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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Operationszentrale auf das Terminal des Besprechungsraums übertrug, denn gerade kamen neue Auswertungen von Sensor Eins herein. »Der Feind ist seit elfeinhalb Minuten im System und nun neuneinhalb Lichtminuten entfernt; er bewegt sich mit viertausendfünfhundert Kps. Unter der Annahme, dass er ein Rendezvous mit den Orbitalstationen anstrebt, erreicht er in einhundertundsiebzehn Minuten den Schubumkehrpunkt und die Basis in zwohundertneunundfünfzig Minuten. Das sind nur wenig über vier Stunden, Admiral, und damit bleibt den Evakuierungsschiffen nur wenig zeitlicher Spielraum.«
    »Gottverdammt noch mal, mein verflixter Operationsoffizier sind Sie, kein Zivilist ohne Mumm in den Knochen! Oder ist Feigheit vor dem Feind für Sie okay?«, fragte Santino verächtlich.
    Jaruwalski hob abrupt den Blick vom Display. Die Wut wallte in ihren Augen wie die Wolken über flüssigem Stickstoff; sie sah Santino fest in die Augen, und der Stabsoffizier neben ihr wich unwillkürlich zur Seite, als er ihre plötzliche Wildheit spürte.
    »Kein einziger Kriegsartikel zwingt mich, mir so etwas anzuhören, Admiral Santino«, sagte sie eisig. »Es ist meine Pflicht, Ihnen nach bestem Wissen und Gewissen meine Einschätzung der taktischen Lage zu geben, und ich sage Ihnen, dass sich uns Wallschiffe mit einer Gesamtmasse von einhundertsiebenundvierzig Millionen Tonnen nähern, denen wir fünfundzwanzig Millionen Tonnen entgegenzusetzen haben. Damit besitzt der Feind eine Tonnagenüberlegenheit von sechs zu eins, Sir – nicht eingerechnet die zwölf Schlachtschiffe, die er außerdem noch mitbringt.«
    »Sie werden sich alles anhören, was ich Ihnen zu sagen habe, Commander!«, bellte Santino und schlug mit seiner großen Faust auf den Tisch. Der Zorn übermannte Jaruwalski, sie erhob sich halb und öffnete wütend den Mund, um etwas zu erwidern, was ihre Karriere beendet hätte; doch mitten in der Bewegung verharrte sie, denn sie erkannte plötzlich, was Santino verbergen wollte, indem er so feindselig Galle verspritzte:
    Angst. Und nicht etwa die völlig natürliche, rationale Furcht, die jedes vernunftbegabte Wesen empfindet, auf das sich ein Moloch zuwälzt , begriff sie. Sondern die Angst vor der Verantwortung – eine geradezu panische Angst. Und die Sorge, welchen Schaden seine Karriere nehmen könnte, wenn er sich zurückzieht, ohne einen Schuss abgefeuert zu haben.
    Sie schluckte mühsam, während die Anspannung im Besprechungsraum schier unerträglich wurde. Trotz aller Ausbildung hatte man ihr nicht beigebracht, wie man sich gegenüber einem Vorgesetzten verhielt, den die Panik so sehr beherrschte, dass sein Gehirn nicht mehr arbeitete, doch genau damit hatte sie es nun zu tun.
    Wahrscheinlich wäre es für jeden Befehlshaber in dieser Situation entschuldbar, Angst zu haben , dachte sie mit einer Gelassenheit, die sie erstaunte, aber nachdem Santino ständig über Commodore Yeargin hergezogen hat, ist es für ihn noch schlimmer. Und er hat die ganze Zeit auf seinem Hintern gesessen und vor sich hinvegetiert. Eine selbstgerechte Nervensäge war er von Anfang an, aber seine arroganten Anmerkungen, was er alles getan hätte, wäre er an ihrer Stelle gewesen, haben dem Fass wirklich den Boden ausgeschlagen …
    Mit seiner Kritik an Yeargin stand Santino allerdings nicht allein. Auch wenn die Royal Manticoran Navy es nicht zugab , die völlige Vernichtung von Frances Yeargins Kampfgruppe im Adler-System hatte sie bis ins Mark erschüttert, denn Haveniten sollten überhaupt nicht imstande sein, einen solchen Erfolg zuwege zu bringen. Nicht, wenn sie es mit Ihrer Majestät Navy zu tun hatten. Sechs Monate zuvor hatte die offizielle Untersuchungskommission nach schmerzhaft ungerührter Analyse von Yeargins (zahlreichen) Fehlentscheidungen ihr Urteil gefällt: eine vernichtende Verdammung der Denkart, die zu den Missgriffen führten. Die Kommission hatte sich nicht zurückgehalten, und das war auch gut so. Was die Flotte zuallerletzt gebrauchen konnte, war Schönfärberei, die es anderen Stationskommandeuren gestattete, die gleichen Fehler zu begehen. Dennoch hatte auch diese Urteilsbegründung ihre Kehrseite, denn in der Folge fürchteten sich manche Offiziere sehr davor, als ›unvorbereitet‹ zu gelten oder ›unzureichenden Kampfgeist‹ bewiesen zu haben oder es gar ›an der für einen Flaggoffizier gebotenen Initiative mangeln‹ zu lassen. Manche Kommandanten fürchteten diese Anschuldigungen sogar mehr als den Tod.
    Und

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