Honor Harrington Bd. 16
von des Lieutenants Flüchen galten jemandem, der von Erewhon weit entfernt war: dem Premierminister des Sternenkönigreichs, dessen arrogante, kurzsichtige Politik Volk und Regierung Erewhons so gründlich verärgert und die »inoffizielle« Reise der Prinzessin nach Erewhon überhaupt erst erforderlich gemacht hatte.
Freilich hatte Ihre Majestät ihre Gründe für die Entsendung Prinzessin Ruths Lieutenant Griggs nicht persönlich dargelegt, und dazu hatte auch keine Veranlassung bestanden. Wie alle Offiziere des Queen’s Own war sich Griggs recht genau der politischen Lage im Sternenkönigreich gewahr. Früher, als die manticoranische Außenpolitik noch in den Händen Premierminister Cromartys und der von ihm ausgesuchten Männer und Frauen lag, wäre Queen Elizabeth zum gegebenen Anlass vielleicht selbst nach Erewhon gekommen - und falls nicht, hätte sie eine offizielle Vertretung gesandt. Dann wäre Lieutenant Griggs in der Lage gewesen, die zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen, die während solcher Ereignisse eigentlich selbstverständlich waren.
Jetzt jedoch ...
Griggs persönlich hatte nichts gegen die Erewhoner. Kaum hatte er die Stationsleitung über den bevorstehenden Besuch im Wages of Sin informiert, als man ihm freiwillig eine Ausnahme von den üblichen Sicherheitsregeln anbot, sodass seine Leute und er ihre Dienstwaffen auch in der Station tragen konnten. Ferner hatte man ihm angekündigt, dass man die Sicherheitsstufe innerhalb der Station erhöhen werde, indem man eine schwer bewaffnete Einheit mobilisiere und in Bereitschaft halte.
Und das war auch schon alles, was er realistischerweise erwarten konnte. Auf keinen Fall würden die Sicherheitsmaßnahmen bei einem inoffiziellen Abstecher einer Angehörigen der königlichen Familie auch nur annähernd das Niveau erreichen, das bei einem formellen Staatsbesuch möglich gewesen wäre. Die Angehörigen des manticoranischen Königshauses machten andauernd inoffizielle Abstecher zu allen möglichen Zielen, ohne dass die gleichen Sicherheitsmaßnahmen ergriffen wurden wie bei offiziellen Anlässen, denn solche Vorkehrungen waren dem normalen Ablauf der Dinge außerordentlich abträglich. Wenn Griggs versucht hätte, eine stärkere Absicherung durchzusetzen, wäre der Prinzessin das Betreten der Station untersagt worden - und dann hätte sich Griggs ihrem Zorn stellen müssen. Das allein hätte er durchaus auf sich genommen, doch er wusste zugleich, dass er postwendend von Ruth Winton überstimmt worden wäre - er war ihr Beschützer, nicht ihr Vormund -, sodass er genau der gleichen Lage gegenübergestanden hätte, nur dass die Erewhoner nicht mehr kooperativ gewesen wären, sondern verärgert.
Während sie die Spielsäle des Vergnügungssatelliten durchquerten, blickten die Prinzessin und ihre Begleiterin ehrfürchtig auf die Darstellungen an den Decken, es sei denn, die ebenso blendenden Displays an den Spieltischen lenkten ihre Aufmerksamkeit auf sich. Griggs ignorierte sämtliche Ablenkungen. Er konzentrierte sich hauptsächlich darauf, die Menschen in der Umgebung zu beobachten und nach möglichen Gefahren Ausschau zu halten. Im Übrigen erging er sich in Traditionen. In seiner Familie pflegte man die alte Kunst des Verfluchens.
... bis ins dritte Glied. Was High Ridges Enkelkinder angeht, so möge jedes einzelne mit Genschäden zur Welt kommen - nicht zu viel verlangt bei diesen Erbanlagen — und einen langwierigen, schmerzhaften Tod erleiden. Mögen ihre Leichen von wilden Tieren zerrissen werden. Mögen ihre Körperteile...
Kaum hatten Thandi und ihr Team den Shuttle verlassen und die erste Sicherheitsschranke aus Wachleuten und Detektoren durchquert, als sie Victor erneut anrief.
»Die Station ist ein Labyrinth, und ich kenne mich hier überhaupt nicht aus. Ich sehe keinen Sinn darin, umherzuirren und nach der Prinzessin zu suchen. Du und Imbesi und eure ... Leibwächter müsst beim ersten Kontakt tun, was ihr tun könnt. Ich halte es für wesentlich sinnvoller, wenn ich eine Position beziehe, aus der ich Templeton abfangen kann, nachdem er zugeschlagen hat.«
Nach einer kurzen Unterbrechung hörte sie wieder Victors gelassene Stimme.
»Einverstanden. Hätte ich mir selbst überlegen müssen. Naomi ist seit meiner Ankunft bei mir. Sie kennt die Station wie ihre Westentasche.«
»Darauf hätte ich gewettet«, schnaubte Thandi. Sie hatte jedoch vorher das Kehlkopfmikrofon abgestellt.
»Also gut, ich habe mir nicht überlegt,
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