Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
hochgewachsenen Neuankömmling, stellte Riogetti fest. Im Panzeranzug wirkte jeder groß, aber der Kerl musste auch barfuß ein Riese sein. Er und die meisten seiner Kameraden waren mit Schrapnellgewehren bewaffnet, nicht mit Pulsern. Nun, wenigstens das leuchtete ein. Um Häftlinge in Schach zu halten, waren Schrapnellgewehre weitaus nützlicher als Pulser – und sie rissen keine Lecks in Shuttlerümpfe oder wichtige Geräte.
    Der Riese drehte sich um und blickte durch das Armoplastvisier nachdenklich den Hangaroffizier an, während noch mehr Bewaffnete aus den Shuttles kamen. Mittlerweile mussten vierzig bis fünfzig von ihnen auf der Hangargalerie stehen. Da lächelte der Riese schmal und hielt plötzlich ein Schrapnellgewehr in den gepanzerten Händen, dessen Sicherungsbügel umgelegt war.
    »Um Ihre Frage zu beantworten«, sagte er gleichmütig zu Ericson, »meine Name ist Clinkscales. Carson Clinkscales, Ensign, Grayson Space Navy, und dieses Schiff steht nicht mehr unter dem Kommando der Systemsicherheit.«
    Der Bürger Lieutenant starrte ihn fassungslos an, genauso wie Riogetti und jeder andere Wärter im ganzen Hangar. Die Worte waren deutlich zu verstehen, doch sie ergaben keinen Sinn. Sie konnten keinen Sinn ergeben, denn was sie besagten, war vollkommen unmöglich. Dann plötzlich löste sich einer der Wärter, eine Frau, aus der Erstarrung; sie reagierte instinktiv, nicht vernünftig, indem sie herumwixbelte und den nächststehenden Enterer mit einem Feuerstoß aus dem Schrapnellgewehr eindeckte.
    Die rasiermesserscharfen Geschosse prallten völlig wirkungslos von der Panzerung des Ziels ab und sirrten wild durch den Hangar; ein anderer SyS-Mann kreischte auf, als drei davon in seinen Rücken einschlugen. Einer der Enterer riss die Waffe hoch und tötete mit einem Einzelschuss die Frau, die das Feuer eröffnet hatte. Ein SyS-Offizier brüllte hektisch etwas Unverständliches. Vielleicht wollte er kapitulieren oder den Wärtern befehlen, die Waffen fallen zu lassen. Was immer er wollte, es kam zu spät. Andere Wärter eröffneten das Feuer, während die Häftlinge sich verzweifelt aufs Deck warfen, um außer Schusslinie zu geraten, und die übrigen Enterer reagierten mit tödlicher Effizienz.
    Bürger Sergeant Riogetti sah Bürger Lieutenant Ericson den Pulser aus der Tasche reißen, sah den Riesen das Gewehr heben und sah den zerfetzten Leichnam des Bürger Lieutenants unter dem Anprall eines Feuerstoßes nach hinten fliegen. Dann sah der Bürger Sergeant, wie die Waffe auf ihn gerichtet wurde, und nahm einen einzigen Mündungsblitz wahr.
    Und dann sah er nie wieder etwas.
     
    »Ich hätte sie zur Kapitulation auffordern sollen, bevor die Shuttles andockten«, sagte Honor voll stiller Reue. Sie saß mit McKeon, Ramirez und Benson in dem kleinen Besprechungsraum neben der Hauptkontrollzentrale, um Solomon Marchants und Geraldine Metcalfs Bericht von der Krashnark anzusehen. Marchant hatte den Kreuzer seinem Befehl unterworfen; nach dem ersten Schusswechsel im Hangar war es zu bemerkenswert wenigen Kämpfen gekommen. Vielleicht war das gar nicht so bemerkenswert, denn im gleichen Moment, als jene idiotische Wärterin im Hangar den Abzug drückte, erhielt der Kommandant der Krashnark ein Signal von Camp Charon, mit dem man ihn vor die Wahl zwischen Kapitulation und Vernichtung stellte. Da Bürger Captain Pangborn wusste, dass Abwehrsatelliten mit einem Kampfwert von drei bis vier Großkampfschiff-Geschwadern auf sein Schiff zielten, hatte er sich für den besseren Teil der Tapferkeit entschieden.
    Doch leider waren bei dem Blutbad im Beiboothangar neunundzwanzig Mitglieder seiner Besatzung und acht Kriegsgefangene getötet worden.
    »Hinterher ist jeder klüger, Honor«, sagte Ramirez so sanft er konnte.
    »Aber wenn sie mit dem Entern gewartet hätten, bis Pangborn kapituliert hätte, wäre das nicht geschehen«, erwiderte Honor und wies auf die Verlustzahlen am Terminal vor ihr.
    »Vielleicht, vielleicht aber doch«, sagte McKeon, bevor Ramirez etwas entgegnen konnte. »Vergessen Sie nicht, dass Pangborn sich einem Zangenangriff gegenübersah – Enterer an Bord, Raketenabschussrampen und Strahlersatelliten von außen. Wir können nicht wissen, was für ihn der entscheidende Faktor gewesen ist. Ohne die Enterer hätte er vielleicht versucht zu bluffen oder gedroht, die Gefangenen zu töten. Er könnte sogar darauf spekuliert haben, dass Sie nicht wagen würden, den Knopf zu drücken, weil Sie ihn kaum

Weitere Kostenlose Bücher