Honor Harrington: Im Donner der Schlacht: Roman (German Edition)
dann?«
»Nun ja, zunächst einmal«, meldete sich Mikulin zu Wort, »würden dann sehr viele Menschen überleben, die ansonsten im Gefecht gefallen wären. Und es würde schlüssig belegen, dass die Navy der Sollys es nicht mit manticoranischer Waffentechnologie aufnehmen kann.«
»Tatsächlich?«, fragte White Haven nach. »Würde das wirklich Ihre waffentechnische Unterlegenheit beweisen?«
»Wie bitte?« Mikulin blickte ihn an: verdutzt, nicht ungläubig. Erneut zuckte White Haven mit den Schultern.
»Was Crandall widerfahren ist, hat genau das doch jedem bereits deutlich gezeigt – zumindest jedem mit einem IQ oberhalb von Zimmertemperatur«, gab er zu bedenken. »Trotzdem haben die eine ganze Flotte bis nach hier draußen geschickt. Die verdammten Mandarine sind nach wie vor bereit, Millionen Leute sterben zu lassen. Sie wollen nicht einmal in Erwägung ziehen, sie könnten unrecht haben. Allein der Name, den sie für diesen Einsatz gewählt haben, beweist das doch wohl zur Genüge: Unternehmen Heiliger Zorn!« White Havens Stimme troff vor Verachtung. »Das zeigt doch ziemlich genau, wie sie den Bürgern der Liga diesen Einsatz verkaufen wollen, richtig? Die Mandarine glauben immer noch, sie könnten das System austricksen! Es kümmert sie einen feuchten Dreck, dass sie dabei mit dem Feuer spielen – solange sich bloß jemand anderes die Finger verbrennt!«
White Haven hielt inne und ließ den Blick, der brannte wie blaues Eis, über die Anwesenden schweifen.
»Also, was wird passieren? Was werden die unternehmen, wenn die Flotte, die sie ausgeschickt haben, einfach wieder kehrtmacht und die Heimat ansteuert, ohne einen einzigen Schuss abzugeben?«, fuhr er fort. »Werden die dann plötzlich offen zugeben, dass ihre sogenannte Strategie von vornherein zum Scheitern verurteilt war? Werden die zugeben, dass sie sehenden Auges geradewegs in die Katastrophe hineinspaziert sind? Ach, werden die überhaupt zugeben, dass es nur deswegen zu einem Rückzug gekommen ist, weil sie endlich kapiert haben, dass sie es nicht mit uns aufnehmen können? Werden die überhaupt erwähnen, dass wir diesen Rückzug bewusst zugelassen haben, statt deren ganze Flotte einfach in winzige Staubteilchen zu zerblasen? Nein, natürlich nicht! Die werden das doch nach Kräften so darstellen, als hätten sie nur wieder einmal angesichts unserer Streitsucht Zurückhaltung geübt. Offiziell wird es dann heißen, sie hätten nicht etwa gewendet, weil sie genau gewusst hätten, dass man ihnen gewaltig in den Arsch treten würde. Offiziell wird Filareta sich zurückgezogen haben, weil klar geworden ist, dass unsere Regierung so hoffnungslos dämlich und blutrünstig ist, dass sie es wirklich auf einen Kampf ankommen lassen wolle, obwohl Manticore diesen Kampf doch unmöglich gewinnen könne! Die Mandarine werden erklären, sie seien schlichtweg nicht bereit gewesen, unsere Besatzungen abzuschlachten. Schließlich können unsere armen Raumschiffer ja nichts dafür, dass unsere Regierung eine derart unredliche, imperialistische Politik betreibt! Genau das erzählen die Sollys doch ohnehin schon die ganze Zeit. Statt die Lage also eskalieren zu lassen, hätten sie sich zur Zurückhaltung entschlossen, während Ihre Majestät bereit gewesen sei, das Leben der Besatzungen ihrer Schiffe achtlos fortzuwerfen!«
»Das …« Kurz stockte Grantville und blickte seinen Bruder an. Dann schüttelte er den Kopf. »Es tut mir wirklich leid, Ham, aber das würde doch nicht einmal die Solly-Öffentlichkeit schlucken!«
»Vielleicht nicht«, warf Vizeadmiral Trenis nachdenklich ein. »Sogar wahrscheinlich nicht. Aber das heißt noch lange nicht, dass Kolokoltsov und seine Mandarine es nicht trotzdem versuchen, Herr Premierminister. Wie der Earl von White Haven sagt: Es passt zu der Propaganda, die von den Mandarinen schon seit geraumer Zeit ausgestreut wird. Und seien wir doch ehrlich: Die haben es geschafft, der Öffentlichkeit eine ganze Menge Dinge zu verkaufen, die beinahe ebenso absurd waren.«
»Das ist, weiß der Prüfer, nur zu wahr!«, meinte Benjamin nun. »Mir wäre es ja auch lieber, wenn Hamish unrecht hätte, Willie. Aber leider fürchte ich, dass das nicht der Fall ist!«
»Und selbst wenn die genau wüssten, dass sie damit langfristig gesehen unmöglich durchkommen«, setzte Mikulin bärbeißig hinzu, »könnten die durchaus annehmen, zumindest vorerst damit durchzukommen, solange sie nur alle laut genug ihre Lügen verbreiten und dabei
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