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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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soeben hatte Elvis Santino bewiesen, dass er zu diesen verunsicherten Offizieren zählte. Vor allem: Er war tatsächlich unvorbereitet gewesen, ihm mangelte es an Kampfgeist und an Initiative – das war ihm klar, ganz gleich, was er seinem Stab gegenüber vertrat. In seiner Panik und der verzweifelten Entschlossenheit, das Gegenteil zu beweisen, wurde er durch diese Furcht nur noch bestärkt.
    Jaruwalski beschloss zu versuchen, auf anderem Wege zu ihm durchzudringen. »Sir«, sagte sie nach kurzer Pause im ruhigsten, unprovokativsten Ton, den sie zuwege brachte, »was immer Sie und ich wünschen, ändert doch nichts an den taktischen Tatsachen. Und es ist nun einmal Tatsache, dass unsere Großkampfschiffe dem Feind in punkto Graserarmierung fünf zu eins unterlegen sind, fünfeinhalb zu eins in Lasern und über sechs zu eins in Raketenwerfen – und das auch nur, wenn es keine weiteren Feindschiffe gibt, die sich mithilfe von Stealth verbergen. Unter diesen Umst …«
    »Ich werde dieses System nicht aufgeben, ohne einen einzigen Schuss abgefeuert zu haben«, sagte Santino, und die plötzliche Tonlosigkeit seiner Stimme wirkte beängstigender als sein Gebrüll. »Die Nichtkombattanten werden evakuiert, aber es kommt nicht infrage – nicht um alles in der Welt, Commander! –, dass ich Seaford Neun kampflos aufgebe. Ich kenne meine Pflicht, auch wenn andere Offiziere die ihre vergessen!«
    »Sir, wir können uns auf kein Breitseitengefecht mit ihnen einlassen. Wenn wir das versuch …«
    »Das versuchen wir gar nicht«, fuhr Santino im gleichen Tonfall fort. »Sie vergessen unsere Raketenbehälter und unseren Vorsprang in der elektronischen Kampfführung.«
    »Sir, die Havies haben ebenfalls Gondeln!« Jaruwalski bemühte sich, ihre Verzweiflung nicht mitklingen zu lassen, und wusste, dass sie scheiterte. »Das ONI glaubt, sie benutzen solarische Technik, um ihre Eloka aufzurüst …«
    »Ihre Gondeln sind den unseren unterlegen!«, schoss Santino eigensinnig zurück. »Und selbst wenn sie solarische Technik erhalten, taugt ihre Nahbereichsabwehr und ihr ECM trotzdem nichts. Wir können sie aufschließen lassen, auf äußerste Reichweite feuern und ausbrechen. Unsere Superdreadnoughts haben die neuen Kompensatoren. In einer Verfolgung in Kiellinie können sie uns niemals einholen, und wenn sie es doch versuchen, lenkt es sie wenigstens von den Evakuierungsschiffen ab.«
    Beim letzten Satz leuchteten seine Augen auf, und Jaruwalski empfand kaltes Entsetzen.
    O Gott , dachte sie verzweifelt, jetzt hat er eine taktische Begründung für seinen Irrsinn gefunden! Er bringt uns alle um, weil er zu dumm ist, das Vernünftige zu tun – weil er zu ängstlich darauf bedacht ist, keinesfalls Mangel an Kampfgeist zu zeigen. Nun musste er auch noch über einen ›rationalen Grund‹ stolpern, mit dem er später im Bericht seine Dummheit rechtfertigen kann!
    »Sir, wenn die Havies mehr Gondeln haben als wir, spielt es keine Rolle, dass unsere Gondeln besser sind«, entgegnete sie so eindringlich sie vermochte. »Und –«
    »Weggetreten, Commander«, knirschte Santino. »Ich benötige Rat und ein wenig Kampfgeist, keine Feigheit.«
    Jaruwalski fuhr zusammen, als hätte er sie geohrfeigt, und ihr Gesicht wurde weiß – nicht etwa vor Scham oder Furcht, sondern vor Wut.
    »Admiral, es ist meine Pflicht, Sie mit meiner besten Einschät …«, begann sie, und er knallte die Hand auf den Tisch, dass es klang wie ein Pistolenschuss.
    »Ich sagte weggetreten!«, schrie er. »Nun nichts wie raus mit Ihnen! Um ganz genau zu sein: Ich dulde keine Feiglinge in meinem Flaggschiff! Also machen Sie, dass Sie wegkommen, Jaruwalski!« Sprachlos starrte sie ihn an, und er fletschte die Zähne. »In fünf Minuten gebe ich den Evakuierungsbefehl an die Basis – und jetzt verschwinden Sie! Marsch!«
    »Sir, ich –«
    »Ruhe!« , donnerte er, und trotz ihres Zorns und ihrer wachsenden Verzweiflung begriff Jaruwalski, dass sie lediglich der Brennpunkt war, auf den er seine panische Wut fokussierte. Doch das Wissen half nichts, denn er hätte sich kein schlechteres Ziel aussuchen können. Jaruwalski war sein Operationsoffizier, seine Stabstaktikerin, der eine Offizier, dem er in einer Situation wie dieser unbedingt zuhören musste – und er weigerte sich. Sie starrte ihn an und bemühte sich krampfhaft, eine Möglichkeit zu finden, ihn zu erreichen, irgendeine, doch er schlug wild auf die Comleiste.
    »Brücke, Kommandant«, antwortete eine

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