Honor Harrington: Im Donner der Schlacht: Roman (German Edition)
hatte, als die Regierung High Ridge eigenmächtig beschlossen hatte, ihren Teil der Verpflichtungen ihren Verbündeten gegenüber einfach nicht mehr zu erfüllen.
»Eine Entscheidung ist eine Entscheidung, und dabei bleibt man auf Erewhon, nicht wahr?«, sagte sie. Benjamin nickte.
»Verlässlicher als so manche Sternnation, die ich spontan aufzählen könnte«, meinte er. »Wo wir gerade dabei sind: Wie nehmen die Andermaner das eigentlich alles auf?«
Gequält blickte Elizabeth ihn an.
»Nicht gerade der diplomatischste aller Themenwechsel, Benjamin!«
»Für Diplomatie habe ich meine Profis – Uriah etwa«, gab der Protector zurück. »Dies hier ist, wie Ihnen sicher nicht entgangen ist, keine offizielle Erkundigung über bilaterale diplomatische Kanäle – ich frage Sie etwas, von Freund zu Freundin.«
»Richtig, das ist mir nicht entgangen.« Einen Augenblick lang blieb Elizabeths Blick noch streng. Doch dann grinste sie schief. »Bisher war keine Zeit, mit Gustav offizielle diplomatische Noten über die Lage auszutauschen. Aber die Reaktionen seines Botschafters und die der andermanischen Offiziere, die immer noch zur Achten Flotte abkommandiert sind, lassen mich vermuten, dass Gustav nicht sonderlich geneigt ist, sich aus der Allianz zurückzuziehen. Auf jeden Fall deutlich weniger, seit wir ihm von dieser Killer-Nanotechnologie erzählt haben. Sämtliche unserer Analysen der politischen Dynamik Neu-Potsdams lassen vermuten, dass Prinz Huang und Herzog von Ravenheim noch am ehesten als Anhänger Manticores am andermanischen Hof angesehen werden können. Bei Huang ist das allerdings eher auf pragmatische und taktische Überlegungen zurückzuführen als darauf, dass er unserer Sternnation besondere Sympathie entgegenbrächte. Wahrscheinlich wegen der Vehemenz, mit der er sich für den Abolitionismus einsetzt, und weniger wegen seiner pro-manticoranischen Tendenzen ist er auf der Abschussliste der Mesaner gelandet. Gerade jetzt, wo Mesa versucht hat, ihn umzubringen und dabei seinen Jüngsten ermordet hat, wird er nicht weniger als zuvor pro Ballroom sein! Gustav selbst hat sich nie so offen gegen die Gensklaverei gestellt wie Huang. Doch auch er wird die Ermordung seines Neffen nicht gerade wohlwollend aufgenommen haben.«
»Was noch lange nicht heißt, dass unsere pragmatischen Freunde sich zusammen mit uns dem solarischen Moloch entgegenzustellen bereit sind, ganz egal, wie sauer die auf Mesa sind!«, gab Benjamin zu bedenken.
»Richtig«, meinte Elizabeth und lächelte eisig. »Aber wenn Filareta erst fertiggemacht ist, wird jemand wie Gustav darüber nachdenken, wie wünschenswert es doch wäre, auf der Seite des Siegers zu stehen. Ich persönlich hatte noch nie sonderlich imperialistische Ambitionen. Ganz ehrlich: am liebsten hätte ich mich auf ein Imperium erst gar nicht eingelassen. Die plötzliche Expansion wird wahrscheinlich den Charakter des Alten Sternenkönigreichs dramatisch verändern. Aber ich bin ja auch kein Nachfahr von Gustav Anderman, und die Andermaner denken nun einmal äußerst imperialistisch.«
»Leider«, meinte Benjamin. »Deswegen stellt sich meines Erachtens ja auch folgende Frage: Wie wird es Gustav gefallen, plötzlich zwischen Silesia und dem Talbott-Quadranten, zwei Ausläufern des Sternenimperiums, eingezwängt zu sein?«
»Wollen wir hoffen, dass sich das nicht so bald zu einem Problem auswächst. Nicht, dass sich das ewig aufschieben ließe.« Elizabeth seufzte. »Am liebsten hätte ich alles ganz einfach, unkompliziert und ohne unerfreuliche Nachwirkungen. Wenigstens einmal!«
»Ach, das wäre wirklich nett, nicht wahr?« Benjamin grinste und schüttelte den Kopf. »Aber das wird nicht passieren, nie, glauben Sie mir! Ihr jungen monarchistischen Spätzünder habt doch keine Ahnung! Viereinhalb Jahrhunderte – pah!« Er schnippte mit den Fingern. »Warten Sie ab, bis Ihr Reich erst einmal tausend Jahre lang besteht so wie bei uns Mayhews. Sie wären erstaunt, wie viele Gelegenheiten man als Staatsoberhaupt bekommt, alles nur Erdenkliche falsch zu machen, bloß weil man nicht an unerfreuliche Nachwirkungen in der Zukunft gedacht hat! Die nämlich kommen immer zum unpassendsten Augenblick!«
Kapitel 16
»Signal von Admiral Truman, Hoheit!«, verkündete Lieutenant Commander Harper Brantley.
»Legen Sie’s auf Display zwo«, erwiderte Honor, ohne den Blick vom Hauptplot abzuwenden.
Mit einem zuversichtlichen Schnurren presste Nimitz die Nase gegen ihre Wange.
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