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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Frau geworden war, die sie nun war, weil jemand so hatte werden müssen, sondern weil sie sich dazu viel besser eignete als die meisten Menschen.
    Dabei kannte sie ihre Schwächen gut: ihr Temperament, das einmal fast das Ende ihrer Karriere bedeutet hätte; ihre Unfähigkeit, aufzugeben oder sich erweichen zu lassen; und ihr Potenzial zur Gewalttätigkeit, das sie, wenn sich ihre Persönlichkeit nur leicht anders entwickelt hätte, zu einem Ungeheuer gemacht haben würde. Eins war sie gewiss nicht: eine … ungefährliche Person, und weil sie sich darüber im Klaren war, hatte sie eine Möglichkeit gefunden, ihre Gefährlichkeit zur Tugend zu machen, indem sie sich dem Schutz der Menschen und der Anschauungen weihte, die ihr teuer waren.
    Die allermeisten Menschen waren im Grunde anständig, nicht gerade Heilige, aber auch keine Ungeheuer. Wenn irgendjemand im ganzen weiten Kosmos das wusste, dann sie, denn ihr Band zu Nimitz verlieh ihr einen Einblick in die Gefühle anderer und ein Feingefühl, wie kein Mensch es je besessen hatte. Zugleich lag offen vor ihr ausgebreitet, dass die Teufel in Menschengestalt, die hier auf Hell unter dem Deckmantel der Systemsicherheit vergewaltigt und gefoltert und gemordet hatten, kein Einzelfall waren, und nie würde sie vergessen, was vor sehr langer Zeit auf Alterde jemand gesagt hatte: dass das Böse schon dann triumphiere, wenn gute Männer – und Frauen – untätig blieben.
    Honor Harrington konnte nicht untätig sein. Das war der schreckliche und doch einfache, unerbittliche Kern ihres Daseins, der Quell aller Widersprüchlichkeiten. Jemand musste schließlich den SyS-Leuten und den Komitees für Öffentliche Sicherheit widerstehen, den Pavel Youngs und William Fitzclarances; was immer sie zu der Frau gemacht hatte, die sie war, zwang sie, diese Rolle einzunehmen. Und wenn sie in ihren Träumen von den Menschen besucht wurde, deren Tod sie auf dem Gewissen hatte, konnte sie sich ihnen stellen – zwar nicht ohne Trauer und Schuld, doch ohne diesen Gefühlen zu gestatten, von ihr Besitz zu ergreifen. Denn sie hatte keine andere Wahl, als es wenigstens zu versuchen. Wenn sie versuchen würde, ihrer Pflicht auszuweichen, oder wenn sie diese Pflicht auf jemanden abwälzte, der nicht ihren Instinkt zum Töten besaß, dann hätte sie sowohl das Vertrauen ihrer Vorgesetzten enttäuscht, die sich darauf verließen, dass sie ihrem Eid als Offizier der Königin die Treue hielt, als auch das Vertrauen ihrer Untergebenen, die darauf bauten, dass Honor sie am Leben hielt – oder dass sie ihrem Tod wenigstens einen Sinn verlieh.
    Aus diesem Grund zwang sie sich, alle Urteile zu prüfen, und grauste es ihr noch so vor dieser Pflicht. Erfüllen musste Honor sie, weil sie keine andere Möglichkeit gesehen hatte, als die Prozesse zu befehlen, und sie konnte die Last der Entscheidung nicht McKeon oder einem anderen Untergebenen aufbürden. Außerdem musste sie sich vergewissern, dass in den Verfahren Recht gesprochen und nicht etwa Rache geübt wurde. Doch die Last von noch mehr Toten – und das Kriegsgericht hatte im Laufe der vergangenen sechs Monate achtundfünfzig SyS-Leute an den Strang gebracht – war der Grund, weshalb sie in einem wunden, empfindlichen Winkel ihres Geistes Bitterkeit empfand wegen Harriet Bensons Lachen. Der Captain ergötzte sich nicht etwa an der Vernichtung ihrer Feinde; sie konnte nur ihre tiefe Befriedigung darüber nicht verhehlen, dass Verbrecher, die sich über alle Gesetze erhaben geglaubt hatten, nun entdecken mussten, dass sie im Irrtum gewesen waren, als sie sich vor dem Tag der Abrechnung sicher wähnten.
    Nimitz gab einen sanft scheltenden Laut von sich, und Honor blinzelte, dann rief sie sich innerlich zur Ordnung und sandte ihm eine stille Entschuldigung. Das kommt davon, wenn man mitten in der Nacht aus dem Bett gerissen wird , sagte sie sich. Die Dunkelheit außerhalb der Kommandozentrale machte sie für die Finsternis, die tief in ihr brütete, verwundbarer als gewöhnlich, doch Nimitz’ sanfte geistige Berührung war wie helles Licht, das die Schatten aus den Winkeln ihrer Seele vertrieb. Gewiss war er nicht unvoreingenommen, doch kannte er sie besser als irgendjemand sonst. Ja, er kannte sie besser als sie sich selbst, und seine unkomplizierte, bedingungslose Liebe hallte in dem mahnenden Laut wider, mit der er sie dafür schalt, dass sie so hart mit sich umging.
    »Honor?«
    Sie blickte auf und sah sich Benson gegenüber, die sie mit mild

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