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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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niedergezwungen und erobert. Aber diesmal nicht. Diesmal war die Volksflotte an der Reihe, und Javier Giscard war als Stratege zu gut – und zu rachedurstig –, als dass er ihnen diese Lektion nicht mit allem brutalen Nachdruck erteilen wollte, den Esther McQueen und Rob Pierre sich nur wünschen konnten.
    Und doch stieß ihn die Vergeudung ab – das Blut, das er bereits vergossen hatte, ob manticoranisch oder havenitisch, und die unzähligen Billionen Dollar an Material, das er vernichten würde. Er wusste, dass die meisten seiner Offizierskameraden es nur als Material ansahen, und die wahren Gläubigen unter ihnen betrachteten die Vernichtung gewiss als beste, als passende Art, ihre ›plutokratischen‹ Feinde zu bestrafen. Doch für Giscard bedeutete diese Vernichtung mehr, als den Feind ›in der Brieftasche zu treffen‹. Er konnte nicht anders, als sein Einsatzziel unter dem Gesichtspunkt der Zeit und der Mühe, der Arbeit und des Schweißes, der Träume und der Hoffnungen zu betrachten, die bei der Errichtung ebenso eingeflossen waren wie die Geldinvestition. Lebenswerke würde er vernichten, wenn er auch keine Leben nahm. Außerdem konnte er nicht die Augen davor verschließen, doch im Grunde wusste er, dass es zwangsläufig zu noch mehr Toten kommen würde. Julia Lapisch sendete im Augenblick den Befehl, sämtliche Stationen in der Kreisbahn um Medusa unverzüglich zu räumen. Die Menschen, die dort arbeiteten, wurden angewiesen, von Bord zu gehen, und erhielten den genauen Zeitplan der Raketenstarts. Giscard konnte sich zwar damit beruhigen, dass jeder, der kein völliger Idiot war, bereits vor einer Stunde zur Planetenoberfläche geflohen sein musste, denn schon da war offensichtlich gewesen, dass die Kampfgruppe der Verteidiger Giscard nicht aufhalten konnte.
    Doch er vermutete sehr, dass nicht alle geflohen waren. Einige von ihnen würden nicht gehen – und andere konnten nicht. Sie hatten eigene Pflichten zu erfüllen, und trotz aller Planung und aller Übungen war es physikalisch unmöglich, jeden Einzelnen von den Basen zu evakuieren. Man würde sich alle Mühe geben, und Giscard hielte sein Feuer so lange zurück, wie er es verantworten konnte, bis kurz vor den Moment, in dem er das Ziel verlor und zu weit entfernt war, um noch zu treffen. Sämtliche Auflagen der Deneber Übereinkünfte und des Epsilon-Eridani-Erlasses würde er über den Buchstaben des Gesetzes hinaus erfüllen, und trotzdem wären noch Menschen in den Stationen – die er töten würde.
    Er wünschte, es wäre anders, und doch hatte er keine Wahl. Wenn Darlington bereits die Forts und den Wachverband ausgeschaltet hätte, und wenn nicht die Gefahr bestanden hätte, dass die manticoranische Homefleet durch das Wurmloch angriff, dann hätte Giscard es sich leisten können, den Stationen mehr Zeit zu geben – dann hätte er abbremsen, mit geringerer Geschwindigkeit zurückkehren und abwarten können, bis feststand, dass keine Zivilisten mehr an Bord seiner Ziele waren. Doch erst in sechs Stunden würde er wissen, was dort draußen geschah, und er wagte nicht, diese Zeit zu verschwenden, denn es mochte sich herausstellen, dass Darlington besiegt worden war oder dass sie sich über die Stärke des Wachverbands am Terminus getäuscht hatten. Vielleicht war die Homefleet bereits in Transit gegangen und in Anmarsch auf Medusa.
    Deshalb lehnte Giscard sich in seinen Sessel zurück und beobachtete das Zeitdisplay, auf dem der Countdown immer weiter lief, und in ihm rangen Scham und Triumph und Trauer.
     
    »Sie sind noch vierzehn Minuten vom Terminus entfernt, Sir«, meldete Captain Granston-Henley leise, und White Haven nickte.
    Er legte die Hände auf den Rücken und wandte sich vom Hauptplot ab, denn er brauchte nicht weiter zu beobachten, was dort vorging. Dreiundzwanzig Superdreadnoughts standen nun im System, und sie waren so bereit es nur ging.
    Der havenitische Kommandeur wollte offensichtlich mit hoher Geschwindigkeit an den Forts vorbeifliegen und dabei die Raketengondeln leeren, in der Hoffnung, die Abwehr der beiden gefechtstüchtigen Forts zu überlasten.
    Über die anderen Festungen schien er Aufklärungsergebnisse zu besitzen, die er wohl für reichlich zuverlässig hielt, denn sonst hätte er dieses Manöver niemals riskiert. Leider riskierte er es aber, und White Haven war froh zu erfahren, dass die Baumannschaften die unfertigen Forts bereits verlassen hatten. Deren Rümpfe bildeten wehr- und bewegungslose Ziele ohne

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