Honor Harrington Bd. 16
das ist«, fuhr Griggs nach kurzem Zögern fort. »Colonel Reynolds machte auf mich den Eindruck, als stammte sie von Ihrer Majestät persönlich, aber mir klingt es mehr danach, als wäre das Ganze auf dem Mist der Prinzessin gewachsen.«
»Sie war es, oder vielleicht auch Zilwicki«, entgegnete Hofschulte finster. »Der Mann ist ein berufsmäßiger Spion, Sir. Gott allein weiß, in welch verdrehten Bahnen er mittlerweile denkt!«
»Nein, ich glaube nicht, dass er es war«, widersprach Griggs. »Wie Sie schon sagten, er ist ein berufsmäßiger Spion. Und ein Vater. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Mann, der so beschützerisch ist, wie er sein soll, seine Tochter derart exponiert. Nicht, wenn die Idee von ihm stammt, heißt das.
Es spielt aber auch keine Rolle, wer es sich ausgedacht hat«, fuhr er forscher fort. »Wichtig ist nur, dass wir es in die Tat umsetzen müssen.«
»Nur um es noch einmal klarzustellen, Sir«, sagte Hofschulte. »Wir sausen als Leibwache der Prinzessin nach Erewhon, sollen es aber so aussehen lassen, als würden wir Berry Zilwicki beschützen, die jeder für die Prinzessin halten soll?«
»Genau.« Griggs grinste schief, als er das Gesicht sah, das sie zog. »Und vergessen Sie nicht, wie heikel unsere Beziehungen zu Erewhon im Augenblick sind. Ich bin mir sicher, dass man für unsere Bedürfnisse zwar sorgt, doch man ist auf Erewhon dermaßen sauer auf unsere Regierung, dass diese Zusammenarbeit sehr widerwillig ausfallen wird. Und von unseren Bedenken über die Nähe zu Haven werden sie sich auch nicht besonders beeindrucken lassen. Nicht nachdem die Hälfte ihrer Wähler glaubt, dass das Sternenkönigreich wegen rein innenpolitischer Vorteile willens ist, die ganze Allianz in die Tonne zu treten.«
Hofschulte nickte, doch ihre Miene zeigte ein wenig Unbehagen. Gewiss, die Treue des Queen’s Own Regiment gehörte ganz der Krone und der Verfassung, nicht dem Premierministeramt oder der jeweiligen Regierung des Sternenkönigreichs. Die Regimentsangehörigen hatten die Aufgabe, das Leben des Monarchen und der königlichen Familie um jeden Preis zu schützen, und man erwartete von ihnen, die Umstände ihrer Einsätze mit absoluter Gründlichkeit und vollkommener Offenheit zu besprechen. Man durfte auch dann die Dinge beim Namen nennen, wenn die Dummheit der Regierung oder der Tagespolitik das Erreichen des Hauptziels zu verkomplizieren drohte. Dennoch ...
»Glauben Sie denn ernsthaft, die Erewhoner behindern unsere Interessen?«, fragte sie in nüchternerem Ton, und Griggs zuckte mit den Achseln.
»Eigentlich nicht«, antwortete er. »Ich erwarte aber etwas anderes: dass sie sich nicht gerade überschlagen, um zusätzliche Zusammenarbeit zu leisten, wie damals, als Prinzessin Ruths Vater Erewhon während des Krieges besuchte.« Er hob wieder die Schultern. »Kann man ihnen auch schwer verübeln. Selbst wenn man außer Acht lässt, wie oft wir ihnen in den letzten drei oder vier T-Jahren auf die Füße getreten sind, ist die Prinzessin ein viel unwahrscheinlicheres Ziel als der Herzog es war, und die Bedrohungsumstände dürften erheblich weniger extrem sein als damals.«
Hofschulte und er blickten einander grimmig an und erinnerten sich an die vielen Freunde und Kameraden, die an Bord der königlichen Jacht umgekommen waren, als während des königlichen Staatsbesuchs auf Grayson der Mordanschlag auf die Queen verübt wurde.
»Nun, das ist wohl wahr genug, Sir«, stimmte Hofschulte dem Lieutenant nach einem Augenblick zu. »Andererseits, der Herzog war nicht die Prinzessin, wenn ich das so sagen darf. Er war verdammt noch mal viel leichter zu beschützen als wahrscheinlich sie.«
»Das weiß ich«, stimmte Griggs ihr missgelaunt zu. Eigentlich war Ruth bei den Leibwachedetachements der königlichen Familie recht beliebt. Jeder mochte sie gern, sie war stets fröhlich, und sie behandelte - wie die meisten Wintons, sei es von Geburt oder durch Adoption - die Uniformierten, die dafür verantwortlich waren, ihr Leben zu schützen, niemals von oben herab. Unglücklicherweise wusste die Abteilung auch alles über den Ehrgeiz der Prinzessin, eine Geheimdienstkarriere einzuschlagen. Anton Zilwickis Gegenwart unterstrich diese Absicht, und in einer Situation, die politisch so heikel war wie das Stein-Begräbnis, mit Aktivisten der Anti- Sklaverei-Liga auf Du und Du zu verkehren, konnte Auswirkungen haben, über die kein geistig gesunder Leibwachenkommandant gern nachdachte. Vor allem
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