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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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von VFS Schaumberg auf immer ein dunkles Geheimnis bleiben sollte.
    »Bürgerin Captain ist auf der Brücke!«, rief ein Maat, und Bürger Commander Oliver Diamato, der wachhabende Offizier, hob den Kopf, dann sprang er rasch auf. Hall bedachte ihn mit einem gleichmütigen Blick aus ihren schwarzen Augen, und er schluckte. Innerlich aber fluchte er. Er hätte sie kommen sehen oder wenigstens die Lifttüren hören müssen, bevor der Bürger Petty Officer ihre Ankunft meldete, und er war sich ziemlich sicher, dass sie ihn in der nächsten Zukunft dafür zurechtweisen würde. So war es Gewohnheit der Kommandantin.
    »Guten Morgen, Bürger Commander.« Bürgerin Captain Halls schwarzes Haar und dunkler Teint standen in scharfem Kontrast zu Diamatos Goldhaar und blasser Haut, und sie sah ihm in die blauen Augen. Die Farbgebung der Kommandantin passte hervorragend zu der düsteren Persönlichkeit, die sie dem Universum zukehrte – und sie sprach das ›Bürger‹ in Diamatos Rangbezeichnung in einer Weise aus, dass es fast wie nachträglich hinzugefügt wirkte.
    »Guten Morgen, Bürgerin Captain!«, antwortete er und packte den Stier bei den Hörnern: »Verzeihen Sie, dass ich Ihr Kommen nicht sofort bemerkt habe. Ich beschäftigte mich mit den Chips der gestrigen Simulation und war wohl tiefer darin versunken als angemessen.«
    »Hm.« Mehrere Sekunden lang musterte sie ihn nachdenklich, dann hob sie leicht die Achseln. »Gott der Herr ist noch nicht dazu gekommen, uns hinten Augen zu schenken, Bürger Commander. In Anbetracht dessen ist wohl nichts Schlimmes geschehen – diesmal.«
    »Danke, Bürgerin Captain. Es wird nicht wieder vorkommen«, versicherte ihr Diamato und fragte sich dabei, ob er wohl der Einzige auf der Brücke war, dem das kurze Gespräch antiquiert und unnatürlich vorkam. Allerdings war selbst dann nicht damit zu rechnen, dass jemand eine entsprechende Bemerkung machte, wenn er mit seiner Ansicht nicht alleine stand.
    Bürgerin Captain Hall erweckte manchmal den Eindruck, als habe sie noch nicht davon gehört, dass das alte elitäre Offizierskorps und seine Traditionen von den Ereignissen überrollt worden waren; sie verfocht einen Formalismus, den sie allerdings ›gebührende militärische Umgangsformen‹ nannte. Als man Diamato, damals noch Bürger Lieutenant Commander, vor elf T-Monaten zum Stellvertretenden Taktischen Offizier der Schaumberg kommandierte, hatte der Umgangston an Bord des Schlachtschiffs ihn nicht gerade mit Entzücken erfüllt. Unter dem alten Regime war er zunächst Lieutenant Junior-Grade gewesen, dank der Beförderungswellen nach dem Umsturz aber in weniger als acht T-Jahren zum Bürger Lieutenant Commander aufgestiegen. Auch unter der Neuen Ordnung beruhte sein rascher Aufstieg zum großen Teil auf seiner Befähigung – er zählte zu den besseren Taktischen Offizieren, die während des laufenden Krieges in der Volksflotte herangewachsen waren –, doch auch sein politisches Engagement hatte seinen kometenhaften Aufstieg begünstigt. Dem alten legislaturistischen Offizierskorps war nichts wichtiger gewesen als die vehemente Verteidigung der eigenen Privilegien. Doch dieses Selbsterhaltungsbestreben begründete unter anderem jenen schleichenden Verfall in der Volksflotte, der Diamato dazu bewegte, die alte, elitäre Ordnung so sehr zu verachten, wie jeder Volkskommissar es sich nur wünschen konnte. Jedem, der so altmodisch (und daher vermutlich auch reaktionär) war wie Bürgerin Captain Hall, begegnete Diamato folglich mit größtem Misstrauen.
    Von Bürger Kommissar Addison hatte er erwartet, dass er seine Vorbehalte gegenüber der Kommandantin teilte. Schließlich war der schlanke, sandblonde Volkskommissar rückhaltlos der Neuen Ordnung ergeben; um das festzustellen, hatte Diamato nur an einer der politischen Bewusstseinslektionen teilnehmen müssen, die Addison regelmäßig abhielt. Der unbändige Egalitarismus des Volkskommissars hätte ihn eigentlich zum unversöhnlichen Feind Halls machen müssen. Trotzdem stärkte Addison ihr sogar den Rücken. Und erst als Diamato die Kommandantin im Gefecht erlebte, hatte ihre schiere Tüchtigkeit seine Zweifel beiseite gefegt.
    Jawohl, seine Kommandantin war altmodisch, und er bezweifelte sehr, dass sie die richtigen politischen Ansichten hatte. Doch zum großen Teil schien dies daher zu rühren, dass sie überhaupt keine Meinung zur Politik besaß. Sie erfüllte unter der Neuen Ordnung genauso ihre Pflicht wie unter dem alten

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