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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sitze ich, bedroht davon, auf eine Laune der SyS hin verhaftet zu werden, weiß Dutzende anderer Admirale, die bereits wegen ›Verrat am Volk‹ erschossen worden sind – dabei haben die Beherrscher des Volkes ihnen Befehle erteilt, die niemand erfolgreich ausführen kann –, und was mache ich? Ich sorge mich zu Tode um die Frau, die mir das Amt für Systemsicherheit als Spitzel auf den Hals gehetzt hat!
    Manchmal fragte Javier Giscard sich, ob es ein Segen oder ein Fluch gewesen sei, als er erfuhr, dass Eloise Pritchart die ungewöhnlichste aller Volkskommissarinnen war. Vorher, als er jeden Schergen der SyS als Feind ansehen konnte, war sein Leben gewiss einfacher gewesen. Nicht dass er dem alten Regime auch nur eine Träne nachweinte. Die Legislaturisten hatten ihren Untergang selbst auf sich herabbeschworen. Giscard hatte sich währenddessen in einer Position befunden, aus der heraus er besser als die meisten erkennen konnte, wie schädlich ihr Machtmonopol für die Republik und die Volksflotte gewesen war. Viele der Ziele, die das Komitee für Öffentliche Sicherheit verlautbaren ließ, hatte er offen unterstützt – und unterstützte sie noch immer. Nicht den Blödsinn, den Ransom und die Öffentliche Information ausspien, um die Dolisten zu mobilisieren, sondern die echten, tiefgreifenden Reformen, welche die VRH dringend nötig hatte.
    Doch hatten ihm genügend Dinge eine kalte hässliche Lektion erteilt: die im Namen der ›Volkssicherheit‹ begangenen Exzesse, die Schreckensherrschaft, die auf den Umsturz folgte; die Verhaftungen und Hinrichtungen so vieler Männer und Frauen, die Giscard gekannt hatte und deren einziges Verbrechen darin bestand, eine Mission nicht zu erfüllen, die unmöglich zu erfüllen war. Er hatte erkannt, welcher Abgrund zwischen dem Gelobten Land des Komitees und den wahren Zuständen klaffte – und zu welcher Unmenschlichkeit Pöbel fähig war, den keine Zwänge mehr zügelten. Seine schlimmste Erkenntnis aber durfte Giscard keiner lebenden Seele anvertrauen: Selbst die Mitglieder des Komitees fürchteten, was sie entfesselt hatten, und waren zu jeder Untat bereit, um ihr Überleben zu sichern. Deshalb stand er der überwältigenden Ironie allein gegenüber: Unter dem alten Regime hatte er zu einer seltenen Art gezählt. Er war ein Patriot gewesen, der die Republik liebte und ihr diente, obwohl er wusste, dass einiges mit ihr nicht in Ordnung war – und daran hatte sich unter dem neuen Regime nichts geändert. Nur die Probleme, an denen die Republik krankte, hatten sich geändert – und das Ausmaß der Exzesse.
    Wenigstens hatte er gewusst, wie man überlebte. Eigentlich war es simpel. Gehorche deinen Befehlen, habe Erfolg, so unmöglich es auch ist, und traue niemals jemandem, der mit der Systemsicherheit in Verbindung steht, denn ein einziger Fehler – nur ein unüberlegtes oder schlecht gewähltes Wort – gegenüber einem Spion Saint-Justs ist gefährlicher als jeder manticoranische Superdreadnought.
    Dann teilte man ihm Eloise als persönliche Kommissarin zu. Zuerst hatte er angenommen, dass sie sich von den anderen nicht unterschied, doch das erwies sich als Irrtum. Wie er glaubte sie an das, was das Komitee in seiner ursprünglichen Zusammensetzung zu tun versprochen hatte. Monatelang hatte er das nicht akzeptieren können und für eine Täuschung gehalten, mit der man ihn zu Unachtsamkeiten verleiten wollte, doch es war die Wahrheit.
    »Verdammt noch mal, wie sehr ich mir wünsche, du wärest weniger sichtbar«, sagte er besorgt, obwohl er genau wusste, wie sinnlos die Bemerkung war; trotzdem konnte er nicht schweigen. »Volkskommissarin einer ganzen Flotte und Aprilistin – sie müssen dich mit Argusaugen bewachen.«
    »Ex-Aprilistin«, verbesserte sie ihn beschwingter, als sie sich eigentlich fühlen konnte, und tätschelte ihm die Hand. »Verschwende deine Zeit und Energie bloß nicht darauf, über mich nachzugrübeln, Javier! Du kümmerst dich nur noch um Ikarus. Niemand wird infrage stellen, ob ich dich unterstützen darf, solange du dein Soll erfüllst und nichts tust oder sagst, was mit der offiziellen Linie unvereinbar ist. Schon gar nicht, seit McQueen an der Spitze des Kriegsministeriums steht. Und solange wir beide den Schein wahren und uns an der Front anständig schlagen, wird niemand sich über meine früheren Verbindungen Gedanken machen.«
    »Weiß ich ja«, sagte er zerknirscht – nicht etwa, weil er ihr zustimmte, sondern weil er das Thema

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