Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte
vergaß.
»Klingt ganz gut, Chief«, antwortete Tremaine, worauf Harkness grunzte. Er beobachtete das Display noch einen Moment, dann blickte er einen seiner Assistenten an.
»Dann guck mal, ob du diesen lausigen Ersatz für eine KI dazu bringen kannst, sie wenigstens ein bisschen lächeln zu lassen. Aber übertreib es nicht, leg sie mir hier so schnell es geht auf Drei, damit ich sie in Ruhe beäugen kann.«
»Bin schon dabei, Senior Chief«, sagte der Assistent, und Honor blickte wieder Benson an.
»Was ist es für ein Schiff?«
»Ihrer ersten Sendung zufolge ein Schwerer Kreuzer der Systemsicherheit – die Krashnark –, der uns eine Ladung Gefangene bringt«, antwortete Benson. »Den Namen habe ich noch nie gehört, konnte ihn aber in ihrer Schiffsdatenbank finden. Die Krashnark gehört zu den neuen Schweren Kreuzern der Mars -Klasse. Nach allem, was ich über den Typ herausfinden konnte, ein zäher Bursche.«
»Das ist wohl wahr«, stimmte Honor ihr leise zu und erinnerte sich an den tödlichen Hinterhalt, der sie hatte in Gefangenschaft geraten lassen. Ihr rechter Mundwinkel bog sich ganz kurz nach oben. Sie würde es genießen, sich an einem Schiff der Mars -Klasse zu revanchieren – und dass der Kreuzer der SyS gehörte, machte die Rache nur noch süßer.
Aber immer schön langsam , ermahnte sie sich. Wir wollen ja nicht überheblich werden und die Sache verpfuschen, Honor!
»Commander Phillips, hat die Krashnark jemals zuvor Hell angelaufen?«, fragte sie.
»Nein, Ma’am. Ich habe den Datenbestand durchsucht, sobald wir ihren Namen erfuhren. Weder sie noch ihr Kommandant – ein Bürger Captain Pangborn – noch ihr Signaloffizier ist jemals zuvor im Cerberus-System gewesen. Für die anderen Offiziere kann ich keine Garantie übernehmen, aber jeder, den wir bisher im Signalverkehr identifizieren konnten, kommt zum ersten Mal hierher.«
»Ausgezeichnet«, murmelte Honor. »Da haben Sie wirklich prompt gehandelt. Danke, Commander.«
»Gern geschehen, Admiral«, antwortete Phillips ohne die leiseste Spur von Groll. Honor lächelte sie an, dann wandte sie sich wieder Benson zu.
»Wenn es alles Neue sind, brauchen wir ›Bürgerin Commander Ragmans‹ bekanntes Gesicht nicht zu nehmen, also verzichten wir auf Harkness’ künstliche Persönlichkeit und ersetzen sie durch einen echten Menschen«, entschied sie. »Wer von unseren Leuten hört sich wie ein Havie an?«
»Mich haben Sie, Dame Honor«, antwortete eine ruhige Stimme, und Honor drehte sich überrascht um. Warner Caslet grinste sie schief an, dann löste er sich von der Wand, vor der er unaufdringlich gestanden hatte.
»Sind Sie sich da wirklich sicher, Warner?«, fragte sie noch gelassener als er und spürte, wie ein Dutzend Menschen gegen den Drang ankämpften, sich umzudrehen und sie beide anzustarren.
»Jawohl, Ma’am.« Er blickte ihr offen ins Auge, und Honor wie Nimitz spürten seine vorbehaltlose Aufrichtigkeit und Entschlossenheit. Zwar war er alles andere als gelassen, doch zum ersten Mal seit ihrem Erwachen auf Hell konnte Honor ihm keinen Zweifel anmerken. In ihrem Arm richtete sich der ‘Kater auf und musterte den Bürger Commander eingehend mit seinen hellgrünen Augen.
»Darf ich fragen warum?«, erkundigte sie sich sanft.
Caslet lächelte gezwungener denn je. »Weil Admiral Parnell Recht hat, Ma’am«, sagte er. »Zurück in die Heimat kann ich nicht, weil die Schlächter, von denen meine Nation regiert wird, mich nicht lassen. Deshalb kann ich für die Republik nur eins tun: von außen für sie kämpfen. Wer hat noch gleich gesagt, dass wir stets den verletzen, den wir lieben?«
Sein Tonfall war humorig; die Gefühle, die dahinter standen, ließen jede Belustigung vermissen, und Honor hätte am liebsten für Caslet geweint.
»Und wenn das Komitee und die Systemsicherheit gestürzt werden?«, fragte sie. »Sie betreten einen gefährlich abschüssigen Pfad, Warner. Wenn die ›Schlächter‹ einmal aus dem Amt gejagt sind, werden die Leute, die ihren Platz einnehmen, Ihnen nie wieder vertrauen. Vielleicht betrachtet man Sie sogar als Landesverräter.«
»Daran habe ich auch schon gedacht«, stimmte er ihr zu. »Sie haben natürlich Recht. Wenn ich die Grenze zur aktiven Kollaboration mit Ihnen überschreite, kann ich nie wieder nach Hause zurück. Aber wenn ich auf dieser Seite verharre, bleibt mir nichts anderes übrig, als untätig herumzustehen, und ich habe festgestellt, dass ich dazu nicht fähig bin.« Honor
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