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Honor Harrington Bd. 16

Honor Harrington Bd. 16

Titel: Honor Harrington Bd. 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Sklavenplanet
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Humor zählte zu den vielen Dingen, die sie am Captain so sehr schätzte.
    Ach, gib’s doch auf, Thandi. Du könntest Luiz Rozsaks Vorzüge eine ganze Stunde lang aufzählen und — schon wieder — zu dem Schluss kommen, dass kein Mann weit und breit so sexy ist wie er, und trotzdem musst du wieder allein ins Bett und bist frustriert.
    Besonders schlimm kam sie die Sache an, weil sie genau wusste, dass Luiz Rozsak sie ebenfalls sexuell attraktiv fand. Der Captain verbarg es sehr gut, und der weibliche Marines-Lieutenant war sich ziemlich sicher, dass niemand sonst, außer der I.O. vielleicht, etwas davon bemerkt hatte. Dennoch hatte Thandi keinen Zweifel, dass sie den Mann erregte. Sie war zwar nicht gerade eine erfahrene Femme fatale, aber auch keine unschuldige Jungfrau. Solche Geschöpfe existierten nicht auf Ndebele, ihrer Heimatwelt.
    Nachdem sie die Tür geschlossen und sich vergewissert
    hatte, dass sie verriegelt war, lehnte sie sich dagegen, verschränkte die Arme und seufzte tief.
    Eigentlich war sogar das noch nicht das Schlimmste. Am schwersten zu ertragen war vielmehr, dass sie durchaus begriff - oder sich zumindest sehr sicher war -, weshalb Rozsak keinen Annäherungsversuch unternahm. Das machte den Mann für sie nur reizvoller: weil er im Grunde nur ihr Bestes wollte.
    Sein Bestes natürlich auch. Thandi war sich darüber im Klaren, welch außerordentlich großer Ehrgeiz Rozsak beherrschte und mit welchem Können und, wenn nötig, welcher Rücksichtslosigkeit er diesen Ehrgeiz verfolgte. Manche andere junge Frau - wahrscheinlich die meisten anderen jungen Frauen - hätten sich von dieser Erkenntnis abgestoßen gefühlt. Doch diese jungen Frauen waren nicht auf einem der übelsten unter den vom OFS beherrschten Höllenlöchern geboren und aufgewachsen. Auf Ndebele waren die Männer entweder kaltblütige Karrieristen oder, und das galt für neunzig Prozent von ihnen, so weit eingeschüchtert, dass sie ihr Leben unter Bedingungen verbrachten, die der Leibeigenschaft gleichkamen. Das Gleiche galt für die Frauen, nur dass der Prozentsatz noch übler aussah. Als Thandi sechzehn wurde, hatte sie sich entschieden, dass sie sich komme, was wolle, nicht mit einem Leben als Sklavin des OFS begnügen würde.
    Da sie keine andere Möglichkeit gesehen hatte, war sie in die Streitkräfte eingetreten. Den solarischen Streitkräften, nicht einer der Hilfstruppen, die die Liga unterhielt, wie den Grenztruppen. Sie wollte nichts mit dem OFS zu tun haben, obwohl dort die Anforderungen zum Beitritt niedriger waren. Thandi war jedoch überdurchschnittlich intelligent und hatte sich schon als Schülerin beworben, deshalb konnte sie die Offizierslaufbahn anstreben, statt Fußvolk zu werden. Die regulären Streitkräfte der Solaren Liga akzeptierten bereitwillig Offiziersanwärter von Protektoratsplaneten, auch wenn deren Karriereaussichten alles andere als glänzend waren.
    Beim OFS hätte sie nie in die höheren Ränge aufrücken können.
    Selbst bei ihrer Intelligenz und ihren guten Noten war es mit ihrer Herkunft nicht leicht gewesen, wirklich angenommen zu werden. Es hatte sie kaum überrascht, dass sie sich mit den Marines begnügen musste, statt zur Navy zu kommen, was sie persönlich vorgezogen hätte. Außerdem musste sie dem Anwerbungsoffizier der SLN während der Wochen, die der Prozess in Anspruch nahm, sexuell zu Diensten sein, bevor er sich einverstanden erklärte, dafür zu sorgen, dass ihr Antrag durchkam.
    Das hatte sie nicht besonders gestört. Sie hatte diese Dienste nicht zum ersten Mal leisten müssen, denn sexuelle Ausbeutung war auf Protektoratswelten unter der Jurisdiktion des OFS gang und gäbe. Auf Ndebele ganz gewiss. Und wenigstens war der Anwerbungsoffizier ein recht angenehmer Mensch gewesen, der sich bei der ganzen Sache versuchte, wie ein Gentleman zu benehmen - ganz anders als der viehische Fabrikmanager, der sie als Teenagerin zu einer seiner Konkubinen gemacht hatte; zum Ausgleich hatte sie abends die Schule besuchen dürfen, anstatt zu arbeiten. Als ihr Freund Einwände erhob, hatte der Manager ihn bewusstlos prügeln lassen.
    Als sie sich an diesen alten Freund erinnerte, spannte Thandi die verschränkten Arme an und schob die Erinnerung mit Mühe beiseite. Er war ein süßer Junge gewesen, das stimmte schon. Und bis er achtzehn wurde, hatte man ihn so weit gebrochen, dass er sich widerspruchslos in das Sklavendasein fügte.
    Ihn hatte sie mit allem anderen hinter sich zurückgelassen.

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