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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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überhaupt nichts. Bei einer Übung kann man schließlich ohne weiteres die Chancen derart beeinflussen, dass die eine oder andere Seite sämtliche Vorteile besitzt!«
    »Das ist wohl richtig, Sir«, stimmte Truman ihm höchst leutselig zu. »Natürlich gelingt es manchmal trotzdem nicht, das Ergebnis festzulegen, ganz gleich, wie gründlich man die Chancen beeinflusst hat, nicht wahr, Sir?«
    Holderman wurde puterrot, und jemand sog geräuschvoll die Luft ein.
    Jeder im Besprechungsraum wusste, worauf ihre Anspielung sich bezog – nur konnte niemand fassen, dass sie tatsächlich den Mut besaß, sie auszusprechen.
    Konteradmiral Holderman hatte die Schiedsrichter überredet, die Grundregeln der unmittelbar vorhergehenden Übung dahingehend zu ändern, dass die Kommandanten der simulierten feindlichen Superdreadnoughtdivision eine detaillierte Einweisung in die Shrikes und ihre Fähigkeiten erhielten. Daher unterschied sich die Übungsbesprechung ganz erheblich von dem ursprünglichen Plan, der von Bu-Ships, Admiral Adcocks BuWeaps und dem Bureau für Ausbildung und Schulung genehmigt worden war; jeder hatte begriffen, dass den Superdreadnoughts dadurch ein klarer Vorteil gewährt werden sollte. Trotzdem waren in der Übung beide Wallschiffe vernichtet worden, hatten allerdings dreißig LACs der Minotaur mit in den Tod genommen und weitere elf vernichtet. Nie zuvor hatte der Träger solche Verluste zu verzeichnen gehabt … und doch hatte der Gegner siebzehn Millionen Tonnen an Großkampfschiffen verloren, das LAC-Geschwader nur sechshunderttausend Tonnen LACs. Ganz zu schweigen von zwölftausend Besatzungsmitgliedern gegenüber nur dreihundertzweiunddreißig.
    »Sie können diese … diese Spielzeugboote meinetwegen für Kriegsschiffe halten, Captain, aber gegen einen gefechtsbereiten Schlachtwall mit intaktem Sensor- und Feuerleitnetz sind die Dinger keinen Pfifferling wert!«, brüllte er.
    »Wennn wir auf einen vorbereiteten Gegner stießen, würden die Verlustzahlen gewiss ansteigen, Sir«, räumte Truman ein. »Niemand hat das je bestritten. Meines Wissens hat auch nie jemand gesagt, diese ›Spielzeugboote‹ könnten im Flottengefecht gut geführte Wallschiffe ersetzen. Doch bisher haben sie sich jedem Gegner, dem sie gegenüberstanden, gewachsen gezeigt, und sich in fast allen Fällen besser geschlagen als erwartet. Ich behaupte ergebenst, Sir, dass Captain Harmon und ihre Leute die Praktikabilität von Anzio im ersten Schritt bewiesen haben.«
    »Sie können behaupten, was Sie wollen, Captain!«, fuhr Holderman sie an. Seine Augen funkelten drohend. »Zum Glück entscheiden nicht Sie darüber, sondern die Kommission, und wir werden das Konzept weiterhin testen, bis meine Kollegen und ich überzeugt sind, dass diese Dinger irgendeinen Wert besitzen.«
    »Verstanden.« Truman musterte ihn mit kühler, leidenschaftsloser Gelassenheit und zuckte mit den Achseln. »Nun gut, Sir. Selbstverständlich ist nichts daran auszusetzen, dass Sie entschlossen sind, das Konzept vollständig, sorgfältig und unparteiisch zu prüfen.« Ihre Stimme war zwar kühl, aber so beißend, dass man damit spielend die Schottwand hätte abbeizen können. »Inzwischen haben Captain Harmon und ihre Offiziere jedoch zu tun. Sie müssen sich auf die morgigen Übungen vorbereiten. Darf ich vorschlagen, dass Sie und ich sie ihren Aufgaben überlassen?«
    Holderman hätte sie am liebsten mit Blicken getötet, doch er konnte nur sehr wenig entgegnen. Immerhin war sie die Kommandantin der Minotaur und er, obwohl von höherem Dienstgrad, nur ein Besucher. Wenn sie wollte, konnte sie ihn rechtskräftig aus der Abteilung weisen – oder sogar von Bord ihres Schiffes. Für ihre Karriere wäre das Selbstmord gewesen, da konnten ihr keine Gönner und Förderer mehr helfen, doch ihre Augen verrieten, dass ihr das im Augenblick relativ egal war. Auch Holdermans Laufbahn wäre es gewiss nicht zuträglich, solch einen Befehl erteilt bekommen zu haben. Allermindestens machte ihn das zum Gespött der Navy; im schlimmsten Fall ließen sich maßgebliche Leute dadurch zu der Anschauung verleiten, Truman hätte in Bezug auf die LACs Recht, und er sei es gewesen, der die Grenzen überschritten habe. Völlig lächerlich, doch er konnte es sich nicht leisten, die Möglichkeit außer Acht zu lassen.
    »Da haben sie ohne Zweifel Recht, Captain«, sagte er, und seine tonlose Stimme machte unmissverständlich klar, dass sie sich soeben einen Todfeind geschaffen habe.

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