Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte
beschloss, diesen Gedanken nicht weiterzuverfolgen, und nickte dem Mann hinter dem Schreibtisch zu.
»Wenn es für dich keinen Unterschied macht, Rob, dann versuche ich einfach zu verhindern, dass es so weit kommt«, sagte er trocken.
29
»Signal von der Salamis , Bürger Admiral«, meldete Bürger Lieutenant Fraiser. »Bürger Kommissar Honeker und Sie möchten sich in fünfundzwanzig Minuten an Bord melden. Bürger Admiral Giscard lässt Sie bitten, auch Ihren Stabschef und Ihren Operationsoffizier mitzubringen.«
»Danke, Harrison.« Bürger Vizeadmiral Lester Tourville warf Everard Honeker kurz einen Blick zu, dann nestelte er an der Uniformjacke und zog eine Zigarre aus der Brusttasche. Das Deckblatt knisterte, als er es abriss, und er wandte sich wieder an Fraiser. »Informieren Sie Bürger Captain Hewitt, dass Bürger Kommissar Honeker und ich das Schiff verlassen. Sagen Sie meinem Bootsführer, dass ich die Pinasse brauche.«
»Aye, Bürger Admiral.« Fraiser begann in sein Flüstermikrofon zu sprechen, und Tourville richtete die Augen auf den wachhabenden Unteroffizier.
»Bürger Chief Hunley, seien Sie bitte so gut, Bürger Captain Bogdanovich und Bürgerin Commander Foraker Bescheid zu geben, sich mit mir und Bürger Kommissar Honeker in Beiboothangar Zwo zu treffen, sobald es ihnen möglich ist.«
»Aye, Bürger Admiral.«
Tourville entließ den Bootsmann mit einem Nicken und nahm sich einen Moment Zeit, um die Zigarre in den Mund zu stecken, sie zu entzünden und sich zu vergewissern, dass sie gut zog. Dann nahm er sie aus dem Mund, blies einen perfekten Rauchring zum Lüftungsgitter hoch, rieb sich den grimmigen Schnurrbart und wandte sich Honeker zu.
»Sind Sie bereit, Bürger Kommissar?«, fragte er höflich.
»Ich denke schon«, sagte Honeker. Während sie Seite an Seite zum Flaggbrückenlift von VFS Count Tilly schritten, zogen sie ein Banner aus kräftig riechendem Rauch hinter sich her.
Tourville ließ Honeker als Ersten in die Kabine steigen, dann gab er den Bestimmungsort ein und stellte sich neben ihn. Gedankenverloren trommelte er sich mit den Fingern seiner rechten Hand auf den Oberschenkel.
»Ich wünschte wirklich, Sie hätten mit dem Entzünden dieses Dings gewartet, bis ich irgendwo anders bin«, bemerkte Honeker, und Tourville grinste. Schon auf dem letzten Flaggschiff hatte der Volkskommissar von der ersten Minute an ständig etwas an Tourvilles Gewohnheit auszusetzen gehabt. Mittlerweile hatte es sich zu einem privaten Scherz zwischen ihnen entwickelt, eine Art Spiel, an dem nur sie beide teilnahmen, und auch das lediglich, wenn niemand sie beobachtete. Schließlich wäre es wenig ratsam gewesen, publik werden zu lassen, dass ein Admiral und ein Volkskommissar sich angefreundet hatten – besonders innerhalb der letzten neun T-Monate hätte das nicht gerade wünschenswerte Folgen nach sich gezogen.
»Ich dachte, ich genieße sie auf dem Weg zur Pinasse«, sagte Tourville fröhlich. Tatsächlich aber glaubte er, dass Honeker schon lange erkannt hatte, wie sehr Tourville es bedauerte, diese verdammten Dinger zu einem Bestandteil seines Images gemacht zu haben. Die moderne Medizin hatte zwar so gut wie alle unangenehmen Nebenwirkungen ausgemerzt, die Tabak früher mit sich brachte, doch dadurch wurde Nikotin um keinen Deut weniger suchterzeugend, und die Ascheflecken, die Tourville ständig auf seinen Uniformen fand, waren ihm kein geringes Ärgernis.
»Ist mir nicht entgangen«, schnaubte Honeker, und Tourvilles Grinsen erweichte unter echter Zuneigung, die er niemals irgendjemand anderen hätte sehen lassen. Ganz besonders jetzt nicht. Wenn zwei Menschen gerade den Frontalzusammenstoß ihrer Flugwagen überlebt haben, entfachen sie schließlich auch kein Streichholz, um nachzusehen, ob die Wasserstofftanks noch dicht sind.
Nun schnaubte Tourville selber. Bei genauerer Betrachtung war es vermutlich erheblich sicherer, mithilfe eines Streichholzes nach Wasserstofflecks zu suchen, als in der Situation zu stecken, die sie hinter sich gebracht hatten. Nach wie vor konnte Tourville nicht recht glauben, worauf er sich eingelassen hatte – ganz zu schweigen davon, dass er noch lebte! Wenn man einem Mitglied des Komitees für Öffentliche Sicherheit Widerstand entgegensetzte, egal aus welchem Grund, führte das nämlich in der Regel dazu, dass sich der Atemluftbedarf des Abtrünnigen auf Null reduzierte. Es sei denn natürlich, fragliches Komiteemitglied erlitt einen
Weitere Kostenlose Bücher