vorgelegt hatte. Von allen Seiten betrachtete Ramirez das Vorhaben, drehte und wendete es, durchdachte alle Aspekte.
    »Wissen Sie, was das Verrückteste daran ist?«, fragte er schließlich. »Dass es tatsächlich funktionieren könnte. Wir besitzen keinerlei Stellung, in die wir uns zurückziehen könnten, aber wenn alles klappt – wenn alles nur halbwegs klappt –, dann lässt der Plan sich durchführen.«
    »Ich halte mir gern zugute, bei der Planung für die ein oder andere Erfolgschance zu sorgen«, entgegnete Honor trocken, und er lachte leise auf.
    »Das glaube ich gern, Commodore. Aber das behaupte ich auch von mir, und

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