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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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»Wenn Sie meine Pinasse rufen ließen, würde ich zur Orbitalstation zurückkehren und mich mit den Schiedsrichtern über die morgige Übung beraten.«
    »Selbstverständlich, Sir. Mit Vergnügen.« Erneut klangen die Worte völlig harmlos – nur ihr Ton war unversöhnlich. Er bedachte sie mit einem letzten Blick, dann wandte er sich ab und stapfte aus der Abteilung.
    Truman wartete, bis sich hinter ihm die Luke geschlossen hatte, dann wandte sie sich mit schiefem Grinsen ihren Untergebenen zu.
    »Wenn Sie noch einen Augenblick für mich Zeit hätten, Jackie?«, fragte sie höflich und wies mit einem Kopfzucken auf die Luke.
    »Aber natürlich, Ma’am«, antwortete Harmon, und die beiden traten in den Gang vor dem Besprechungsraum. Holderman war bereits verschwunden, und Truman lächelte die COLAC der Minotaur ungekünstelt an.
    »Ich glaube, ich hätte ihn ein wenig taktvoller behandeln sollen«, stellte sie fest, »aber der Hurensohn hat mich fuchsteufelswild gemacht.«
    »Mich auch«, versicherte Harmon ihr. »Was soll’s –«
    »Nichts hätte ihn mehr in seinem Entschluss bestärken können, das ganze Projekt zu kippen«, unterbrach Truman sie. »Andererseits habe ich mein Bestes getan, um ihn weiter anzustacheln.«
    Harmon stutzte. »Sie haben … was? « Dann schüttelte sie den Kopf. »Würden Sie mir das näher erklären?«
    »Im Grunde ist es ganz einfach, Jackie«, antwortete Truman mit einem leisen Glucksen. »Er und Commodore Paget sind die höchsten Offiziere der Kommission, und sie sitzen seit Monaten auf den Ergebnissen der Simulationen. Sie und Ihre Leute haben ein Riesenloch nach dem anderen in den Weltraum geschossen, aber die beiden fahren eher zur Hölle, als dass sie das zugeben. Das haben Sie doch garantiert schon bemerkt?«
    »Ja, sicher. Natürlich habe ich es gemerkt.«
    »Aus welchem Grund erwarten Sie dann, dass die beiden dem Projekt irgendwann grünes Licht geben?«, wollte Truman wissen. »Nein, die beiden werden so lange an den Parametern der Übungen herumfeilen, bis sie dem Simulationsgegner eine Möglichkeit geben können, unsere Shrikes in hellen Scharen abzuschießen. Idioten sind das nicht, im Gegenteil, beide sind herausragende konventionelle Taktiker, ganz gleich, wie dumm sie sich in diesem Fall auch verhalten mögen. Sie werden eine Möglichkeit finden, das weiß ich und das wissen Sie, denn sie haben Recht: Unsere LACs sind extrem zerbrechlich. Früher oder später finden sie eine Gefechtssituation, in der Sie katastrophale Verluste hinnehmen müssen, wenn Sie Ihr Missionsziel erreichen wollen. Vernünftig wird das Szenario nicht sein, und die Wahrscheinlichkeit, dass eine ähnliche Situation in der Realität je auftaucht, wird gegen Null tendieren. Die Mission muss nur theoretisch plausibel sein und ihrem Geschwader bei minimalem Gewinn massive Verluste zufügen. Und sobald Holderman und die Kommission das geschafft haben, nehmen sie die Simulation zur Grundlage für ihren Bericht an die Admiralität.«
    Harmon starrte sie an, und Truman seufzte. Die LAC-Geschwaderchefin war auf eigenwillige Weise ein hervorragender Offizier, doch stammte sie nicht aus einer Navy-Familie. In mancher Hinsicht erinnerte sie Truman an Honor Harrington, denn obwohl Alfred Harrington ein Schiffsarzt gewesen war, hatten nur wenige von Honors Vorfahren in der Navy gedient. Was Honor leistete, hatte sie allein durch angeborene Befähigung erreicht. Alice Truman hingegen war die Tochter eines Vizeadmirals, die Enkelin eines Captain und eines Konteradmirals und die Urenkelin eines Commodore, zweier Konteradmirale und eines Ersten Raumlords. Sie war mit den komplizierten Fehden und Machenschaften unter den großen Dynastien der Royal Navy aufgewachsen und besaß einen Einblick darin, der Jacquelyn Harmon immer verschlossen bleiben würde. Deshalb wusste sie genau, wie Holderman und seine Spießgesellen vorgehen konnten – und würden –, um Projekt Anzio zu sabotieren. Truman war sich sogar im Klaren darüber, dass sie das nur taten, weil sie davon überzeugt waren, ihre Pflicht zu tun. Trotzdem durfte sie es unmöglich zulassen, dass die konservative Fraktion ihr Vorhaben durchführte, denn die Navy benötigte dringend das Potenzial der Shrikes .
    »Vertrauen Sie mir, Jackie«, sagte sie so eindringlich sie nur konnte. »Ich sage ja nicht, dass sie das Projekt offen abschießen können. Das glaube ich nicht. Es ist zu vernünftig, wir brauchen es zu dringend, und es gibt zu viele Befürworter.

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