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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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anderen nahmen Platz, und McKeon kippelte müde seufzend mit dem Stuhl zurück.
    McKeon war nicht das ranghöchste Mitglied des Gerichts und trotzdem der Vorsitzende. Diese ungewöhnliche Anordnung war auf einstimmigen Beschluss der anderen Gerichtsmitglieder zustande gekommen, und doch wünschte er sich, es wäre anders. Zwar hatte Honor mit ihrem Wunsch Recht gehabt, aber wenn er ihr im Grunde auch zustimmte, musste es ihm noch lange nicht gefallen, dass man ihn an die Spitze des Gerichts gesetzt hatte.
    Wenn die Systemsicherheitler auf Hell wegen der von ihnen verübten Verbrechen zur Verantwortung gezogen werden sollten, so nur durch ein Militärgericht, dessen Mitglieder selbst Opfer der SyS gewesen waren. Aus diesem Grund hatten die anderen Richter darauf bestanden, dass er den Vorsitz führte – nicht weil er der einzige Manticoraner unter den Richtern war, sondern weil er das einzige Gerichtsmitglied war, das sich auf Hell niemals im Gewahrsam der SyS befunden hatte. Die anderen Richter waren ebenso wie Honor und er darauf bedacht, dass ihre Urteile als Sprüche eines Gerichts gelten konnten und nicht wie die Maßnahmen eines rachedürstigen Pöbels anmuteten. Aus diesem Grund wurde jeder einzelne Moment der Verhandlungen aufgezeichnet. Weder in der Volksrepublik noch in der Solaren Liga ließe sich dadurch jemand überzeugen, dass diese Maßnahme einen Unterschied machte, da konnte man so sorgsam vorgehen und so umfangreiche Aufzeichnungen anfertigen, wie man wollte; das wusste jeder, und doch ging es eigentlich nicht darum. Wichtig war allein, der Nachwelt und den eigenen Völkern zu beweisen, dass alle Prozesse legal, gründlich, so unparteiisch wie unter den Umständen möglich und vorschriftsgemäß durchgeführt worden waren. Nur das zählte, denn nur das machte den Opfern den Unterschied zwischen sich und den Tätern deutlich, und im Augenblick interessierte sie nichts anderes.
    Und wenn wir es verpfuschen , dachte McKeon bissig, dann holen die Havies sich den Planeten sowieso zurück. In dem Fall sind wir alle des Todes, da kann kein Zweifel bestehen – und haben die einzige Chance verloren, jemals die Schuldigen zu bestrafen. Und letztendlich ist es das, was für diese Menschen zählt.
    Er ließ den Blick über die vier anderen Richter schweifen. Harriet Benson und Jesus Ramirez hatten es beide abgelehnt, als Richter zu fungieren – nach McKeons Ansicht ein weiser Entschluss. Honor hatte angesichts der Rolle, die sie bei der Planung und der Durchführung der Eroberung von Styx gespielt hatten, zwar keine andere Wahl gehabt, als sie dazu aufzufordern, doch ihnen beiden war bewusst, dass sie viel zu viel Hass empfanden, um unparteiisch zu sein, und deshalb hatten sie der Versuchung widerstanden. An ihrer Stelle repräsentierte Commander Albert Hurston von der Helmsport Navy die Gefangenen von Camp Inferno, Captain Cynthia Gonsalves von Alto Verde und Commodore Gaston Simmons von der Jameston System Navy vertraten die anderen Kriegsgefangenen auf Hell. Simmons war dienstälter als McKeon – genauso wie Admiral Sabrina Longmont, die ohne Zweifel von allen Gerichtsmitgliedern die schwerste Pflicht erfüllen musste.
    Im Gegensatz zu ihren Kollegen war Longmont eine Bürgerin der Volksrepublik Haven – oder war es zumindest gewesen –, und hatte darüber hinaus die Neue Ordnung und das Komitee für Öffentliche Sicherheit von Anbeginn eifrig unterstützt. Die Exzesse und die Säuberungen hatten ihr nicht gefallen, doch sie kannte das alte Regime zu gut, um es zu vermissen; das Komitee hatte im Hinblick auf seine Ziele und Mittel auf sie zumindest offen und ehrlich gewirkt, die Legislaturisten niemals. Leider hatte Longmont in einer Schlacht gegen die Allianz eine Niederlage einstecken müssen, wodurch sie die ›Exzesse‹ des Komitees aus weit größerer Nähe kennen lernte als ihr lieb war. Tatsächlich war sie außerordentlich glimpflich davongekommen, denn im Hinblick auf ihre exemplarische politische Führung hatte man sie nur nach Hell geschickt und nicht vor ein Erschießungskommando gestellt.
    Im Gegensatz zu den meisten Gefangenen war sie in Camp Delta-Vierzig untergebracht gewesen, wo die Bedingungen erheblich besser waren als sonst wo auf Hell. Longmont hatte nicht einmal gewusst, was die Systemsicherheit anderen Gefangenen antat, denn in Delta-Vierzig hielt man havenitische Offiziere fest, die nicht ganz so tief in Ungnade gefallen waren, dass für sie keine Hoffnung mehr bestand. Da immer

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