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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Plauderton bemühte, als wäre dieser Tonfall ein Schild gegen etwas, dem er sich nicht stellen wollte.
    »Ja. Er verlangte, dass wir unsere Beteiligung am Harris-Attentat zugaben. Dafür waren wir bereits zum Tode verurteilt worden, doch er wollte Aufzeichnungen unserer Geständnisse für die Akten. Ich nehme an, sie sollten zu Propagandazwecken ausgebeutet werden. Ich könnte mich auch irren. Er könnte es auch aus purem Vergnügen getan haben.« Er legte den Kopf in den Nacken und seufzte. »Ich glaube eine gewisse ausgleichende Gerechtigkeit in dem Geschehen zu erkennen. Die Innere Abwehr hat ihn geschaffen, und wenn ich ehrlich bin, so haben wir Pierre und sein verfluchtes Komitee durch unsere Unfähigkeit selber auf uns herabbeschworen. Stimmen Sie mir zu, Bürger Commander?«
    Diesmal zeigte sich kalter, düsterer Hass in seiner Stimme, und Caslet zuckte zusammen. Parnells Frage und die bodenlose Verachtung, mit der er sprach – Verachtung für einen Deserteur, der Verrätern gedient hatte –, drang in ihn wie ein Messerstich. Caslet öffnete den Mund, um sich zu verteidigen, doch er brachte kein Wort hervor. Er konnte nur dasitzen und den verbitterten Krüppel anstarren, der vor acht T-Jahren sein Oberbefehlshaber gewesen war – der Mann, der ihm Jahre zuvor an der Flottenakademie den Eid auf die Volksrepublik abgenommen hatte, obwohl natürlich kein Grund bestand, weshalb sich Parnell an einen einzelnen Raumkadetten von Hunderten noch erinnern sollte.
    »Ich begreife Ihre Gefühle durchaus, Admiral«, sagte Honor langsam. Der Legislaturist blickte sie an, die Lippen gestrafft, als sei er vorbereitet, ihre Behauptung zurückzuweisen, und sie bewegte kaum merklich den Armstumpf. Obwohl diese unscheinbare Geste mehr eingebildet als sichtbar war, entspannte sich Parnells Mund. »Ich begreife Ihre Gefühle«, sagte sie noch einmal, »aber Sie sollten wissen, dass Bür … – dass Commander Caslet nur deshalb auf Hell ist, weil er sein Möglichstes tat, um bei der Systemsicherheit eine angemessene und menschliche Behandlung kriegsgefangener Alliierter durchzusetzen. Soweit ich weiß, Sir, kann ich Ihnen versichern, dass er stets alle Tugenden des alten havenitischen Offizierskorps an den Tag gelegt hat – aber keines der dazugehörigen Laster.«
    Sie sah dem ehemaligen Chef des Admiralstabes in die Augen, und schließlich war es Parnell, der den Blick abwandte.
    »Das hatte ich wohl verdient, Admiral Harrington«, sagte er schließlich und schaute Caslet ins Gesicht. »Ich möchte mich entschuldigen, Commander. Zwar saß ich lange auf Hell fest, aber ich habe mit vielen anderen politischen Häftlingen gesprochen, die seither hierhergeschickt wurden. Ich weiß zumindest ansatzweise, welchem Druck Sie und Ihre Kameraden ausgesetzt sind, und an Ihrer Stelle hätte ich vielleicht …« Er schwieg und neigte den Kopf, als überlegte er noch einmal, dann zuckte er die Achseln. »Nein, wir wollen ehrlich sein. In Ihrer Position hätte ich mich bedeckt gehalten, meine Pflicht so gut wie möglich erledigt und mich im Übrigen bemüht, am Leben zu bleiben.« Er lachte leise und fast ungezwungen. »Manchmal vergesse ich einfach, dass man eher ›freiwillig‹ in den Tod geht als Schande in Kauf zu nehmen, vor allem, wenn man genau weiß, dass man am Ende ohnehin getötet wird.«
    »Sir – Admiral Parnell«, begann Caslet. Er stockte erneut und schloss die Augen. Mehrere Sekunden saß er reglos auf seinem Stuhl, bevor er sie wieder öffnen konnte. »Wir hielten Sie für tot, Sir«, sagte er schließlich rau. »Sie und Admiral Rollins und Admiral Horner – Vizeadmiral Clairmont, Admiral Trevellyn … Es ging alles so schnell , Sir! Gestern war noch alles in Ordnung, und heute gibt es den Präsidenten und die Regierung nicht mehr, wir stehen im Krieg mit Manticore, und …« Er verstummte, atmete tief durch und sah Parnell direkt ins Gesicht. »Es tut mir Leid, Sir«, sagte er sehr leise. »Wir hätten es niemals geschehen lassen dürfen, aber wir hatten keine Zeit, keine –«
    »Hören Sie auf, Commander«, unterbrach ihn Parnell mit beinah sanfter Stimme. »Sie waren viel zu rangniedrig, um irgendetwas unternehmen zu können. Ich hätte es tun sollen, und ich habe es vermasselt, nicht Sie. Dem alten Regime weine ich nicht allzu viele Tränen nach«, sagte er. »Nun, ein paar schon – aber nur auf persönlicher Ebene. Nach allem, was ich weiß, hat keiner meiner Verwandten die Säuberungen überlebt. Da könnte ich

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