Honor Harrington: Im Donner der Schlacht: Roman (German Edition)
ganz vertrauen können: Er musste in der Lage sein, Manticore sehr eindringlich vor diesem Schritt zu warnen.
Und jetzt wirst du einfach den Verdacht nicht los, sie könnten Crandall mit genau der gleichen ›Sie-sind-doch-nur-ein-Ablenkungsmanöver‹-Erklärung nach Talbott geschickt haben, was, Massimo? Vor allem, wo du bloß hier herumsitzt und auf diese verdammten Raketenschlepper wartest!
Das war der letzte Puzzlestein gewesen, den Filareta gebraucht hatte, um über genau die Sorte ›paranoider Verschwörungstheorie‹ nachzudenken, die Burrows so rundweg ablehnte. Am elften April hatte Filareta den Befehl erhalten, das Eintreffen einer massiven Verstärkung zu erwarten. Zugleich hatte man ihn angewiesen, allerspätestens am fünfundzwanzigsten des Monats aufzubrechen. Ganz offenkundig hatte man den Verband, den er erwarten sollte, bereits vor geraumer Zeit losgeschickt. Der Zeitplan war eng bemessen. Dennoch war Filareta zuversichtlich gewesen, den befohlenen Auslauftermin einhalten zu können. Nur dass er zwei Tage später den Befehl erhalten hatte, auf einen Konvoi Munitionsschiffe zu warten, die mit den neuesten Schiff-Schiff- und Systemverteidigungsraketen der Firma Technodyne bestückt seien. Kurz darauf traf eine Depesche ein, in der dieser Befehl erläutert wurde: Die Wartezeit würde den Auslauftermin um nicht mehr als achtundvierzig Stunden verzögern, vorausgesetzt natürlich, die Raketenschlepper würden ihrerseits keine weiteren Verzögerungen erdulden müssen.
Es hatte Filareta überrascht zu erfahren, dass Technodyne seinem Verband überhaupt etwas lieferte. Schließlich war der Waffenhersteller immer noch in einen erbitterten Rechtsstreit verwickelt. Doch dann hatte sich der Flottenadmiral seine Befehle etwas genauer angeschaut und etwas Erstaunliches festgestellt: Die angebliche Technodyne-Lieferung stammte aus dem Mesa-System.
Sonderbar. Denn in diesem Sonnensystem gab es keine Produktionsstätten von Technodyne.
Allerdings gab es auf Mesa einen Firmensitz des Konzerns. Der Versandauftrag könnte also durchaus von dort stammen, nur nicht die Raketen. Außer sie waren in Wirklichkeit gar nicht von Technodyne produziert worden. Oder die Raketen stammten aus Munitionsvorräten, die jemand – jemand anderes als die Solarian League Navy – in besagtem System angelegt hatte.
Soweit Filareta wusste, hatte nicht einmal Burrows diese Diskrepanz bemerkt. Sein Stabschef hatte sich auch nicht die Fahrtzeiten angeschaut, die hierbei von Bedeutung waren. Ach, wäre irgendjemand über besagte Fahrtzeiten gestolpert, hätte man ihn sicher mit der Erklärung abgespeist, die Munitionsschlepper seien während des Transits versehentlich umgeleitet worden – genau wie bei den Superdreadnoughts, die unerwartet Filaretas Verband unterstützten. Doch Massimo Filareta war nicht Irgendjemand. Er war sich völlig sicher, dass besagte Raketen Mesa bereits verlassen hatten, bevor sein Einsatzbefehl auf Alterde überhaupt abgefasst worden war. Man hatte diese Raketen auch nicht während des Transits ›umgeleitet‹. Sie waren von Anfang an für Tasmania bestimmt gewesen … Das wiederum bedeutete, dass der gleiche Unbekannte, aus dessen Vorrat sie stammten, darauf gebaut hatte, dass an Filaretas Verband genau die Befehle ergingen, die dann erteilt worden waren.
Diese Befehle waren eine Konsequenz aus dem, was zuvor Sandra Crandall widerfahren war.
Nahm man das alles zusammen, erschienen die ach so lächerlichen Behauptungen der Mantys, was Mesa betraf, plötzlich überhaupt nicht mehr lächerlich. Und dass Technodyne ausgerechnet an Schiffskillerraketen mit größerer Reichweite gearbeitet hatte, was war das doch für ein Zufall! Und dann auch noch Raketen, die sich von Bord der Schiffe aus starten ließen! Dass es diese Raketen genau zu dem Zeitpunkt gab, da die Analysten in Chicago endlich begriffen, welche Reichweite die manticoranischen Raketen tatsächlich hatten, war ein weiterer Zufall. Bei so viel Zufällen noch an Zufall zu glauben, fiel Filareta schwer.
Nein , dachte er nun, ließ das Weinglas sinken und starrte nachdenklich hinein. Nein, du bist nichts als ein Pulser, den deine ›Freunde‹ auf Manticore gerichtet haben, Massimo! Genauso ist es auch Crandall ergangen. Und noch jemand muss über diese ganze Sache Bescheid wissen – jemand daheim im Solsystem. Nur so können diese oh-so-glücklicherweise verfügbaren Raketen derart rasch in die Befehlskette eingereiht worden sein. Vielleicht ist es
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