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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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erhalten deshalb mehr Beschuss von den Regierungen der Ligawelten, weil wir bei ihren Wählern an Unterstützung verlieren und die Regierungen das wissen. Was das betrifft, so haben wir selbst hier im Sternenkönigreich einen Drittel Prozentpunkt verloren. So war es zumindest, bevor die Havies Harrington ermordeten.«
    Bei dem letzten Satz zuckte sein Gesicht, als überkäme ihn Scham für die Bemerkung, und Wut, weil sie zutraf.
    Dann blickte er Cromarty ruhig in die Augen, und der Premierminister seufzte. Willie hatte natürlich Recht. Bisher war der Schwund an Wählergunst gering, doch der Krieg tobte nun schon fast seit acht Jahren. Bei Kriegsausbruch war die öffentliche Unterstützung gewaltig gewesen, und auch heute betrug sie noch gut siebzig Prozent – noch. Das lag daran, dass noch längst kein Ende der Kampfhandlungen in Sicht war, obwohl die Royal Manticoran Navy und ihre Verbündeten so gut wie jede wichtige Raumschlacht gewannen. Die Verlustzahlen der Alliierten waren, absolut gesehen, weit geringer als die der Haveniten, doch fielen sie erheblich höher aus, wenn man sie auf die Gesamtbevölkerung bezog. Die Belastungen durch den Konflikt zeigten darüber hinaus sogar immer deutlichere Auswirkungen auf die stabile und vielfältige manticoranische Wirtschaft. Noch immer gab es Optimismus und ein gerüttelt Maß an Entschlossenheit, doch beides war längst nicht mehr so stark wie einst. Und aus diesem Grund hatte Cromarty, so ungern er es auch zugab, auf das Staatsbegräbnis für Honor Harrington bestanden. Verdient gehabt hatte sie diese Ehrung gewiss, doch die Versuchung, sich ihres Todes zu bedienen, um das manticoranische Volk einmal mehr hinter die Kriegsanstrengungen zu bringen, war unwiderstehlich gewesen; unwiderstehlich für den Mann, dem es oblag, diesen Krieg zu führen – auch wenn er sich damit kalkuliert einer kaltblütigen Gräueltat bediente, um in den Menschen den Wunsch zu stärken, die Volksrepublik Haven zu überwinden.
    Deshalb hat sich die Tradition, das blutige Hemd zu schwenken, auch so lange gehalten , dachte er grimmig. Es funktioniert eben. Das musste ihm jedoch nicht gefallen, und er begriff sehr wohl die verworrenen Emotionen, die er so schlecht verbarg und die ihm aus den Augen leuchteten.
    »Das weiß ich selber«, sagte er niedergeschlagen. »Du hast Recht. Und mir fällt nur eine einzige Gegenmaßnahme ein: Wir müssen die verdammten Bastarde ein für allemal zur Hölle schicken.«
    »Das meine ich auch«, stimmte Alexander ihm zu und rang sich etwas ab, das an ein Lächeln erinnerte. »Und nach Hamishs letztem Brief würde ich sagen, dass er und die Graysons sich gerade anschicken, genau das zu tun. Ohne Rückfahrkarte.«
     
    Im gleichen Moment, fast dreißig Lichtjahre von Manticore entfernt, saß Hamish Alexander, Dreizehnter Earl von White Haven, in seinem palastartigen Arbeitszimmer an Bord des Superdreadnoughts GNS Benjamin the Great und starrte auf ein HD-Gerät. Das Glas mit zollfreiem terranischem Whiskey, das er in der Hand hielt, war vergessen, und schmelzendes Eis verdünnte langsam die wertvolle Flüssigkeit. Aus stumpfen blauen Augen betrachtete er die Wiedergabe der Trauerfeier, die am Nachmittag in der Saint Austin’s Cathedral stattgefunden hatte. Reverend Jeremiah Sullivan persönlich hatte die Totenliturgie abgehalten. Die Weihrauchwolken, die reich bestickten Gewänder und die ernste, sorgenvoll schöne Musik waren nur eine fadenscheinige Maske für den sengenden Hass gewesen, der hinter der prunkvollen Fassade schwelte.
    Nein, das ist nicht fair , dachte White Haven müde, erinnerte sich endlich an seinen Drink und nahm einen Schluck von dem verwässerten Whiskey. Der Hass ist schon da, aber sie haben es irgendwie geschafft, ihn beiseite zu schieben – wenigstens für die Dauer des Gottesdienstes. Doch jetzt, wo man sie betrauert hat, will ganz Grayson sie rächen, und das … könnte ganz schön hässlich ausgehen.
    Er stellte das Glas ab, nahm die Fernbedienung und schaltete sich durch die Sender, doch auf jedem Kanal wurde das Gleiche gezeigt. Alle Kathedralen des Planeten und fast alle kleineren Kirchen hatten die Totervliturgie zeitgleich zelebriert, denn Grayson war ein Planet, auf dem man die Beziehung zu Gott – und die Pflicht gegenüber dem Herrn – sehr ernst nahm. Während sich White Haven von einem Gottesdienst zum nächsten schaltete, spürte auch er das kalte, harte Eisen Graysons in seiner Seele. Doch er war ein aufrichtiger

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