Honor Harrington: Im Donner der Schlacht: Roman (German Edition)
dass diese Kleinigkeit Bände darüber sprach, wie jämmerlich die medizinische Versorgung und vor allem die medizinische Vorsorge in der Volksrepublik Haven gewesen waren. In der wieder ins Leben gerufenen Republik arbeitete man nach Kräften daran, sich um sämtliche Probleme zu kümmern, die sich eigentlich leicht hätten vermeiden lassen – beispielsweise Zahnerkrankungen. Doch bislang war noch nicht annähernd alles geschafft, was es zu schaffen galt.
Lieutenant Dahmer, der Skipper des Bootes, konnte von Glück reden, dass Anton Zilwicki, was Sensorsysteme und Kommunikationseinrichtungen betraf, im Laufe der Jahre schon wieder mehr entfallen war, als der kränkelnde Signaloffizier je gelernt hatte. Das erklärte auch, warum nun Zilwicki die Displays im Auge behielt, während das kleine Schiff stetig in Richtung Haven beschleunigte. Nun beugte sich der Manticoraner vor, hantierte an einigen Instrumenten und betrachtete stirnrunzelnd die Icons auf seinem Bildschirm.
»Was?«, fragte Victor Cachat sofort, und Zilwicki blickte ihn über die Schulter hinweg an.
»Was ›was‹?«
»Sie sagten, und ich zitiere wörtlich: ›Na, das ist ja’n Ding!‹«
»Tatsächlich?« Zilwicki hob beide Augenbrauen und seufzte. »Das ist kein gutes Zeichen, Victor. Wenn man mit Selbstgesprächen anfängt, meine ich.« Er schüttelte den Kopf. »Ich hoffe, es gelingt Ihnen, diese Art geistigen Verfalls zu vermeiden, wenn Sie erst einmal in mein Alter kommen.«
Der Havenit bedachte ihn mit einem finsteren Blick. Victor Cachat besaß immense Fähigkeiten, war geradezu hochbegabt – aber nur auf sehr speziellen Gebieten. Auf äußerst speziellen Gebieten. Jemand musste umgebracht werden? Victor Cachat war genau der Richtige für diese Aufgabe. Es galt, ein Schloss zu knacken, einen Erpresser dazu zu bringen, seine Fehler einzusehen? Ein Spionageabwehrcoup wurde gebraucht, perfekt durchgeführt und nicht nachvollziehbar? Galt es, ein planetares Regime zu destabilisieren? Firlefanz! Reine Bagatellen! Für so etwas spielte Victor Cachat wirklich in einer anderen Liga.
Aber außerhalb seiner … Kernkompetenzen war all seine Tüchtigkeit wie weggeblasen. Wenn es um elektronische Systeme ging (ausgenommen natürlich Systeme, die etwas mit Explosionen, Brandstiftung und Zerstörung im Allgemeinen zu tun hatten), dann lief Cachat nicht gerade zur Höchstform auf. Gelinde gesagt. Genau das hingegen war Zilwickis Spezialgebiet. Er gehörte zweifellos zu den besten Hackern, Cybernetikern und Molycirc-Zauberern der gesamten Galaxis. Und was im Augenblick noch schlimmer war: Zilwicki war ausgebildeter Raumoffizier und somit auf der Brücke eines Schiffes ganz und gar in seinem Element. Im Gegensatz zu Cachat war für ihn die Überwachung und Auswertung entsprechender Displays ebenso selbstverständlich wie zu atmen.
»Wissen Sie«, fuhr Cachat fort, »es wäre eine echte Tragödie, wenn unsere durchaus wirkungsvolle Zusammenarbeit ein katastrophales Ende nähme, bloß weil einen von uns beiden plötzlich und unerwartet das Ableben ereilte.«
»Wie kommen Sie denn nur darauf?« Zilwicki klang immer noch sehr ernst. Doch in seinen dunklen Augen funkelte es, und seine Mundwinkel zuckten kaum merklich. »Geht es Ihnen nicht gut, Victor? Sie haben doch nicht etwa auch Probleme mit Ihren Zähnen, oder?«
»Oh nein.« Zuckersüß lächelte Cachat ihn an. » Mir geht es bestens!«
»Ach, jetzt hört schon auf, ihr beiden!«, mischte sich Yana ein. Beide Männer blickten sie an. Angewidert schüttelte Yana den Kopf. »Wirklich, ich habe schon Dreijährige erlebt, die erwachsener wirkten als ihr zwei!«
»He, er hat angefangen!«, verteidigte sich Cachat und deutete mit dem Zeigefinger anklagend auf Zilwicki.
»Stimmt nicht!«
»Stimmt wohl!«
»Nein!«
»Doch!«
»Schluss jetzt!« Yana gab Cachat einen Klaps auf den Hinterkopf und wedelte dann mit dem Zeigefinger unmittelbar unter Zilwickis Nase herum. »Victor ist nicht der Einzige, den Sie mit diesen Spielchen reizen, Anton. Also glauben Sie bloß nicht, ich lasse Ihnen das durchgehen!«
»Aus reiner Neugier: Was genau wollen Sie denn dagegen unternehmen?«, erkundigte sich Zilwicki mit sanfter Stimme.
»Ich? Gar nichts.« Yanas Lächeln fiel noch honigsüßer aus als zuvor Cachats. »Zumindest nicht gleich. Nein, ich werde Ihr Verhalten lediglich Ihrer Majestät gegenüber ansprechen. Sie werden doch gewiss nicht wollen, dass Berry Sie dafür ins Gebet nimmt, unablässig Victor
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